Landwirtschaft Wie solidarische Landwirtschaft in Düsseldorf funktioniert

Düsseldorf · Bei den „Solawistas“ wird geteilt – das Risiko, das sonst nur die Bauern tragen, aber auch die Ernte.

Für die Ernste muss gemeinsam gearbeitet werden.

Für die Ernste muss gemeinsam gearbeitet werden.

Foto: Solawi Düsseldorf

Woher kommt eigentlich das Obst und Gemüse, das man im Supermarkt kaufen kann? Wie ist es produziert und was bedeutet das für die Umwelt? Immer mehr Menschen denken beim Einkauf über solche Fragen nach. Nur zu Bio-Ware zu greifen reicht manchen dabei nicht mehr aus. In Düsseldorf hat sich auch deshalb 2016 die erste „Solidarische Landwirtschaft“ gegründet. Seit 2017 ernten sie auf einem kleinen Acker in Kaarst – regelmäßig und reichlich, wie sie sagen.

Grundgedanke einer Solidarischen Landwirtschaft – kurz Solawi – ist es, eine Kooperation mit einem Landwirt einzugehen und ihn damit zu entlasten. Per Mitgliedsbeitrag werden die Anbaukosten gerecht aufgeteilt – genauso wie später die Ernte. Der Landwirt trägt das Risiko durch Wetter oder schlechten Ertrag also nicht allein, sondern ist abgesichert.

In Düsseldorf war der Weg andersherum. Im Herbst 2016 hat sich die Gruppe Interessierter erstmals zusammengefunden. Sie suchten eine Möglichkeit, selbst aktiv werden zu können – mitzubestimmen, wie und was angebaut wird. „Wir wollten eine Alternative zum herkömmlichen System und uns mit lokalem Gemüse versorgen“, sagt Cora Arbach, die seit Beginn mit dabei ist. Der Bioland-Bauernhof Lammertzhof in Kaarst unterstützte sie dabei und verpachtet ihnen bis heute ein 8000 Quadratmeter großes Stück Land. Das wird von einem Gärtner bewirtschaftet, der 25 Stunden pro Woche beim Verein angestellt ist und der von bis zu drei Minijobbern unterstützt wird.

„Was angebaut wird, entscheidet im Großen und Ganzen unser Gärtner“, sagt Arbach. Denn der kenne sich mit Saatreihenfolge und sinnvollem Anbau am besten aus. Trotzdem könne jeder bei den monatlichen Vollversammlungen Vorschläge einbringen. Auch Ende jedes Jahres gibt es Feedback: Was war zu viel, was war zu wenig, was wünschen sich die Mitglieder?

Wer den vollen Preis nicht zahlen kann, muss ihn auch nicht zahlen

Momentan vergibt die Solawi 60 Ernteanteile, für die etwa 90 Euro pro Monat anfallen. Dieser Betrag wird auf der jährlichen Bieter-Runde festgelegt. Wer weniger beisteuern kann, muss weniger bezahlen. „Die 60 Ernteanteile bedeuten aber, dass wir knapp 120 Solawistas sind“, sagt Arbach. Denn viele teilen sich ihren Anteil. Gerade im Sommer, wenn es viel zu ernten gibt, sei das oft zu viel für einen Haushalt. „Da kann die Kiste schon mal zehn Kilo wiegen.“ Drin sind dann zum Beispiel Tomaten, Auberginen, Paprika, Salat – alles was saisonal und regional eben so wächst. Besonders findet Arbach, dass sich der Bezug zum eigenen Essen verändert – man wisse eben, was auf den Teller kommt. Geerntet wird in der Regel einmal pro Woche. Danach werden die Ernteanteile aufgeteilt, sodass jeder gleichmäßig versorgt ist. Die vollen Kisten können dann direkt am Acker oder an verschiedenen Stellen im Düsseldorfer Stadtgebiet abgeholt werden.

Doch zu einer Solawi gehört es nicht nur, mitzuentscheiden und zu bezahlen. Kernpunkt ist auch, sich selbst einzubringen und mitzuarbeiten. „So um den Daumen gepeilt sollte man bei sechs Ernten im Jahr dabei sein“, sagt Arbach. Sicher gebe es immer wieder auch Leute, die diese Zeit nicht aufbringen können. Doch es fallen auch Aufgaben bei der Mitgliederverwaltung, Finanzplanung, Buchhaltung – den klassischen Vereinsaufgaben eben – an. Zusätzlich gebe es immer wieder Aktionstage, bei denen man mal außerhalb der normalen Erntetage mitmachen kann.

Wer mitmacht, legt sich für ein Jahr fest. Für viele sei die neue Gemüsequelle erstmal eine Umstellung. „Manche brauchen eine Saison, bis sie sich daran gewöhnt haben“, sagt Cora Arbach. Immer wieder bietet der Verein auch Infoabende an – Sauerkraut herstellen oder fermentieren zum Beispiel, um den Mitgliedern Möglichkeiten zu zeigen, ihre Ernte haltbarer zu machen.

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