Verkehr So praxistauglich ist ein Elektroauto in Düsseldorf

Düsseldorf · Ursprünglich war das E-Auto als Konzept für eine saubere Umwelt in der Zukunft angepriesen worden. Doch sowohl die Fahrzeughersteller als auch die Autobesitzer haben bisher noch nicht mitgespielt. Elektromobilität bewegt sich auch in Düsseldorf zwischen Trägheit und Aufbruch-Stimmung.

 Bei einem E-Auto wie dem Hyundai Kona muss man nicht jeden Tag ans Stromtanken denken.

Bei einem E-Auto wie dem Hyundai Kona muss man nicht jeden Tag ans Stromtanken denken.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Elektroautos in Düsseldorf sind noch eine Seltenheit. Gerade einmal 1200 werden laut Stadt in Düsseldorf betrieben, bei weit mehr als 300 000 zugelassenen Pkw. Die E-Tankstellen der Stadtwerke erfreuen sich inzwischen allerdings größerer Beliebtheit und sind oft besetzt. Nicht nur die Teslas stehen dort, auch Hybrid-Fahrzeuge nutzen das preisgünstige Angebot, Strom zur Fortbewegung zu laden. Die neuen Umweltspuren im Stadtgebiet (auch) für Elektroautos sorgen für Diskussionen, weil sie noch nicht so gut genutzt werden, und die Fahrer der „Verbrenner“ sich ärgern, dass sie dafür im Stau stehen müssen. Sind die Elektroautos auch für die NRW-Landeshauptstadt ein Zukunftsmodell?

Zunächst muss die innere Bereitschaft da sein, elektrisch fahren zu wollen. Diese ist für einen Eigenheim-Besitzer mit Garage und Steckdose (oder Wallbox) sicherlich einfacher zu entwickeln als für eine Familie, die im dritten Stock einer Mietwohnung lebt. Da wäre das Laden zumindest sehr erschwert. Nächstes Problem sind die Anschaffungskosten. Sie liegen deutlich höher als bei Diesel- und Benzin-Pkw.

Und wer in den Düsseldorfer Autohäusern nach einem Elektroauto fragt, bekommt oft die Aussage, dass es den gewünschten Autotyp gar nicht elektrisch gibt oder er derzeit nicht bestellbar ist oder Lieferfristen hat, bei denen einem die Vorfreude irgendwann vergeht.

Wer es wie der Autor dieser Zeilen gewagt hat und sich inzwischen elektrisch bewegt, erkennt schnell, dass die Betriebskosten für den Kilometer deutlich günstiger sind, als bei einem Verbrennungsmotor. Für eine Reichweite von 100 Kilometern benötigt ein E-Auto 12 bis 18 Kilowatt-Stunden. Dabei bewegen sich die Kosten pro Kilowattstunde zwischen 29 und 50 Cent. So belaufen sich die Kosten für gefahrene 100 Kilometer auf vier bis sechs Euro. Mit einem Abo bei den Stadtwerken („Ladenetz“) ist es sogar noch günstiger. Denn für 35 Euro im Monat kann an den E-Tankstellen in Düsseldorf unbegrenzt getankt werden. Gute Apps zeigen auf dem Handy an, welche E-Tankstellen im Stadtgebiet besetzt, beziehungsweise frei sind. Das ist inzwischen sehr übersichtlich gestaltet.

Obwohl das E-Tankstellen-Netz im Stadtgebiet langsam wächst, muss die Abdeckung bei künftig steigenden Nutzerzahlen weiter ausgebaut werden. Als weiterer Vorteil kommt hinzu, dass E-Autos im Stadtgebiet kostenlos in Zonen mit Parkscheinautomaten parken dürfen. Das gilt übrigens auch für einige Parkhäuser im Innenstadtbereich, selbst wenn dort der Stromtankplatz besetzt ist.

Der Kauf

Wer Interesse hat, ein Elektroauto zu erwerben, sollte ein paar Dinge beachten. Es gibt Fahrzeuge (zum Beispiel von Renault), bei denen nur das Fahrzeug erworben, der Akku aber nur gemietet wird. Der Vorteil ist, dass der teuerste und anfälligste Teil des Fahrzeugs ausgetauscht werden kann, falls er defekt ist oder an Leistung verloren hat. Daraus ergeben sich zwei Nachteile: Es muss im Leasing-Vertrag eine Laufleistung pro Jahr angegeben werden, nach der sich die Monatsmiete berechnet. Wird die Laufleistung erreicht oder sogar unterschritten, so bleibt die Höhe der Miete unverändert. Falls die vertraglich vereinbarte Laufleistung überschritten wird, wird es noch teurer. Für 15 000 Kilometer vereinbarte Laufleistung ist bei der Renault Bank zum Beispiel eine monatliche Summe von 86 Euro fällig.

Der zweite Nachteil entsteht beim Verkauf, weil der neue Besitzer den Vertrag nicht einfach übernehmen kann und auch der Fahrzeugpreis ohne Akku deutlich niedriger ausfällt.

Bei der Anschaffung eines neuen E-Autos hat der Käufer Anspruch auf zwei Prämien. Die eine Prämie, die bis zu 3000 Euro betragen kann, erhält er vom Hersteller des Autos. Die zweite Prämie in Höhe von 2000 Euro gibt es vom Staat, auf die auch ein Käufer eines gebrauchten Fahrzeugs Anspruch hat. Inzwischen ist die Beantragung der staatlichen Mobilitätsprämie aufwändiger und es dauert deutlich länger, bis das Geld eintrifft (vier bis fünf Monate).

Der Hybrid

Mit Hybridfahrzeugen — in diesem Zusammenhang sind „plugins“, also Fahrzeuge mit Lademöglichkeit gemeint — kann man einen Teil der Strecke oder Kurzstrecken komplett elektrisch zurücklegen. Mit einer Batterie von 15 bis 20 Kilowattstunden hat ein Fahrzeug eine Reichweite von bis zu 100 Kilometern. Nach einer Studie der TU Dresden sind die Hälfte aller Autofahrten ohnehin kürzer als 10 Kilometer. Der Nachteil ist der, dass das Hybrid-Auto mit zwei Antriebs-Technologien ausgestattet und dadurch wartungsintensiver ist. Zudem ist das Ganze nur ein Kompromiss.

Das Laden

Die Themen Laden, Ladezyklus, Ladekapazität und maximale Stromaufnahme eines Elektroautos halten den Fahrer eines Elektroautos (noch) auf Trab. Für das Laden ist ein gewisses Maß an Planungsaufwand erforderlich, da es normalerweise nicht in fünf Minuten erledigt ist. Der Blick auf die Reichweiten-Anzeige ist immer präsent. In der Regel liegen jedem neuen E-Auto zwei Ladekabel bei. Eines wird für die normale Schuko-Steckdose verwendet, das andere für die Wechselstromladesäulen. An der Haushalts-Steckdose dauert das Laden naturgemäß am längsten. Die Wechselstrom-Ladesäulen lassen Energiemengen von bis zu 22 Kilowatt zu. Doch Vorsicht, es gibt Autos, die Wechselstrom nur begrenzt laden können – bis 3,7 Kilowatt die Stunde oder nur unwesentlich mehr. Das bedeutet, dass beispielsweise der Akku eines „leer gefahrenen“ Hyundai Kona mit 64 Kilowatt erst in etwas mehr als 20 Stunden wieder zu 100 Prozent aufgeladen ist. Die meisten Ladesäulen in Düsseldorf „liefern“ bis zu 11 Kilowatt die Stunde.

Übrigens gibt es normalerweise keine Zeitbegrenzung für die Stand-, beziehungsweise Ladedauer. Viele Fahrzeuge stehen die ganze Nacht oder den ganzen Tag an den mehr oder weniger öffentlichen Ladesäulen. Mit zunehmender Entfernung von der Innenstadt steigen die Chancen, eine freie Säule zu finden.

Für weitere Fahrten über die Autobahn empfiehlt sich eine sorgfältige Planung. In den Strom-Apps gibt es Übersichtskarten über die Standorte der Ladesäulen deutschland- und europaweit. In den besseren Apps wird auch angezeigt, über welche Leistung die Säulen verfügen und ob sie frei oder besetzt sind. Ab 50 Kilowatt bis 300 Kilowatt sind die Säulen so genannte Schnellladestationen mit Gleichstrom. Die Autohersteller warnen allerdings davor, zu häufig Schnellladestationen zu nutzen, weil dadurch die Akkus mehr belastet werden. Die Stationen laden die Akkus bis 80 Prozent in hohem Tempo auf, um dann bei den letzten 20 Prozent mit weniger Ladeleistung den Akku zu schonen.

Um an den Stationen überhaupt laden zu können, sind fast in allen Fällen RIFD-Karten (Scheckkarten-Format) nötig. Die sind bei den Ladesäulen-Betreibern (Stadtwerke Düsseldorf, RWE, enbw, und so weiter) sowie dem ADAC erhältlich. Die Stadtwerke bieten Karten mit unterschiedlichen Tarifen an. Es gibt feste Pauschalen für „Viellader“ und andererseits kann jeder Tankvorgang einzeln bezahlt werden — für „Wenig-Lader“. Ansonsten fallen an den Autobahnen Kosten zwischen 29 und 59 Cent pro Kilowattstunde an. Schnellladen mit Gleichstrom ist in der Regel am teuersten.

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