SPD: Wer traut sich an Erwin ran?

Die SPD sucht den OB-Kandidaten: Gehandelt werden Namen wie Kortmann, Wurm, Büssow oder Behrens – doch es drängt keinen.

<strong>Düsseldorf. Die Düsseldorfer SPD tut sich schwer, einen Oberbürgermeister-Kandidaten für die Wahl 2009 zu finden. Noch kann die Parteispitze auf Zeit spielen, da die Entscheidung erst im Oktober fallen soll. Schon deshalb kommt kein Genosse aus der Deckung, doch auch hinter den Kulissen schart niemand wirklich mit den Hufen. Die Gefahr, mit Pauken und Trompeten zu verlieren, scheint den Sozialdemokraten einfach zu groß - zumal, wenn es gegen Oberbürgermeister Joachim Erwin geht. Intern gehandelt werden derzeit sechs Namen. Karin Kortmann (48): Die Parteichefin, Bundestagsabgeordnete und parlamentarische Staatssekretärin hat das erste Wort: Wenn sie als Oberbürgermeisterin kandidieren will, dann tritt sie auch an. Aber will sie? Tauscht sie wirklich Reichstag gegen Rathaus ein? Eine klare Aussage ist von Kortmann nicht zu bekommen. "Wir entscheiden das im Oktober. Es gibt sicher sieben, acht Personen, die in Frage kommen", sagt sie nur.

Kann Kortmann für Bundestag und Rathaus kanidieren?

Die clevere Vollblutpolitikerin steckt in einem Dilemma: Um glaubhaft das Rathaus in Angriff zu nehmen, müsste sie eigentlich ihr Mandat in Berlin aufgeben. Angesichts der dürftigen Erfolgsaussichten wäre ein solcher Verzicht auf Absicherung freilich äußerst riskant. Doch was ist, wenn Bundestags- und Kommunalwahl 2009 am gleichen Tag stattfinden? Nahe beieinander liegen sie auf jeden Fall. Kandidiert Kortmann dann doppelt und klebt auf völlig unterschiedlichen SPD-Plakaten? Wie will sie das dem Walhlvolk plausibel machen?

Fraktionschef Wurm müsste zum Jagen getragen werden

Günter Wurm (58): Auch am Vorsitzenden der Ratsfraktion kann man nicht einfach vorbeigehen, vor allem nachdem er sich im internen Duell gegen Gudrun Hock durchgesetzt hat. Wurm selbst äußert sich nur sehr zurückhaltend, man merkt ihm das Unbehagen deutlich an, den Spitzenkandidaten zu geben. Um nicht an Einfluss zu verlieren, sagt er nicht von vorneherein ab, tatsächlich aber steigt er nur in den Ring, wenn es gar nicht anders geht. Zwei Handicaps schleppt er mit sich: Er hat immer noch manchen Feind in der Partei, insbesondere im Umkreis von Hock und Urgestein Hans-Otto Christiansen. Vor allem aber ist er alles andere als ein Mann, der die Öffentlichkeit sucht und den Wahlkampf liebt: "Günter bleibt lieber im Hintergrund. Von zehn Einladungen, die er in der Woche bekommt, nimmt er allenfalls zwei wahr", sagt ein Insider. Jürgen Büssow (61): Der Name des Regierungspräsidenten fällt regelmäßig, wenn ein politisches Mandat zu besetzen ist. Der könnte es, der hat Erfahrung und kann eine große Behörde führen, heißt es. Allerdings zog Büssow im entscheidenden Moment stets zurück oder erlitt böse Niederlagen bei der Kandidatenkür, zuletzt 2002 als Bundestagsabgeordneter in Mülheim: "Ab sofort ist Schluss mit Bewerbungen", sagte er damals. Und das dürfte noch gelten, zumal für ihn kaum etwas unerträglicher wäre als eine Niederlage gegen Erwin.

Burkhard Hintzsche (42): Der Sozial-, Jugend- und Schuldezernent hat sich einen Namen gemacht als exzellenter Verwaltungsmann. Selbst Erwin, sein Chef, äußerte sich mehrfach lobend über Hintzsches Fachkompetenz. Sein Manko: Auch er ist kein Wahlkampftyp. Und er hat keine Ambitionen, gegen seinen Chef anzutreten.

Gudrun Hock (49): Die Bürgermeisterin, die 2004 glatt gegen Erwin verlor, ist nach ihrem völlig missratenen Sturzversuch des Fraktionsvorsitzenden Wurm 2007 "verbrannt". Zumal sie stets verkündet hatte, sie trete 2009 nur als Spitzenkandidatin an, wenn sie auch die Ratsfraktion führe. "Ich stehe nicht zur Verfügung, daran hat sich nichts geändert", sagte sie gestern zur WZ.

Fritz Behrens (59): Der EX-NRW-Innenminister wird von ein paar Genossen gedrängt, aber er winkt klipp und klar ab: "Das kommt nicht in Frage, vor zehn Jahren wäre das vielleicht ein Thema für mich gewesen", sagt der jetzige Landtagsabgeordnete. Und begründet bezeichnend: "Was ist, wenn man verliert? Die SPD braucht in Düsseldorf doch jemanden, der dann auch fünf oder zehn Jahre den Oppositionsführer macht."

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