Frühlingsanfang So reagieren Flora und Fauna auf die schwankenden Temperaturen

Düsseldorf · Der Klimawandel führt zu Veränderungen beim Wetter und Verschiebungen in natürlichen Abläufen. Experten berichten, wie Pflanzen und Tiere in Düsseldorf damit zurecht kommen.

Die Krokusse blühen bereits seit einigen Wochen vor allem auf den Rheinwiesen.

Die Krokusse blühen bereits seit einigen Wochen vor allem auf den Rheinwiesen.

Foto: dpa/Jonas Güttler

Während Januar und Februar 2023 im Mittel fast zwei Grad wärmer waren im Vergleich zum 30-jährigen Mittel (von 1991 bis 2021), ist der März tatsächlich bislang ein wenig zu kühl, mit Abweichungen von 1,9 Grad. Für viele Menschen ist das gerade vorherrschende Auf und Ab der Temperaturen belastend – in den vergangenen Wochen gab es Wechsel von über zehn Grad Celsius innerhalb von wenigen Tagen. Wie aber wirkt sich dies auf die Flora und Fauna aus?

Der kalendarische Frühling beginnt am Montag, 20. März, – aber es gibt auch den meterologischen Frühlingsanfang (1. März) und den sogenannten phänologischen Frühlingsbeginn. Letzterer ist lokal unterschiedlich und teilt sich in drei Phasen auf: Vorfrühling, Erstfrühling und Vollfrühling. Festgemacht werden sie jeweils an dem Blühbeginn verschiedener Pflanzen.

In Düsseldorf gibt es dafür an der Eulerstraße auf einer 10 000 Quadratmeter großen Grünfläche 32 Pflanzen, die unter besonderer Beobachtung stehen. „Im phänologischen Garten halten wir die Eintrittszeiten typischer Vegetationsstadien wie Austrieb, Blüte, Blattentfaltung, Blattverfärbung oder Blattfall akribisch fest“, erklärt Tobias Krause, Biodiversitätsbeauftragter der Stadt Düsseldorf. Die Daten werden auch der Wissenschaft zur Verfügung gestellt. Diese und weitere nationale und internationale Informationen kämen zu folgendem Ergebnis: „Der phänologische Winter hat sich in der Mittleren Rheinniederebene von 98 auf 78 Tage verkürzt – im Vergleich der Zeiträume von 1961 bis 1990 und 1991 bis 2021“, so Krause weiter.

Andreas Fischbach ist seit fast 40 Jahren Gartenmeister im Botanischen Garten der Heinrich-Heine-Universität (HHU) und erklärt, dass es seit jeher gerade im Frühling eine bis zu vierwöchige Schwankung beim Blühbeginn gibt. „Für den Rest des Jahres kann ich für fast alle Pflanzen auf die Woche exakt sagen, was wann passiert oder austreibt“, erklärt Fischbach. Im Frühling sei es jedoch sehr wetterabhängig.

Pflanzen leiden mehr unter längeren Frostepisoden

Die Pflanzen kämen mit den Temperaturschwankungen aber klar. „In besonders warmen Frühjahren ist die Natur schon deutlich wärmer als jetzt“, meint er. „Schlimmer für die Pflanzen sind aber tatsächlich längere Frostepisoden in späteren Phasen. Aber die meisten bekommen auch damit keine großen Probleme.“ Vor allem Frühblüher kämen mit Frost auch gut klar.

In der Vogelwelt gibt es einige Veränderungen, so gibt es einige Arten, die ihren Brutbeginn deutlich vorgeschoben haben, darunter fallen laut Tobias Krause beispielsweise Meisen oder Ringeltauben. Bei den Zugvögeln könne man bei den Langstreckenzieher, wie Mauerseglern, keine Veränderungen im Verhalten beobachten. Kraniche oder Feldlerchen, die zu den Mittelstreckenziehern gehören, würden allerdings nicht mehr ganz so weit wegziehen, einzelne Feldlerchen würden gar in Düsseldorf seit einigen Jahren überwintern. Besonders bei Kurzstreckenziehern, beispielsweise Singdrosseln, beobachte man einen späteren Wegzug und eine frühere Rückkehr, teils gar ein Überwintern vor Ort. „Diese Kurzstreckenzieher reagieren unmittelbar auf das Wettergeschehen“, so Krause. Auch für Amphibien sieht er in den Temperaturschwankungen wenig Probleme. „Mit nächtlich steigenden Temperaturen erwachen Kröte, Frösche und Molche aus der Winterstarre und kehren zu ihren Laichgewässern zurück“, erklärt Krause. Spätfrost sei jedoch kein neues Phänomen des Klimawandels.

Imker hingegen müssen gerade ihre Bienenvölker gut im Blick behalten. Vitali Pahl, Vorsitzender des Bienenzuchtvereins Düsseldorf erklärt, dass die Bienen zwar grundsätzlich mit Temperaturschwankungen klar kämen, es aber sein kann, dass sie bei warmen Temperaturen zu früh mit der Brut beginnen. „Dann können sie ihre Vorräte aufbrauchen, um die Brut zu versorgen.“ Je nach Größe könnten das bis zu sechs Kilo Honig im Monat sein. „Darum muss man regelmäßig das Gewicht überprüfen und bei Bedarf zufüttern“, so Pahl. Er schätzt, dass etwa zehn Prozent der Bienenvölker mit einer verfrühten Brut zu kämpfen haben. „Solange die Imker das im Auge behalten, ist das aber machbar.“

Nicht nur aufs Frühjahr, sondern auf das ganze Jahr betrachtet, hat Ulf Schmitz, Diplom-Biologe, für Düsseldorf ein Klimafolgenmonitoring erstellt. Seit 2008 untersucht er im Auftrag des Umweltamtes mit der Biologischen Station Haus Bürgel mögliche Auswirkungen auf unterschiedliche Pflanzen- und Tiergruppen. Untersucht werden Flechten, Pflanzen, Libellen, Heuschrecken, Schmetterlinge, Stechmücken und Vögel. Im Fazit des jüngsten Monitoring heißt es, dass neben der „Zerstörung und Verschlechterung der Lebensräume und klassischen Gefährdungsursachen der Klimawandel als mögliche Ursache für den Rückgang vieler Tier- und Pflanzenarten“ hinzukomme. Daneben sei die Zunahme wärmeliebender Arten zu verzeichnen.

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