So erleben Besucher das Training von Fortuna Düsseldorf

Beim Bundesligisten sind Zuschauer während des Trainings eher selten - doch es gibt sie. Ein Besuch im Arena-Sportpark.

Düsseldorf. Eines ist von vornerein klar: Auf der Suche nach den Trainingskiebitzen ist zeitiges Erscheinen oberstes Gebot. Um 9.30 Uhr hat die Fortuna an einem Mittwochvormittag ihre öffentliche Trainingseinheit festgelegt, und so geht es um kurz vor neun mit der U-Bahn von der Düsseldorfer Innenstadt aus in Richtung Norden zum Arena-Sportpark in Stockum. Wenigstens präsentiert sich der Spätsommer noch einmal von seiner besten Seite. Strahlender Sonnenschein sowie angenehme Temperaturen um die 20 Grad versprechen beste Voraussetzungen, um an diesem Tag auf einige Kiebitze zu treffen. Also Menschen, die sich freiwillig auf den Weg zu ihrem Lieblingsfußballverein machen, um sich das Training anzuschauen.

So erleben Besucher das Training von Fortuna Düsseldorf
Foto: M. Lonn

Was motiviert diese Leute dazu? Eine Antwort darauf muss zunächst warten, denn selbst um kurz vor zehn Uhr wirkt das weitläufige Gelände wie ausgestorben. Lediglich eine Handvoll Journalisten hat sich auf einer kleinen Tribüne abseits des Trainingsplatzes eingefunden und beobachtet entspannt das Treiben auf dem grünen Rasenviereck. Eigentlich kein Wunder, schließlich ist an diesem Tag das Ende der Schulferien und die meisten anderen potenziellen Kiebitze befinden sich um diese Uhrzeit längst auf ihrem Arbeitsplatz oder haben eben andere Sachen zu erledigen.

Doch plötzlich taucht von weitem ein junger Mann auf, der einen Kinderwagen mit rot-weißer Fortuna-Fahne zielsicher in Richtung Trainingsplatz schiebt und kurz vor den Kabinen zum Stehen kommt. Mit verschränkten Armen positioniert er sich vor dem Zaun, während seine kleine Tochter einen Mini-Fußball hin- und herwirft. Der Mann stellt sich als Stefan Wichmann vor und hat sich spontan für einen Ausflug zur Fortuna entschieden. „Ich habe heute einen freien Tag und die Kleine wollte gerne mit der Straßenbahn fahren, und da dachte ich mir: Warum machen wir nicht einfach einen Vater-Tochter-Ausflug.“

Seit über 30 Jahren ist der 37-Jährige Anhänger der Fortuna, zum Training komme allerdings seltener, gesteht er, „dennoch finde ich es spannend, mir die Abläufe eines solchen Trainings mal anzuschauen. Ich habe selbst mal Fußball gespielt, und da achtet man manchmal auch auf taktische Dinge“. Seine zweijährige Tochter Emma hat dafür keine Augen, sie widmet sich lieber ihrem Ball, den sie mit ihren Händen immer wieder zu ihrem Vater spielt. „Sie wird wohl mal Torhüterin“, sagt er und lacht.

Dass außer ihm bislang kein anderer Fan zum Training gekommen ist, findet er nicht ungewöhnlich. „Wenn ich mal hier war, waren nie mehr als fünf Leute da.“ Das habe aber auch seine positiven Seiten, meint er. „Die Spieler nehmen sich zum Beispiel mehr Zeit für Fotos und sie können außerdem in Ruhe trainieren.“ Er selbst möchte heute noch ein paar Autogramme seiner Lieblingsspieler ergattern. „Für mich ist das auch eine Form des Abschaltens, alleine wäre ich wohl nicht gekommen.“ Alleine ist derweil Roman Görz mit seinem Fahrrad gekommen. Den freiberuflichen Veranstaltungstechniker kann man als waschechten Trainingskiebitz bezeichnen. Wann immer es seine Zeit zulässt, besucht er das Training des Bundesliga-Aufsteigers.

Auch in die Trainingslager reist er regelmäßig mit. „Für mich als Fußballinteressierten sind die Spielformen am spannendsten“, sagt er. „Ich beobachte aber auch, wie die Jungs drauf sind und wie sich die neuen Spieler einfügen.“ Was das angeht, hat der sportliche 57-Jährige nichts zu beanstanden. Und wie sieht es mit Ratschlägen für Trainer Friedhelm Funkel aus? „Es liegt einem manchmal schon auf der Zunge. Aber wenn man dann zum Beispiel ein Testspiel mit den alten Haudegen wie Gerd Zewe zusammen guckt, dann hältst du dich zurück. Man denkt ja, man wüsste viel von Fußball, aber dann wird man doch eines Besseren belehrt.“

Das Training neigt sich dem Ende entgegen, als Roman Görz noch mal auf sein rotes Fahrrad steigt und zur anderen Seite des Platzes fährt. Dort trifft er auf seinen Kiebitz-Kumpel Alfons Küffner, der mit zwei anderen ergrauten Herren gerade das Torschusstraining begutachtet. Als ein Ball weit über das Tor fliegt, folgt am Zaun ein synchrones und langgezogenes „Oooh“, erfolgreiche Abschlüsse werden dagegen mit einem kurzen „Jot jemacht“ honoriert.

„Ich fahre seit elf Jahren regelmäßig mit dem Fahrrad von Unterrath hier hin und wieder zurück. Das hält mich fit“, erzählt Küffner. Für ihn sei jeder Besuch eine neue Erfahrung. „Es ist immer wieder was Neues, was Anderes beim Training zu sehen, das macht es interessant.“ Vor ein paar Jahren sei das so noch nicht gewesen, betont er. „Da gab es nur ein wenig Laufen und Ballgeschiebe.“ Roman Görz hat indes genug gesehen und rückt sein Fahrrad zurecht.

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