So leben Flüchtlinge in ihrer Unterkunft

In Gebäuden an der Heyestraße sind rund 140 Menschen untergebracht. Ein Bericht aus dem Feld zwischen Mangel und Wünschen für die Zukunft.

Rafik Hammadi (links) und Sami Ahemad Nacir (3.v.l.) tauschen sich in ihrem Zimmer mit ihren neuen Nachbarn aus.

Rafik Hammadi (links) und Sami Ahemad Nacir (3.v.l.) tauschen sich in ihrem Zimmer mit ihren neuen Nachbarn aus.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Es sind die unterschiedlichsten Schicksale, welche die Flüchtlinge in der Unterkunft an der Heyestraße haben, aber eines ist ihnen allen gemeinsam: Das ewige Warten, das an den Nerven zerrt. Eine junge Frau aus Syrien, die vor kurzem über Marokko und Spanien eingereist ist, wartet darauf, in der Nähe der Verwandten, die in einem Flüchtlingsheim in Aachen leben, untergebracht zu werden.

In diesem Raum bietet die Diakonie eine Kinderbetreuung an.

In diesem Raum bietet die Diakonie eine Kinderbetreuung an.

Foto: Sergej Lepke

Ihr Bekannter, ebenfalls Syrer hegt schon lange den Wunsch, endlich sein eigenes Geld zu verdienen. Thema des Tages Flüchtlinge Auch Rafik Hammadi wartet. Seit anderthalb Jahren lebt der 35-Jährige, der in Casablanca geboren worden ist, in dem Flüchtlingsheim an der Heyestraße. „Ich bin hier nur geduldet. Dabei würde ich gerne zur Schule gehen, um später einen Job zu finden“, sagt Hammadi, der sich sein Deutsch selbst beigebracht hat und schon Freunde in der Stadt gefunden hat.

Hammadi hilft für ein Taschengeld täglich beim Säubern des Gebäudekomplexes. „Mein fleißigster Mann“, nennt einer der Mitarbeiter ihn. Auch sein Zimmer, dass er sich mit Sami Ahemad Nacir aus Syrien teilt, ist so sauber, dass Besucher vom Boden essen könnten.

Die Betten sind gemacht, Teppiche, vom Sperrmüll verdecken den tristen Boden, auf einem der Betten liegt ein Sponge-Bob-Kissen. Auf dem Nachttischsteht ein kleiner Schwan aus Porzellan. Toilette und Dusche befinden sich auf der anderen Seite des Flurs. Hammadi und Nacir berichten, dass sie sich diese derzeit mit sieben Familien teilen. In der Waschküche dreht sich eine von zwei Gewerbewaschmaschinen, gegenüber befinden sich zwei Trockner.

In der kleinen Küche köcheln Kartoffeln auf dem Herd. Wegen des Brandschutzes schaltet der Herd sich circa alle sieben Minuten ab — eine Empfehlung der Feuerwehr. Außerdem gibt es einen Spielraum für die Kinder, in dem Diakonie und Jugendamt zwei Mal am Tag für zwei Stunden eine Kinderbetreuung anbieten. Dort hängen bunte Vögel aus Papier von der Decke, ein Stuhlkreis ist aufgebaut. Sind keine Mitarbeiter vor Ort, ist der Raum abgeschlossen.

Wie viele Toiletten oder Duschen für wie viele Flüchtlinge zur Verfügung stehen, ist genau festgelegt: Auf maximal acht Personen kommt ein WC, eine Dusche auf maximal zehn Personen, der sogenannte „Waschmaschinenschlüssel“ liegt bei 1 zu 25 Personen. Die Realität ist oft anders. Etwa wenn der Weg zur Toilette weiter ist. „Dann nutzen eben auch mal mehrere Familien eine Toilette gemeinsam“, sagt Roland Buschhausen, Leiter des Sozialamtes.

Obwohl der Bau alles andere als hochmodern ist, ist sein Eindruck, dass die Unterkunft an der Heyestraße, in der 140 Plätze für Flüchtlinge vorgesehen sind, recht beliebt ist. Sami Ahmed Nacir wünscht sich derzeit allerdings nur noch eines: endlich eine eigene Wohnung zu finden und der Enge entfliehen zu können. Der 31-Jährige hat in Syrien im Einzelhandel gearbeitet, durch den Krieg seine gesamte Familie verloren.

Jetzt will er in die Zukunft schauen. Froh zeigt er Besuchern seine Aufenthaltserlaubnis. „Ich kann mir jetzt eine Arbeit suchen, zur Schule gehen und Deutsch lernen“, sagt er. Müsste er nicht erst das nächste Hindernis überwinden: Eine Wohnung zu finden sei sehr schwer, wenn nicht gar unmöglich, sagt er traurig.

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