Raubkunst Stadt Düsseldorf gibt Rubens-Bild an die jüdischen Mosse-Erben zurück

Düsseldorf · „Büßende Maria Magdalena“ war ein Geschenk des Sammlers Moritz J. Binder. Dem Mann, der den Nazi-Politiker Göring beriet.

Um dieses Bild geht es: Teilkopie nach Peter Paul Rubens, nach 1600, Die büßende Maria Magdalena, Öl auf Leinwand,Kunstpalast Düsseldorf. 

Um dieses Bild geht es: Teilkopie nach Peter Paul Rubens, nach 1600, Die büßende Maria Magdalena, Öl auf Leinwand,Kunstpalast Düsseldorf. 

Foto: Kunstpalast – Horst Kolberg

Schon wieder meldet die Stadt die Restitution eines Gemäldes aus dem Kunstpalast. Es handelt sich um „Die büßende Maria Magdalena“, die sich vormals im Kaiser-Friedrich-Museum Berlin befunden hat, wobei nie geklärt wurde, ob es sich um ein Werkstattbild, ein Original oder eine Kopie handelte. Es gehörte einst dem jüdischen Sammler Rudolf Mosse und geht an die Nachfahren von Felicia Lachmann-Mosse zurück. Der Kulturausschuss hatte zuvor einstimmig der Rückgabe zugestimmt, mit dem Wissen, dass seit den Washingtoner Prinzipien von 1998 Raubkunst in öffentlichen Museen aufzuspüren und nach gerechten Lösungen für die Erben der NS-Opfer zu suchen ist.

Ähnlich wie bei dem von den Nazis verfolgten jüdischen Kunstsammler Max Stern riefen die Nachfahren Mosse 2017 ein Forschungsprojekt, die Mosse Art Research Initiative (MARI) an der FU Berlin ins Leben. Anders als bei den Streitigkeiten der Stadt mit der Stern-Stiftung über eine Ausstellung in Düsseldorf und Ansprüche auf Bilder (wir berichteten), herrscht in diesem Fall Einigkeit. Ziel der Initiative ist es, die einst berühmte Sammlung Mosse aufzuspüren. Rudolf Mosse (1843-1920) war ein liberaler Zeitungsverleger und Philanthrop, der um 1900 eine der umfangreichsten und bedeutendsten privaten Kunstsammlungen in Berlin angelegt und im „Mosse-Palais“ präsentiert hatte. Seine Alleinerbin Felicia Lachmann-Mosse musste schon 1933 die Sammlung abtreten und mit ihrem Mann fliehen. Die Werke wurden zwangsversteigert, nicht aber die „Büßende Magdalena.

Hier kommt Moritz Julius Binder ins Spiel, der seine Sammlung dem Museum schenkte, nicht direkt, sondern über seine Sekretärin nach dessen Tod. Es handelt sich um „weit über hundert Objekte“, wie Sammlungsleiterin Barbara Til auf Anfrage bestätigt. Darunter befinden sich bekannte Gemälde wie „Jonas und der Walfisch“ des flämischen Malers Pieter Lastmann oder die Elfenbeinskulptur von Leonard Kern, dem wichtigsten Bildhauer Süddeutschlands im 17. Jahrhundert. Aus dem 16. Jahrhundert stammt eine anonyme Skulptur zu Adam und Eva. Es gibt auch viele kunsthandwerkliche Dinge von geringerem Wert.

Dem Kunstpalast droht weiteres Ungemacht, denn die Stadt lässt nun  die gesamte  Schenkung Moritz J. Binder systematisch überprüfen. Grund dafür gibt die Vita. Binder war Kunsthistoriker und Kunstsammler, 1913 bis 1934 leitete er als Direktor das Berliner Zeughaus. Nach seiner Entlassung aus dem Staatsdienst wurde er Berater des Berliner Kunsthändlers Johannes Hinrichsen, beriet aber auch Hermann Göring, den Gründer der Gestapo und Verantwortlichen der Konzentrationslager, bei dessen Kunstkäufen. Damit hatte er auch Zugriffsmöglichkeit für beschlagnahmte Ware. Er war nachweislich in den Handel von Kulturgütern involviert, die die NS-ihren Besitzern entzogen hat.

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