SPD will Erwin nicht mehr schonen

Kranker Amtsinhaber möchte 2009 noch einmal antreten, aber weniger Termine machen

Düsseldorf. Joachim Erwin (CDU) hat sich mit großem Willen seiner Krebsdiagnose gestellt, die er 2003 freimütig der Öffentlichkeit mitteilte. Aber Politik ist ein hartes Geschäft: Seit Erwin jüngst für einige Wochen ausfiel und auch an wichtigen Sitzungen nicht teilnehmen konnte, wird in den Parteien diskutiert. Der OB hat deswegen jetzt seinen bereits vor Monaten verkündeten Beschluss, 2009 noch einmal antreten zu wollen, bekräftigt. Beobachter sehen darin ein Signal Erwins an seine nervös gewordene Partei. Weil Ratsherr Andreas Hartnigk und Bürgermeister Dirk Elbers mit Interviews präsent waren, während der OB ans Krankenbett gefesselt war, wurde ihnen gar Scharren mit den Hufen vorgeworfen. "So etwas kann ich nicht akzeptieren", meint Ex-Parteichef Wolfgang Schulhoff. "Man soll nicht mit den vermeintlichen Schwächen anderer spekulieren." Elbers betont, "dass Erwin meine volle Unterstützung hat." Schulhoff nennt Erwin "einen Glücksfall für die CDU und Düsseldorf". Und Hildegard Müller, CDU-Staatsministerin in Baby-Pause: "Erwin ist trotz Krankheit weit besser als viele Oberbürgermeister." Erwin selbst sieht strategische Änderungen für den Wahlkampf. Er will mit seiner Leistungsbilanz punkten und meint: "Bei den Terminen kann ich jetzt auf Qualität setzen statt auf Quantität." Von 30 Urlaubstagen jährlich gebe er zwei Drittel zurück - wenn er dann mal im Krankenhaus sei, sollte das nicht das große Thema sein.

SPD fordert, dass Erwin den Stellvertreter beauftragt

Das sieht die SPD mittlerweile anders. Parteichefin Karin Kortmann sagt zwar: "Ich wünsche ihm wirklich, dass er gesund wird." Erwins Offensive hält sie für "logisch", denn sonst gelte er schnell als "lahme Ente", und sie weiß auch, "dass es nicht einfach ist, einen sichtlich gezeichneten Mann im Wahlkampf hart zu attackieren". Aber: Dass Erwin vom Krankenbett aus die Stadtgeschäfte führte, sei "nicht sauber" gewesen. "Entweder man ist einsatzfähig oder man beauftragt seinen Vertreter. Nächstes Mal werden wir das sehr deutlich machen", kündigt die Staatssekretärin an. Ihren Spitzenkandidaten will die SPD Mitte 2008 küren. Einen "Mitleidsbonus" für Erwin schließt sie aus. "Den will er sicher nicht haben." Die FDP stieg gestern in den Wahlkampf ein. Fraktionschefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann erklärte, sich um die Spitzenkandidatur bewerben zu wollen.

Grünen-Fraktionschef Günter Karen-Jungen sieht die Opposition in der Pflicht. "Erwin ist gut, solange wir keine bessere Alternative präsentieren." Er sieht dessen Chancen ohnehin schwinden, da die nächste OB-Wahl wohl mit der Bundestagswahl zusammenfällt: "Ist doch gut, dass er sich erklärt hat", sagt der Grüne angriffslustig: "Dann haben wir jemanden, den wir endlich abwählen können."

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