Schwimmen im Rhein – beliebt trotz Lebensgefahr

In Krefeld forderte der Fluss zwei Todesopfer, aber hier badet man munter weiter. Der OSD informiert vor Ort über Risiken.

Düsseldorf. "Ich dachte, wir sitzen weit genug vom Wasser weg. Aber plötzlich kam eine Riesenwelle, und alles war nass. Für die Kinder hätte das richtig gefährlich werden können." Birgit Hipp-Diehl hat gerade am eigenen Leib die Tücken des Rheins kennen gelernt. Ihre sechs und acht Jahre alten Töchter dürfen nur im niedrigen Wasser plantschen. Aber auch dort können Wellen und der Sog von vorbeifahrenden Schiffen lebensgefährlich werden.

Seit Juni ist der Ordnungs- und Servicedienst (OSD) am Rheinufer im Schwerpunkteinsatz. Um Sonnenbadende vor einer Abkühlung im Fluss zu warnen. Brandaktuell ist das Thema seit dem Wochenende: Zwei Männer (18 und 19 Jahre) gingen in Krefeld nur bis zur Hüfte ins Wasser, wurden von einer Strömung erfasst und abgetrieben. Sie ertranken.

Dass der Rhein, der nahe des Ufers so ruhig wirkt, derart unberechenbar sein kann, hat Tina Breuer aus Kassel nicht gewusst. Die 21-jährige Touristin bekommt am Paradiesstrand an der Lausward von OSD-Mann Jens Gersonde eine gelbe Karte in die Hand gedrückt. Der Flyer informiert über die Risiken des Badens im Fluss. "Sehr gute Aktion", sagt Breuer. "So etwas weiß man als Auswärtige ja nicht." Auch der 16-jährige Oscar Yendell aus Norddeutschland ist vorsichtig: "Wir gehen nur mit den Füßen ins Wasser. Geschwommen wird im Freibad."

Weniger einsichtig sind oft die Einheimischen. Zwar ist Marcel Kohnert (24) schockiert, als er von dem tödlichen Unfall in Krefeld hört. Schwimmen im Rhein will er aber weiterhin - er kenne das Gewässer schließlich gut.

Verbieten können Jens Gersonde und Kollege Denis Kirmse das nicht. Zumindest nicht am Paradiesstrand. Nach einer Verordnung des Bundes von 1972 ist das Baden im Rhein nur an vereinzelten Stellen verboten (siehe Kasten). Riskant ist es aber überall. Die Männer in Krefeld etwa gingen an einer freigegebenen Stelle ins Wasser.

"Oft ist es nicht einmal Leichtsinn", sagt Denis Kirmse. "Den Leuten ist die Gefahr einfach nicht bewusst." Die Reaktionen auf die Info-Aktion der Stadt sind unterschiedlich - von Gleichgültigkeit bis Aha-Effekt. Die Aufklärung ist das einzige Instrument für Ordnungsamt-Chef Michael Zimmermann. Denn der Rhein ist eine Bundeswasserstraße, nur die Bundespolitik könnte die alte Verordnung abändern. "Aber die Ahndung mit Knöllchen wäre sicher ohnehin nicht wirkungsvoll", glaubt Zimmermann. Die Stadt, sagt er, erfüllt am Ufer des Rheins eher eine "Service-Aufgabe".

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