Endlich ist wieder Eiszeit in Düsseldorf
Stadtteilchen: Das schönste am Frühling ist das erste Eis — einfach zum Dahinschmelzen, findet WZ-Autorin Inge Hufschlag.
Totgesagte leben bekanntlich länger. Quicklebendig strahlt Claudio Camerin wie eh und je aus seinem Eis-Café Pia. Seit 35 Jahren führt er den beliebten Laden an der Kasernenstraße - immer von kurz-nach-Karneval bis in den Goldenen Oktober hinein.
Ein Sommer ohne Pia, ohne Claudio? Undenkbar! Schon die Renovierung meiner vor fünf Jahren in direkter Nachbarschaft gemieteten Wohnung hätte ich kaum überstanden. Gleich am Anfang der Arbeiten platzte ein Wasserrohr. Eine komplette Wand musste rausgerissen und Bad und Toilette tagelang stillgelegt werden. Womit die Handwerker prima klar kamen. Sie hatten eine coole Lösung gefunden: Immer, wenn Sie ein Bedürfnis verspürten, machten sie Pinkelpause bei Pia und genehmigten sich ein Eis. Es war ein heißer Sommer.
Wenn Pia aufmacht, kommt der Frühling in die Stadt. Doch mitten in die Vorfreude auf die nächste Eiszeit platzte in den ersten Januar-Tagen eine schlimme Nachricht: Eine Düsseldorfer Zeitung hatte ihn totgesagt. Den Laden? Nein, viel schlimmer, den allseits beliebten Claudio. Es war ein Schock, nicht nur in der Carlstadt. Alle redeten miteinander und über Claudio. Keiner wollte es glauben.
Musste man auch nicht. Denn jetzt ist er wieder da. Wie einst Schneider Wibbel. Auch so ein totgesagter Düsseldorfer, der dann plötzlich wieder auftauchte. Als sein angeblicher Zwillingsbruder, nachdem er sich zuvor weit aus dem Fenster gelehnt und seine eigene Beerdigung kommentiert hatte: „Nä, watt bin ich für ne schöne Leich!“ Aber das ist eine andere Geschichte mit anderen Umständen, nachzulesen bei Hans Müller-Schlösser, jahrelang zu sehen auf Düsseldorfer Theaterbühnen und täglich zu erleben gar nicht weit von Pia, wenn sich um 11, 13,15,18 und 21 Uhr die Fensterläden der Schneider-Wibbel-Uhr öffnen.
Die Schreckensmeldung über Claudio war glücklicherweise nur eine peinliche Verwechslung. Sie erreichte Camerin selbst in Italien, morgens um 6 Uhr. Kurz zuvor war sein Onkel Gino Zussa gestorben, bei dem er als 18-jähriger in dem Düsseldorfer Eis-Café als Aushilfe begonnen hat. Als Claudio von dem ihm zugeschriebenen Schicksal erfuhr, telefonierte er sofort mit seinen Freunden. Von wo, wollten die wissen. „Aus dem Paradies“, antwortete der Herr über mehr als 30 Eissorten fröhlich: „Vor mir stand ein Glas Pro Secco und es gab herrliches Essen. Das ist doch wie im Paradies.“