St. Peter: Dachdecker bleibt unbestraft

Das Gericht stuft die Schuld des 21-jährigen Gesellen an dem Großbrand als nur gering ein. Das Verfahren wurde eingestellt.

<strong>Düsseldorf. Vor Erleichterung strahlte der 21-jährige Dachdecker über das ganze Gesicht. Das Verfahren gegen ihn wegen fahrlässiger Brandstiftung wurde eingestellt. Denn seine Schuld an dem verheerenden Brand in St. Peter am 20. Juni 2007 ist "nur gering", betonte Jugendrichterin Nicole Marci. Der 21-Jährige muss eine Geldauflage von 1200 Euro zahlen. Das Medieninteresse an dem Prozess vor dem Amtsgericht war groß. Zusammengesunken saß der junge Mann auf der Anklagebank. Ihm war deutlich anzumerken, dass ihn die größte Düsseldorfer Brandkatastrophe der Nachkriegszeit noch heute beschäftigt. Besonders tragisch: Er hatte das Feuer im Dachstuhl der Kirche verursacht, nur fünf Tage nachdem er seine Ausbildung zum Dachdecker abgeschlossen hatte. Gemeinsam mit einem Kollegen hatte er an dem Tag die Aufgabe, mit selbstklebenden Bahnen die Regenrinne auf dem Sims des Kirchendaches abzudichten. "Dazu brauchte ich eine staubfreie Oberfläche", erinnerte sich der Geselle gestern. Um den Staub zu entfernen, habe er schließlich zum Gasbrenner gegriffen. Ein folgenschwerer Fehler: Denn nur wenige Minuten später qualmte der Dachstuhl lichterloh. "Die Macht des Qualms hat mich überrannt", sagte er. Eigentlich habe er den Umgang mit einem Gasbrenner während eines Seminars gelernt, gab er zu. Dem Feuer habe er selbst nicht mehr Herr werden können. "Die Öffnung war einfach zu klein." Die Steinmetze, die ebenfalls auf der Baustelle arbeiteten, hatten zu dem Zeitpunkt bereits die Feuerwehr gerufen.

Seine Kollegen beschrieben ihn vor Gericht als zuverlässig

Der Geselle arbeitet weiterhin im Dachdeckerbetrieb Maassen, seine Kollegen und auch sein Chef stehen geschlossen hinter ihm. "Er arbeitete immer äußerst zuverlässig", sagte beispielsweise der 64-jährige Dachdecker, der am Tattag gemeinsam mit ihm an der Rinne gearbeitet hatte. Er habe dem Feuer nur hilflos zuschauen können, erinnerte er sich mit leiser Stimme. Die Zerstörung der Kirche habe ihn sehr getroffen: "Das ist ja schließlich kein Hühnerstall, bei dem man sagt: Gut, dass der weg ist." Der Gesamtschaden liegt wohl bei rund sieben Millionen Euro.

"Es ist eine große Belastung für ihn, dass er das angerichtet hat", sagte der Anwalt des Angeklagten. Amtsrichterin Nicole Marci hatte ebenfalls Mitleid mit dem jungen Mann: "Er hatte nicht viel Erfahrung. Deshalb würde ich ihn nur ungern verurteilen." Eine Einstellung des Verfahren sei daher die beste Lösung.

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