Sommelier macht den Glühwein-Test

Jacques Backhaus arbeitet im Breidenbacher Hof. Für die WZ hat er das Angebot auf dem Weihnachtsmarkt bewertet.

Sommelier macht den Glühwein-Test
Foto: Sergej Lepke

Jacques Backhaus nimmt seine Aufgabe ernst. Vorsichtig schirmt er den Becher mit Glühwein mit der Hand ab und beugt sich dann tief über die Tasse. „Der Geruch ist wichtig“, sagt er. „Da sieht man gleich, ob da echter Wein drin ist, oder bloß eine Chemiekeule.“

Backhaus ist Restaurant-Manager und Sommelier im Breidenbacher Hof, er war für die Eröffnung von drei Restaurants zuständig, hat für alle drei auf Anhieb einen Stern geholt und er hat sieben Jahre einen Weinhandel betrieben. Seine Nase ist so gut, dass er eine Parfümerie nach einer halben Stunde verlassen muss, weil ihm die Gerüche sonst zu viel werden. Backhaus kennt sich also aus mit Wein, auch wenn Glühwein eigentlich nicht so sein Ding ist. Für die WZ hat er sich dennoch bereit erklärt, das Getränk an fünf Ständen auf dem Weihnachtsmarkt zu testen.

Eigentlich, so der gebürtige Franzose, sollte das am besten geschehen, wenn der Wein bereits erkaltet ist. Ein Tipp, den sich seiner Meinung nach auch alle Hersteller zu Herzen nehmen sollten. „Wer den Wein kalt abschmeckt, kann nicht so viel falsch machen.“

Flinger Straße: Richtig glücklich ist Backhaus auch mit mit dem Angebot am ersten Stand im Test nicht. Obwohl seine Miene vollkommen undurchsichtig bleibt, als er schnuppert, dann vorsichtig nippt, die Tasse absetzt, noch einmal nippt. „Ein bisschen bitter im Abgang“, sagt er schließlich und: „Zimt und Kardamom fehlen.“ Backhaus stellt die Tasse zu Seite.

Wertung: 3 Sterne

Um einen Punkt schlechter schneidet bei ihm das Getränk an der Hütte von Susann Hoppe ab — auch weil er die Tasse ohne Probleme mit der Hand umfassen kann. „Ein bisschen zu kalt“, findet er.

Wertung: 2 Sterne

Marktplatz: Während es weiter Richtung Rathaus geht, erzählt Backhaus, der in Frankreich geboren wurde, dass Franzosen zwar auch ab und an Glühwein trinken, aber längst nicht so versessen darauf sind wie die Deutschen. Auch er scheint bereits resigniert zu haben, bis er den Weissen vom Weingut Herbert Daniel Engist in der Hand hält. Backhaus riecht, schmeckt, nimmt noch einen Schluck. „Dieses Spiel mit Säure und Süße“, sagt er dann. Er lächelt. „Das ist Harmonie.“ Auch das Fruchtaroma sei top. „Der ist richtig elegant gemacht.“ Backhaus muss nicht lange überlegen. Der Glühwein aus dem Breisgau hat die Höchstwertung verdient.

Wertung: 5 Sterne

Heine-Platz: Fast scheint es, als ließe sich diese Bewertung nicht mehr toppen. Tatsächlich schneidet der Wein am Stand „Cronenberg“ vor dem Carsch-Haus ebenfalls super ab. Auch hier lässt sich Backhaus Zeit beim Test. Die Beschickerin am Stand daneben beobachtet den Sommelier interessiert bei der Arbeit, fragt schließlich: „Oje, wie viel müssen sie denn heute noch trinken?“ Nur noch einen, denn der 41-Jährige hat seine Entscheidung längst gefällt. Das Getränk rieche würziger als die anderen. Wer probiere, schmecke aber in erster Linie den Wein heraus. Eine gute Kombi.

Wertung: 4 Sterne

Stadtbrückchen: Ein Stück weiter, auf dem Sternchenmarkt, sieht der Sommelier dann geflissentlich über die vom Glühwein klebrig gewordene Tasse hinweg. Um gleich darauf dem „Weinkeller Glühwein“ noch einmal die Höchstwertung zu geben. „Hier riecht man den Wein“, sagt er. Und das ist in diesem Fall eindeutig gut so.

Wertung: 5 Sterne

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