Natur So gefährlich ist die "Riesenkrabbe" vom Schloss Benrath

Eine Düsseldorferin erschrak in der Raucherpause über eine "Riesenkrabbe". Diese stellte sich als so genannter Kamberkrebs heraus. Die Art wird immer mehr zum Problem.

 Der Kamberkrebs (Archivbild) wird für heimische Arten zum Problem.

Der Kamberkrebs (Archivbild) wird für heimische Arten zum Problem.

Foto: Andreas Thomsen

Düsseldorf. Von einer „fauchenden Riesenkrabbe“ war im Internet die Rede. Viel heiße Luft freilich: Eine Mitarbeiterin des Benrather Schlosses hatte Mitte der Woche auf der Terrasse des historischen Gebäudes einen Flusskrebs gesichtet und sich erschrocken. Ein ungewohnter Anblick womöglich, aber lange kein Grund zur Sorge: Das Exemplar der Gattung Orconectes limosus, besser bekannt als Kamberkrebs, ist für Menschen völlig ungefährlich und wird gerade einmal 12 Zentimeter groß.

Ein Problem ist diese Krebsart trotzdem, denn eigentlich hat sie in unseren Gewässern nichts zu suchen. „Der Kamberkrebs ist dabei, unsere heimischen Flusskrebse auszurotten“, sagt Michael Süßer vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND). Ursprünglich stammt die Art aus dem Osten der Vereinigten Staaten, erst 1890 wurde sie von Fischern nach Europa eingeschleppt und testweise in der Oder ausgesetzt. Dort fand sie ideale Bedingungen vor und ist heute in Nord- und Westdeutschland weit verbreitet. Vereinzelt wurden die Tiere gar gezielt gezüchtet, teils auch illegal verschleppt. Den gleichen Ursprung hat auch der Signalkrebs, der sich in deutschen Flüssen und Bächen ebenfalls pudelwohl fühlt.

Die Krebse, die auch lange Strecken über Land zurücklegen können, sind häufig mit einem Pilz infiziert, der ihnen selbst nichts anhaben kann. Einheimische Arten wie Edel- und Steinkrebs aber sind dafür höchst anfällig. Krebspest wird die Krankheit genannt, die europäischen Arten verenden daran, wenn die amerikanischen Verwandten sie anstecken. „Das ist ein sehr akutes Problem“, sagt Michael Süßer. Unternehmen könne man jedoch nicht viel, außer einzelne Tiere gezielt einzufangen. „Den Kamberkrebs werden wir wohl nicht mehr los“, sagt er. Noch dazu kommt, dass sich die eingeschleppten Krebse schneller und in größerer Zahl vermehren.

In Düsseldorf kommen Kamber- und Signalkrebs laut Unterer Fischereibehörde in der Düssel, ihren Nebenbächen, den angeschlossenen Gewässern wie Kö-Graben, Kaiserteich, Schwanenspiegel und Spee'scher Graben sowie in den umliegenden Bächen (Eselsbach, Hoxbach) in kleinen Stückzahlen vor. Auch die Stadt sieht keine Möglichkeit, die Ausbreitung der amerikanischen Arten zu stoppen.

Probleme für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt bringen auch andere eingeschleppte Arten mit sich. Zum Beispiel der ebenfalls aus Nordamerika stammende Ochsenfrosch. Er wurde in Europa angesiedelt, zuerst als Ziertier für den Gartenteich. Das Problem: Hier hat der Ochsenfrosch keine Feinde. Er frisst alle heimischen Amphibien, da er ihnen physisch überlegen ist.

Nicht immer müssen eingeschleppte Arten aber direkte Gefahren wie Krankheitsüberträger oder Fressfeinde für die einheimische Tierart sein. „Oft sind es indirekte Konkurrenz-Faktoren, die andere Arten in Bedrängnis bringen“, sagt Michael Süßer vom BUND. So brüte beispielsweise der Halsbandsittich, in Düsseldorf vor allem an der Kö („Kö-Papagei“) beheimatet, in den gleichen Baumhöhlen wie einheimische Vogelarten und erzeuge so Konkurrenz bei der Nistplatzsuche.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort