Serie Kiefernstraße: Der Düsseldorfer Weg

Paul Saatkamp (SPD) war eine Schlüsselfigur für den Frieden auf der Straße.

Düsseldorf. Herr Saatkamp, Sie haben sich mit der Befriedung der Kiefernstraße bundesweit einen Namen gemacht. Wie kamen Sie zu dem Job?

Saatkamp: Wie die Jungfrau zum Kinde. Als Jugendamtsleiter war ich zuständig für eine ausschuss- und ämterübergreifende sozio-kulturelle Kommission. Dadurch kam es zu intensiven Kontakten zur Szene. Auch die Initiatoren des gerade erst gegründeten Zakk, die mit der Kiefernstraßen-Szene gut vernetzt waren, spielten eine wichtige Mittlerrolle.

Die Besetzungen waren zunächst nicht rechtswidrig.

Saatkamp: Richtig, mit der Aktion Wohnungsnot, die es seit Mitte der 70er Jahre gab, kooperierte die Stadt. An mehreren Orten wie Kopernikus- oder Theodorstraße wurden Wohnungen temporär zur Verfügung gestellt. Die Probleme an der Kiefernstraße entstanden, nachdem die Besetzer sich nicht mehr an Vereinbarungen hielten, Barrikaden errichtet wurden und „Unterstützer“ aus der ganzen Republik anreisten.

Dennoch wurde nicht hart durchgegriffen.

Saatkamp: Es kam zum Düsseldorfer Weg, weil die Behörden mit klassischen Mitteln nicht mehr weiterkamen. Da lebten ja auch viele Migranten mit ihren Kindern, Altmieter der ehemaligen Werkswohnungen, die sich nicht mehr aus den Häusern trauten.

Wie wurde dann verhandelt?

Saatkamp: Es ging basisdemokratisch zu, mit Straßen- und Häuserplenen. Wenn wir in Verhandlungen morgens einen Meter weiter waren, blieben am Abend davon zuweilen nur 20 Zentimeter.

Wie verhielt sich die Polizei?

Saatkamp: Die Düsseldorfer Polizei war sehr kooperativ, wie auch eine breite Mehrheit des Rates diesen Weg unterstützte. Die den Verhandlungsprozess störenden Razzien wurden von der Bundesanwaltschaft angeordnet. Auch „Scharfmacher“ bei Landtagsdebatten störten den Einigungsprozess ständig.

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