Sparkasse: Nebenwirkung eines Skandals

Um Spott und Hohn müssen sich die Mitarbeiter nicht sorgen: Sie gibt es täglich – aber auch Verständnis und nette Worte.

Düsseldorf. Der Autohändler würde seinen Spontan-Kredit in Höhe von 9,2 Millionen Euro am liebsten sofort und bar im Geldköfferchen mitnehmen. Herr Schulze möchte hingegen wissen, wo er den Flachbildschirm für seinen Kundenberater abgeben kann. Alternativ hätte er auch ein wertvolles Feuerzeug im Angebot. Alles schrecklich lustig, alles nicht böse gemeint, aber für die Mitarbeiter in den Geschäftsstellen der Stadtsparkasse im Moment alltägliche Begleiterscheinung und Nebenwirkung des Pooth-Skandals. "Natürlich müssen wir uns Sprüche anhören", sagt Sonja Falkenburg, Kundenberaterin in der Geschäftstelle an der Friedrichstraße. "Anhören und am besten nicht kommentieren."

Gern gehört: "Haben Sie schon ihren Flachbildschirm abgeholt?"

So sieht es auch Sabine Borchardt von der Sparkasse an der Luegallee. "Mittlerweile hat sich das aber gelegt, nur hin und wieder werden wir gefrozzelt." Haben Sie sich schon ihren Bildschirm abgeholt, wollte neulich ein Kunde von ihr wissen. Lautstarke Auseinandersetzungen oder offener Spott, wie sie vor wenigen Wochen in anderen Filialen zu beobachten waren, habe es in Oberkassel nicht gegeben. Im Gegenteil: "Vielen Kunden tut wir eher leid - schließlich sind wir nicht für das Fehlverhalten von einigen wenigen verantwortlich." Bevor der ein oder andere Kunden seinem Berater jetzt ein Blümchen zum Geburtstag mitbringt, fragt er, ob er das überhaupt darf. Auch eine Nebenwirkung. "Wir haben unsere Mitarbeiter nicht gezielt auf solche Situationen vorbereitet", sagt der kommissarische Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Peter Fröhlich. "Auswendiggelernte Sprechblasen bringen in solchen Fällen auch nichts." Wichtig ist ihm, dass im Umgang mit den Kunden eine Botschaft rüberkommt: "Der Skandal hat nichts mit der Sparkasse zu tun, wie Sie uns kennen."

Fröhlich: "Der Imageschaden hat sich in Grenzen gehalten."

Zum Glück, sagt Fröhlich, halte sich der Imageschaden durch den Skandal für sein Unternehmen in Grenzen. "Ich höre immer wieder von Kunden, dass wir schnell und gut darauf reagiert hätten." Und das, obwohl der Sparkassenvorstand von der "Heftigkeit des Skandals" überrascht gewesen sei. Ende April sollen die Wirtschaftsprüfer von KPMG, die Kreditvergabe und Spesenabrechnungen der vergangenen zwei Jahre überprüfen, ihre Arbeit beendet haben, Mitte Mai Ergebnisse vorliegen. "Wir hoffen, dass es nicht neue Überraschungen für uns gibt", sagt Fröhlich. Er hofft, dass davon eher ein Aufbruchsignal ausgehe.

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