Minderheiten in Düsseldorf „Unser kleines Land“: Sinti-Zentrum in Eller gibt sich neuen Namen

Düsseldorf · Obwohl die Zukunft der Einrichtung an der Otto-Pankok-Straße noch ungewiss ist, hat der Träger Rheinflanke ein konkretes Konzept ausgearbeitet.

 Das Team der Rheinflanke für das Sinti-Zentrum: (v.l.) Dana Kreutz, Franco Clemens, Luci Kreutz, Jeta Dashi und Rudi Rumstayn.

Das Team der Rheinflanke für das Sinti-Zentrum: (v.l.) Dana Kreutz, Franco Clemens, Luci Kreutz, Jeta Dashi und Rudi Rumstayn.

Foto: Marc Ingel

Die ehemalige Caritas-Kita an der Otto-Pankok-Straße, die auch als Zentrum der Sinti-Minderheit in Eller galt, stand im Frühjahr vor dem Aus. Doch die Stadt, die das Gebäude von der Caritas angemietet und die gemeinnützige Organisation Rheinflanke als Träger eingesetzt hatte, signalisierte bei einem Krisengespräch mit der Sinti-Union Kaufinteresse, sodass vorläufig weitergearbeitet werden konnte. Eine endgültige Entscheidung soll noch in diesem Sommer fallen – zumal auch die Otto-Pankok-Stiftung bei dem Erwerb der Immobilie noch einen Fuß in der Tür hat.

Ungeachtet dessen wurde jetzt in dem Haus Sommerfest gefeiert. Und da die Rheinflanke optimistisch ist, weitermachen zu können, hat sie dem mittlerweile hoch frequentierten Zentrum einen neuen Namen gegeben: „Maro Tikno Tem“ heißt übersetzt „Unser kleines Land“, erklärt Dana Kreutz, selbst Sinti, die früher die Kita besuchte und inzwischen in dem Haus als pädagogische Kraft mitarbeitet.

Ein Ort der Begegnung
für Sinti jeglichen Alters

Denn das steht nun im Fokus des Trägers: „Integration und vor allem Partizipation werden nicht nur vage als Ziel formuliert, sondern konkret umgesetzt und gelebt“, sagt Leiter Franco Clemens, der die Einrichtung nun auch ganz bewusst als Sinti-Zentrum mit kulturellem und gesellschaftlichem Ansatz bezeichnet, „denn wir sind nicht nur Kinderhort, sondern für alle Generationen im Viertel da, schwerpunktmäßig natürlich für die Sinti vor Ort“.

Das hat eine neue Aufbruchstimmung freigesetzt, „alle packen mit an“, nennt Clemens ein Beispiel: „Als zuletzt bei dem Sturm ein Kirschbaum umgekippt war und die Feuerwehr keinen Handlungsbedarf sah, sind Leute aus der Siedlung mit einer Motorsäge gekommen und haben daraus binnen kürzester Zeit Kleinholz gemacht.“ Und als der Dreck angesichts der ungewissen Zukunft überhand nahm, „standen hier plötzlich 15 Frauen mit Putzeimern bewaffnet in der Tür und meinten, ich solle mal aus dem Weg gehen, sie würden jetzt eine Generalreinigung durchführen“.

Fünf Mitarbeiter gibt es inzwischen (zwei davon Sinti) 30 Kinder kommen im Schnitt am Tag, nachmittags bis zu 20 Jugendliche, „wir planen neben der Hausaufgabenbetreuung auch eine Tanz- und eine Garten-AG sowie ein Internet-Café“, sagt Dana Kreutz.

Und wenn es nun doch nichts wird mit der Stadt? „Dann machen wir trotzdem weiter, notfalls in Containern“, so Clemens, der für Sachspenden dankbar wäre: ausrangierte Computer, Farben, Gartengeräte zum Beispiel.

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