Düsseldorfer Flughafen Seelsorger für 100 000 Menschen am Tag

Evangelische und katholische Kirche bieten Hilfe und Rat für die Fluggäste am Airport Düsseldorf jetzt gemeinsam an.

Düsseldorfer Flughafen: Seelsorger für 100 000 Menschen am Tag
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Fast 90 000 Passagiere erwartet der Flughafen heute zum Auftakt der Herbstferien. Wie viele davon sich seelsorgerlichen Beistand wünschen, wird man sehen — hoffentlich gibt es dafür keinen dramatischen Anlass. Auf jeden Fall ist jetzt nach fünfmonatiger Auszeit die entsprechende Anlaufstelle wieder geöffnet und besetzt: Katholische und evangelische Kirche betreiben die Flughafenseelsorger erstmals gemeinsam.

Zu finden sind Vollzeit-Seelsorgerin Ute Clevers von der Diakonie und ihr katholischer Teilzeitkollege Johannes Westerdick in der Regel im Büro neben dem Gedenk- und Andachtsraum auf der Ebene 3, zu der die einzige Rolltreppe im Abflugbereich führt. „Wenn viel los ist, stellen wir uns aber auch mit unserem Tisch mitten im Terminal auf“, sagt Clevers, die zuletzt die Bahnhofsmission in Krefeld leitete.

Zunächst mag man sich fragen, warum in Zeiten abnehmender Kirchenzugehörigkeit und Frömmigkeit ausgerechnet Reisende am Flughafen ein dringenderes Bedürfnis nach christlichen Seelsorgern verspüren sollten. Michael Hanné, Geschäftsführer des Flughafens, der die beiden Stellen maßgeblich finanziert (kleinere Anteile tragen die beiden Kirchen), ist da um eine Antwort nicht verlegen: „Hier sind jeden Tag so viele Menschen wie in einer Kleinstadt unterwegs, an Nachfrage nach Seelsorge hat es nie gemangelt.“

Reisende mit Flugangst oder in Trauerstimmung, weil sie wegen einer Todesnachricht heimgeflogen sind, am Flughafen gestrandete Menschen, auch Flüchtlinge oder Obdachlose stellen die Nachfrage — aber natürlich sind auch unter den fast 20 000 Mitarbeitern am Flughafen Beistandsuchende. Ganz aktuell belasten Krise und Unsicherheit bei Air Berlin und Tuifly das Personal, „das ja nach außen trotzdem immer lächeln muss“, so Clevers.

Aber die Seelsorger werden auch gezielt von sich aus Menschen ansprechen: „Man bekommt mit der Zeit ein Gespür dafür, wer Hilfe braucht und auch will“, sagt Johannes Westerdick.

Und dann gibt es noch Christen, die im Airport ganz bewusst Andachtsraum und Seelsorger aufsuchen. „Immer wieder kommen Reise- oder Pilgergruppen, die einen Segen wünschen oder Menschen, die beim Warten auf den Flug nicht nur shoppen oder essen, sondern die Zeit für ein gutes Gespräch nutzen möchten“, sagt der katholische Stadtdechant Ulrich Hennes, der stolz ist, dass sich das Erzbistum an der Finanzierung in Düsseldorf beteiligt — obwohl es am Kölner Flughafen keine Seelsorge gibt.

Er und die evangelische Superintendentin Henrike Tetz freuen sich zudem, dass die Flughafenseelsorge nun ökumenisch läuft: „Die Zusammenarbeit klappt ja auch längst in anderen Bereichen wie etwa bei der Telefonseelsorge prima“, sagt Tetz. Seit 2001 war die Flughafenseelsorge „rein“ evangelisch, doch 2016 kappten Landes- und Stadtsynode die Zuschüsse.

Wenn es am Flughafen noch einmal zu großen Katastrophen wie beim Germanwings-Absturz 2015 kommt, werden die beiden Seelsorger von den Kollegen der Feuerwehr und gewiss auch wieder von Ehrenamtlern unterstützt.

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