Spielplatzpaten Die strengen Adleraugen neben dem Sandkasten

Düsseldorf · Seit der Wiedereröffnung der Spielflächen achten die Ehrenamtlichen auch auf die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln.

 Spielplatzpatin und Tagesmutter Nena de Roos (hier mit Ben und Laura) schaut, dass Abstand und Hygiene auf dem Spielplatz Im Dahlacker stimmen.

Spielplatzpatin und Tagesmutter Nena de Roos (hier mit Ben und Laura) schaut, dass Abstand und Hygiene auf dem Spielplatz Im Dahlacker stimmen.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Den Spielplatz hat Gerhard Steinbach eigentlich immer im Blick. Aus seiner Wohnung in der zweiten Etage oder auch aus seinem Atelier, das sich der Hobby-Maler und Bildhauer vor einigen Jahren aus einem alten Schuppen gebaut hat. Steinbach selbst bezeichnet sich als Adler, der den Spielplatz und alles, was sich darauf bewegt, umkreist. Andere nennen ihn Sheriff. Auch diesen Begriff lässt sich der 78-Jährige gefallen. Denn ganz Unrecht haben die Leute schließlich nicht. „Ich muss auch schon mal ein bisschen unangenehm werden. Letztens erst habe ich jemanden verscheuchen müssen, der sich im Gebüsch erleichtern wollte. Na, dem habe ich was erzählt“, sagt er. Streng müsse er sein, damit sich alle an die Regeln halten. Klare Ansagen machen, wenn eine Mutter beim Fußballspielen mit dem Sohn zu hart gegen den Ball tritt, da könnte ja ein Kleinkind verletzt werden, sollte eines kommen.

Das harte Regiment kommt nicht bei allen Spielplatzbesuchern immer gut an. Dafür wissen die anderen aber, was sie an dem rührigen Spielplatzpaten haben. Der Spielplatz ist sauber, gepflegt, in Schuss. „Früher lagen hier Flaschen, Spritzen, Verpackungen herum. Jetzt ist alles sauber. Früher sammelte ich 500 Zigarettenkippen am Tag auf, jetzt vielleicht mal eine“, sagt Gerhard Steinbach nicht ohne Stolz.

Seinen Job als ehrenamtlicher Spielplatzpate für die Stadt Düsseldorf nimmt der Ruheständler ernst. Seit etwa vier Jahren kümmert er sich offiziell um das Gelände an der Flurstraße 32. Seit Corona sind noch einige Aufgaben dazu gekommen. In den Wochen, die der Spielplatz gesperrt war, musste er Jugendliche des Platzes verweisen oder auch Eltern, die das Absperrband nicht ernst nahmen. Von einer unbelehrbaren Mutter habe er sich dabei sogar beschimpfen lassen müssen, sagt er. Seit der Wiedereröffnung aber gebe es keine Probleme. „Die Stimmung am ersten Tag war ganz toll, wie bei einem Volksfest. Aber es war nicht zu voll, und alle haben sich an die Abstandsregeln gehalten. Man hat gemerkt, wie sehr die Leute, vor allem die Kinder, ihren Spielplatz vermisst haben.“

Auf den Düsseldorfer Spielplätzen sind seitdem 50 Spielplatzpaten im Einsatz, die Eltern an die Hygienevorschriften erinnern, den Überblick behalten und dafür sorgen, dass ihr Spielplatz nicht zu voll wird. Laut Jugendamt halten sich die Eltern bisher an die Verhaltensregeln, die an den Spielplatzeingängen auf Schildern und auf den Flyern der Spielplatzpaten aufgelistet sind: Nur gesund eintreten, Abstand einhalten zwischen Begleitpersonen, richtig Niesen und Husten. Und: Wenn zu viele da sind, bitte auf einen anderen Spielplatz gehen. Das Fazit der ersten Tage nach der Wiedereröffnung ist positiv: „Es wird beobachtet, dass sich das Besuchsaufkommen gut über den Tag verteilt und besondere Stoßzeiten derzeit nicht zu erkennen sind“, heißt es von der Stadt. Von den 351 Spielplätzen wurden keine Vorfälle gemeldet.

Auf dem Spielplatz Im Dahlacker in Bilk sieht Nena De Roos seit knapp drei Jahren als ehrenamtliche Spielplatzpatin nach dem Rechten. Als Tagesmutter war sie vor der Schließung täglich vormittags mit den Tages-Kindern dort, nachmittags mit den eigenen. „Dieser Ort ist vielmehr als nur ein Spielplatz. Für mich ist er Arbeitsplatz, für uns alle aber auch Sammelplatz für Freunde, Nachbarn, Verwandte und Spielkameraden meiner Kinder“, sagt sie. Und so war es ihren Kindern schwierig zu vermitteln, dass der Spielplatz knapp acht Wochen nicht betreten werden durfte. „Besonders der Kleine konnte es nicht verstehen. Ihm habe ich dann sagen müssen, dass die Polizei den Platz gesperrt hat“, sagt sie.

Seit der Spielplatz wieder geöffnet ist, verbringen Nena De Roos und ihre Kinder wieder jeden Tag dort. „Der Tagesrhythmus ist wiederhergestellt“, sagt sie. Auch wenn alles ein bisschen anders sei als zuvor: Desinfektionsmittel habe sie jetzt dabei, das sie auf Nachfrage auch den Spielplatzbesuchern bereitstelle. Und das Spielzeug, das in einem Container gelagert wird, müsse zurzeit unter Verschluss bleiben. Die Erleichterung, nun aber wieder draußen mit den Kindern spielen zu können, sei auch den anderen Eltern anzusehen. „Die Leute sind total dankbar“, sagt De Roos. Übermütig oder leichtsinnig seien sie nicht, an die Regeln erinnern oder sogar einschreiten, musste sie bislang nicht. „Alle verhalten sich respektvoll und achten sehr auf Abstand.“

Kleine Kinder verstehen die
Abstandsregeln noch nicht

Unklarheit herrscht jedoch oftmals bei der Frage, wer nun den Abstand einzuhalten hat. Gelten die Regeln nur für die Erwachsenen oder auch für die Kinder? Nena De Roos hat dazu ihre eigene Meinung: „Die kleinen Kindern verstehen das nicht, die großen sollte man manchmal schon daran erinnern. Viele Kinder machen das aber schon von ganz allein und ermahnen selbst die Erwachsenen, wenn die nur da stehen und miteinander sprechen.“

Zu voll sei der Spielplatz Im Dahlacker bisher auch nicht gewesen. Sollte Nena De Roos feststellen, dass sich das ändert oder sehen, dass offensichtlich kranke Kinder den Spielplatz besuchen, würde sie umgehend die Stadt kontaktieren. „Wir wollen schließlich alle nicht, dass uns diese Freiheit, mit den Kindern wieder auf die Spielplätze zu gehen, erneut genommen wird.“

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