Senioren fordern neuen Lieferservice in Stadtteilen

Einzelhandel: Die SPD will den Hol- und Bringedienst etablieren, doch CDU, FDP und IHK winken ab.

Düsseldorf. "Die Ausdünnung des Einzelhandels in Randbezirken der Stadt kann zu einer schlechteren Versorgung der weniger mobilen Bevölkerung führen" - so steht es im großen Rahmenplan Einzelhandel, der die zukünftige Versorgung der Düsseldorfer Bevölkerung analysiert. Im Klartext: Alte und/oder gehbehinderte Menschen haben in Stadtteilen wie Kalkum oder Hubbelrath Schwierigkeiten mit der Eigenversorgung.

Die SPD nahm sich des Themas an und beantragte im Stadtrat die Etablierung eines stadtweiten Hol- und Bringedienstes. Organisationspartner sollten der Einzelhandelsverband (EHV) und Industrie- und Handelskammer (IHK) sein. "Die Ausführung soll dann von Privaten übernommen werden, es geht nur um die öffentliche Hilfe für eine solche Anlaufstelle", sagte Bürgermeisterin Gudrun Hock.

Als Vorbild dient die Stadt Herten: Dort sprach die Stadt nur verschiedenste Anbieter vom Metzger bis zum Apotheker an und listete deren Serviceangebote dann in einer handlichen Broschüre auf.

Trotzdem lehnten CDU und FDP die Idee ab. "Man kann doch fast überall in Düsseldorf um die Ecke einkaufen", sagte CDU-Sozialexperte Wolfgang Janetzki und fügte nassforsch hinzu: "Senioren tut Bewegung gut, auch regelmäßiges Treppensteigen."

Auch IHK und EHV winkten ab, obschon mit differenzierteren Begründungen. "Insgesamt ist die Versorgungslage recht gut. Und dann gibt es ja private Lebensmittellieferanten, denen sollte die öffentliche Hand keine Konkurrenz machen", sagt Michael Rüscher (IHK). Wäre die Nachfrage tatsächlich groß, gebe es längst auch ein Angebot. Und EHV-Geschäftsführer Rainer Gallus: "Eine echte Notwendigkeit für eine solche Einrichtung sehen wir nicht."

Der Seniorenbeirat hingegen sieht die sehr wohl. "Wir halten einen verlässlichen Hol- und Bringedienst für alte und gehbehinderte Menschen für sehr zweckmäßig", sagt der neue Vorsitzende Horst Grass. "Insbesondere im Norden, in Kalkum, Teilen von Wittlaer und Angermund, fehlen wohnungsnahe Einkaufsmöglichkeiten." Es gebe zwar vereinzelt Lebensmittellieferanten, die aber seien nicht gerade preiswert. Grass: "Deshalb werden wir bei der Stadt noch einmal einen Antrag stellen. Gut wäre es auch, wenn bei bedürftigen Personen die Lieferkosten bezuschusst würden."

Die sind in der Tat nicht von Pappe. Der seit acht Jahren einen Lieferservice anbietende Supermarkt auf der Himmelgeister Straße 81 (früher Comet, jetzt Rewe) verlangt für den Vollservice fünf Euro: "Dafür muss der Kunde gar nicht das Haus verlassen. Wir nehmen die Bestellung telefonisch auf, packen die Waren ein, bringen sie zum Kunden und räumen sie auf Wunsch sogar in den Kühlschrank. Außerdem nehmen wir Leergut mit und verrechnen den Pfand", sagt Andreas Fircho, der Geschäftsführer des Bilker Supermarktes.

Mit 3,50 Euro dabei sind die Kunden, die in den Laden kommen, die Waren aussuchen und sie sich dann im Kühlwagen nach Hause bringen lassen.

Die Nachfrage nach beiden Angeboten sei sehr groß, sagt Fircho, Hunderte betagte, gehbehinderte oder blinde Menschen nutzten sie. "Und das nicht nur in Bilk, sondern in ganz Düsseldorf. Wir liefern sogar nach Monheim."

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