Erster Tag nach den Herbstferien : So ist es mit dem Fahrrad im Berufsverkehr der Düsseldorfer Umweltspur - ein Selbstversuch
Düsseldorf Mit dem Fahrrad steht man auf der neuen Umweltspur in Düsseldorf zwar nicht im Stau, dafür muss man fortwährend um sein Leben fürchten.
Punkt acht Uhr ist der Verkehr zwar schon längst gestaut, eine halbe Stunde später werden die Phasen des Stillstands aber noch länger. Die Ampel auf der Werstener Straße ist grün, die rechte Spur komplett frei, aber die Blechlawine rollt kein Stück. Am rechten Rand wirbt eine digitale Tafel für das Pendlerportal. Die geschätzt 90 Prozent mit nur einer Person besetzten Fahrzeuge sollen so minimiert werden. Noch sind weit und breit keine Fahrgemeinschaften zu sehen. Die wenigen Fahrradfahrer haben also freie Bahn. Selbst ein Rettungswagen, der gerade nicht im Einsatz ist, muss sich in den Stau einreihen.
Die Autofahrer nutzen die Zeit vielseitig. Sie gucken aufs Handy oder in den Spiegel, ziehen an der Zigarette oder den Lippenstift nach. Andere frühstücken. Wieder andere nehmen es mit Humor und winken den Fotografen zu, die sich auf Brücken positioniert haben oder winken den vorbeiziehenden Radfahrern. Dennoch ist Radfahren auf der Umweltspur, trotz weitgehend freier Bahn, kein Vergnügen. Wenn der Bus den Fahrradfahrer in eine gefühlt zehn Zentimeter breite Rille zwischen Bordstein und Gefährt abdrängt, wenn das Taxi bis ans Rücklicht auffährt, wird doch klar, dass das Überleben so gut wie an ein Wunder grenzt. Ein Audi schert aus, um rechts zu überholen und sich vier Autos weiter vorne wieder einzureihen. Die Umweltspur ist lebensgefährlich. Zumindest für einzeln fahrende Fahrradfahrer. Hinter einer Fahrradfahrerin mit Kind im Anhänger zuckeln ein Taxi und ein vermutlicher E-Golf hinterher. Überholen unmöglich. Stauen sich doch links die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.
Plötzlich versperrt eine Kutsche die freie Fahrt. Ist die überhaupt auf der Umweltspur erlaubt? Auf dem Verkehrsschild ist sie immerhin nicht abgebildet. Aber umweltfreundlichere Pferdestärken als zwei Pferde selbst gibt es wohl nicht. Der Düsseldorfer Entertainer Theo Fitsos ist mit ihr unterwegs. Er verteilt Bier an an die Stauopfer. Wenigstens kurz erhellt sich das Gesicht der Beschenkten.