Schweinegrippe hebelt jetzt die Schulpflicht aus

Eltern dürfen selbst entscheiden, die Kinder zu Hause zu lassen. Eine Hauptschule bleibt bis Montag zu, weil Schüler wegbleiben.

Düsseldorf. Aus grauen Wolken prasselt der Regen auf den menschenleeren Schulhof an der Stettiner Straße. Nur rund 40 der 283 Schüler waren Mittwochmorgen zum Unterricht in der Fritz-Henkel-Hauptschule erschienen. "Die Eltern haben Angst", erklärt der stellvertretende Schulleiter Karlheinz Kießler.

Zwei Schüler und fünf Lehrer der Schule sind definitiv an der Schweinegrippe erkrankt. Zahlreiche weitere liegen mit Symptomen im Bett.

Von einer "Dunkelziffer ohne Ende" spricht Kießler. "Ich kann die Eltern verstehen", sagt er. Gestern Mittag wurde entschieden, den regulären Unterricht für den Rest der Woche ausfallen zu lassen. Einen solchen Fall gab es bisher nur in der japanischen Schule, die im Juni wegen zahlreicher Infektionen schloss.

Die gesunden Lehrer werden aber in Garath weiterhin in der Schule sein, um Schüler, die doch kommen wollen, zu betreuen und mit ihnen zu lernen. Am Montag will Kießler den Betrieb wieder aufnehmen. "Ob das möglich ist, sehen wir dann."

Die Schweinegrippe hebelt die Schulpflicht aus. Die Bezirksregierung Düsseldorf hat entschieden, dass Eltern selbst entscheiden können, ihre Kinder zu Hause zu lassen. "Das bleibt ohne Sanktionen", sagt Sprecher Bernhard Hamacher. Zudem könnten Schulleiter selbst darüber befinden, ob der Unterricht wegen hoher Ansteckungsgefahr oder aus organisatorischen Gründen ausfallen muss.

Andere Schulen sind aber müssen vorerst wohl nicht schließen. An der Gerhard-Tersteegen-Grundschule in Stockum, die bis Dienstag einen bestätigten Schweinegrippenfall hatte, kamen von knapp 300 Kindern immerhin 270 zum Unterricht. "Noch!", sagt Schulleiterin Ulrike Schadewaldt. Denn gestern wurden fünf weitere Fälle der neuen Grippe bei ihren Schülern bekannt. "Die Eltern sind im Moment sehr besorgt", weiß Schadewaldt.

Sie könne nur versuchen, Hygienevorschriften einzuhalten. "Wir regen die Kinder an, sich regelmäßig die Hände zu waschen und Abstand voneinander zu halten." Auch hätten die Kinder gelernt, in die Armbeuge zu husten und Taschentücher nach einmaligem Benutzen wegzuwerfen. Doch die Unsicherheit gerade bei den Eltern bleibt.

Dennoch nennt Gesundheitsamt-Leiter Prof. Heiko Schneitler die Entscheidung, gesunde Kinder nicht in die Schule zu schicken, "völlig unvernünftig". "Man kann sich derzeit in jeder S-Bahn anstecken", verdeutlicht er. "Mit diesem Erreger werden wir zudem mindestens in den nächsten vier Monaten zu tun haben. Sollen wir so lange sämtliche Schulen schließen?"

Auch an anderen Schulen in Düsseldorf gebe es ähnliche Häufungen von Grippefällen. Es stehe aber keine weitere Einrichtung vor der Schließung.

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