Porträt Seit 20 Jahren Containerpate für mehr Sauberkeit

Düsseldorf · Immer wieder wird Müll einfach neben Container gestellt, der Fußweg davor verschmutzt. Dann kommt Christian Krämer ins Spiel.

 Christian Krämer kümmert sich als Müllpate um die Container an der Oberbilker Allee.

Christian Krämer kümmert sich als Müllpate um die Container an der Oberbilker Allee.

Foto: Carolin Scholz

Auf dem Weg zur Arbeit rechnet Christian Krämer immer ein kleines bisschen mehr Zeit ein. Denn der führt ihn an seinem Container vorbei. Der steht an der Oberbilker Allee, am Gangelplatz. Und er gehört natürlich nicht direkt Christian Krämer. Er ist Containerpate für die Awista. Ehrenamtlich hält er ein Auge auf den Container.

Die Containerpaten gibt es schon seit 1999. Sie sind an solchen Standorten im Einsatz, an denen die Frequenz und die Vermüllung besonders groß war. Meist wohnen die Paten in der Nähe und kommen regelmäßig an den Containern vorbei. Etwa 40 gibt es davon in Düsseldorf.

Christian Krämer ist schon von Anfang an dabei. Auch beruflich hat er mit Müll zu tun. Er arbeitet im Umweltamt und bearbeitet dort Klageverfahren, die auch mit Müll zu tun haben. Früher hatte er in dem Amt gearbeitet aus dem später die Awista hervorgegangen ist, als sie privatisiert wurde. So hatte er damals auch von dem Müllpatenprojekt erfahren.

Nun hat er also einen Container in der Nachbarschaft, auf den er besonders achtet. „Wenn kleinere Sachen davorstehen, kümmere ich mich selbst darum“, sagt er. Manche stellten Kartons einfach neben den Container, weil die ein wenig zu groß für den Schlitz sind. Einmal auf den Boden geworfen und draufgetreten - schon passt er doch durch. Aber die Arbeit wollen sich wohl nicht alle machen, vermutet Krämer.

„Manchen ist das einfach total egal“, sagt er. Die denken: Irgendwer wird sich schon darum kümmern. Und das ist dann eben oft Christian Krämer. Steht zu viel vor dem Container oder Sachen, die er nicht so einfach entsorgen kann, meldet er das an die Awista. Die kommen dann und holen den Abfall ab. „Das geht ganz flott, meistens am gleichen oder am nächsten Tag.“

Wenn er beobachtet, dass jemand seinen Müll einfach achtlos neben den Container stellt, spricht er diese Leute auch direkt an. Und trotzdem gibt es fast jeden Tag etwas zu tun. „Mal brauche ich zehn Minuten, mal geht es auch schneller“, sagt Krämer. Besonders viel werde abgestellt, wenn in der Woche ein Feiertag liegt und der Abholrhythmus anders sei. Oder um Weihnachten, wenn alle große Pakete und viel Geschenkpapier übrig haben. „Es ist Wahnsinn, was an Papierabfall anfällt“, sagt Krämer.

Und auch wenn das Altpapier vielleicht nicht der schlimmste Abfall ist – wenn er hier achtlos neben den Container gestellt wird, gibt es ein Problem. Der Gehweg an der Oberbilker Allee wird viel genutzt. Gerade kommt ein Mann mit Rollator vorbei. Ist alles aufgeräumt, ist das kein Problem. Doch für Kartons in dem schmalen Bereich zwischen Container und Beet ist hier einfach kein Platz. Denn dann käme dieser Herr oder etwa jemand mit Kinderwagen oder Fahrrad schlecht vorbei.

Ob es ihn manchmal frustriert, dass es auch nach 20 Jahren immer noch jeden Tag etwas wegzuräumen gibt? „So darf man nicht denken“, sagt er. Klar mache es ihn irgendwie traurig, dass die Leute so gleichgültig mit dem Viertel umgehen. Auch deshalb habe er sich entschieden, mitzumachen. Um vor der eigenen Haustür Ordnung zu halten. Aber viele hätten auch dazugelernt.

Konfrontieren könne er die Containersünder aber nur selten mit ihrem Fehlverhalten. Eine Möglichkeit gebe es aber. Wenn jemand Versandpakete hier lässt, auf denen noch ein Adressaufkleber klebt. Dann gibt Krämer die Adresse weiter – der Ableger bekommt dann Post. „Aber meistens will das auch dann niemand gewesen sein.“

Mehr Müll falle ihm, seit er als Pate im Einsatz ist, eigentlich nicht auf. Eher, wenn in anderen Städten so ganz anders mit Müll umgegangen wird. Wenn es etwa besonders sauber ist. Aber im Prinzip macht er sein Ehrenamt gerne. Man komme auch mal mit anderen ins Gespräch und könne das Bewusstsein für die Sauberkeit ein bisschen stärken – auch bei den anderen.

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