Staatsanwalt: Hetzjagd an der Kö war Totschlag

Anklage gegen die drei Tatverdächtigen ist fertig. Termin für den Prozess unklar.

Düsseldorf. Um sein Leben gerannt war Ömer H. am 5. November vergangenen Jahres auf der Königsallee. Doch seine Verfolger waren schneller. Der 24-Jährige wurde zunächst geschubst, stürzte im Kö-Center in eine Schaufensterscheibe und soll anschließend noch misshandelt worden sein.

Ömer H. starb an den Verletzungen wenig später in der Uni-Klinik. Nun ist die Anklage der Staatsanwaltschaft fertig: Wegen Totschlags sollen sich Mohammed T. (23) und Ibrahim H. (24) vor dem Landgericht verantworten. Ein 22-Jähriger mutmaßlicher Mittäter wird wegen „Beteiligung an einer Schlägerei“ auf der Anklagebank sitzen. Auch das kann mit einer Haftstrafe von bis zu drei Jahren bestraft werden.

Ausgangspunkt des Verbrechens war die Diskothek Checker’s, wo die drei Verdächtigen gegen vier Uhr morgens mit dem späteren Opfer in Streit gerieten. Worum es ging, ist bis heute unklar. In der Anklageschrift ist von „Palaver“ die Rede.

Jedenfalls lief der Familienvater plötzlich davon und wurde von Mohammed T. und Ibrahim H. verfolgt. Der 23-Jährige holte, so führen es die Ankläger aus, Ömer H. ein, stieß ihn zu Boden und hielt seinen Fuß fest. Dabei verlor das Opfer einen Schuh. Ibrahim H. soll bereits da auf den Mann eingetreten haben.

Doch Ömer H. gelang es, sich noch einmal aufzurappeln, er stand auf und lief in Richtung des Ganges, der zu MCM führt. Hier wurde er laut Anklage erneut geschubst und stürzte in die Schaufensterscheibe, die zu Bruch ging. Bis zu diesem Zeitpunkt wäre das Tatgeschehen höchstwahrscheinlich von der Staatsanwaltschaft als Körperverletzung mit Todesfolge gewertet worden.

Doch einige Tage später tauchten Bilder auf, die von der Überwachungskamera eines Geschäftes gemacht wurden. Die zeigten, dass Ömer H. bereits schwer verletzt in der Scheibe lag und dennoch von seinen Verfolgern weiter traktiert wurde. So soll einer der Täter ihn mit voller Wucht vor den Kopf getreten haben. Dadurch könnte sich der 24-Jährige die schweren Schnittverletzungen zugezogen haben, die später zu seinem Tod führten.

Der 22-Jährige soll nicht direkt an der Tat beteiligt gewesen, sondern erst später hinzu gekommen sein. Er soll aber Passanten im Kö-Center beruhigt und zurückgedrängt haben, die Ömer H. offenbar zu Hilfe kommen wollten.

Der Tod des 24-Jährigen, der Vater von Zwillingen war und beim Fußballclub Vatangücü aktiv war, hatte große Betroffenheit ausgelöst. Zur Beerdigung von Ömer H. waren rund 500 Familienangehörige und Freunde erschienen. Außerdem löste der Fall eine intensive Diskussion um die zunehmende Gewaltbereitschaft im Düsseldorfer Nachtleben, vor allem in der Altstadt, aus.

Wann der Prozess gegen das Trio stattfinden wird, steht noch nicht fest.

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