Digitales Lernen für die Schule Schule in Zeiten der Pandemie: So läuft das digitale Lernen

Düsseldorf · In der unterrichtsfreien Zeit bringen die Schulen Lernstoff per E-Mail, über Clouds oder die Plattform Moodle an die Schüler.

 Die 14 Jahre alte Schülerin Lena aus der Klasse 9d vom Max-Planck-Gymnasium nutzt die digitale Lernplattform Moodle auf ihrem Laptop.

Die 14 Jahre alte Schülerin Lena aus der Klasse 9d vom Max-Planck-Gymnasium nutzt die digitale Lernplattform Moodle auf ihrem Laptop.

Foto: Falko Kaulmann

Mit einem Klick ist Lena im virtuellen Klassenzimmer und holt die Aufgaben ab, die der Deutsch­lehrer der Klasse 9d für die kommende Woche hinterlegt hat. Seit die Schulen geschlossen sind, lernt die 14-Jährige nun an ihrem heimischen Schreibtisch statt im Max-Planck-Gymnasium, die digitale Lernplattform Moodle auf ihrem Laptop ersetzt den direkten Austausch mit den Lehrern.

Für die Schülerin ist die Umstellung kein Problem: „Es funktioniert bisher ganz gut. Die Aufgaben und Arbeitsblätter sind als PDF-Dateien hinterlegt und können ganz einfach heruntergeladen und ausgedruckt werden“, sagt sie. Erläuterungen des Lehrers sind gleich dabei, ebenso wie Hinweise zu Abgabefristen oder auch Quellen, die zum besseren Verständnis des Stoffs herangezogen werden sollen, wie Bücher oder auch Erklärvideos aus dem Internet.

Am Wim-Wenders-Gymnasium gibt es schon Videochats

Direkte Rückfragen an den Lehrer – in einer Telefonsprechstunde oder in Videokonferenzen – können die Schüler bisher nicht stellen. „Das war bis jetzt aber auch gar nicht nötig. Die Lehrer laden auch die Lösungen eine Woche später hoch, so kann man sich selbst überprüfen. Und ich tausche mich regelmäßig mit meinen Freundinnen aus der Schule aus“, sagt Lena. Auch bei ihrem Bruder Leonard an der Justus-von-Liebig-Realschule läuft es ähnlich.

Am Wim-Wenders-Gymnasium ist man da schon einen Schritt weiter. Zwei Lehrer haben bereits damit begonnen, Videokonferenzen einzuführen. Mit kleineren Schülergruppen tauschen sie sich über das organisatorische Vorgehen, aber auch Unterrichtsinhalte aus. Die Schüler können ihre Fragen klären und Rückmeldung geben, wie der digitale Schulalltag funktioniert und wo es hakt. Lehrer Lutz Tomala ist gedanklich sogar schon einen Schritt weiter: „Wenn sich die Videochats als zuverlässig erweisen, könnte man das Prinzip des Flipped-Classroom-Managements verfolgen.“ Bei dieser Methode des „umgedrehten Unterrichts“ würden die Schüler die Aufgaben weiterhin selbstständig zu Hause erarbeiten, die Ergebnisse dann aber in der Videokonferenz Mitschülern und Lehrern präsentieren und zur Diskussion stellen.

Als sich die Entscheidung abzeichnete, dass die Schulen für mehrere Wochen schließen werden, mussten Lutz Tomala und seine Kollegen eine schnelle Lösung für das Wim-Wenders-Gymnasium finden. In Windeseile richtete er eine Schul-Cloud ein, auf der nun Lehrer für ihre verschiedenen Klassen und Kurse Arbeitsmaterial hinterlegen. Die Schüler laden sich die Aufgaben herunter, bearbeiten sie in der Regel im Heft, fotografieren das Ergebnis mit dem Handy ab und laden es zur Kontrolle des Lehrers wieder in die Cloud hoch. Die Lernplattform Moodle sei für die Schule keine Option gewesen, weil nicht jeder Schüler Zugangsdaten hat. „Und eine stadtweit einheitliche Lösung gibt es bisher noch nicht“, sagt Tomala.

Die soll nun aber kommen. Die Stadt arbeitet gerade an der Umsetzung der zentralen Lernplattform „It‘s learning“. Und die verspricht so einiges: Schüler und Lehrer sollen darauf Nachrichten schreiben und Videokonferenzen abhalten, Lehrer Unterrichtsmaterial hochladen und sehen können, welche Schüler die Hausaufgabe schon bearbeitet haben und welche nicht. Die Schüler wiederum können die Dokumente bearbeiten und zurückgeben, damit der Lehrer sie korrigieren kann. Die Schüler bekommen eine gute Übersicht über alle Aufgaben für die Woche und wann welche fällig ist. Und: Auch die Eltern können sich ein Profil anlegen, um das Arbeitspensum einzusehen.

Eine Schule, drei verschiedene Kanäle für die Kommunikation

Alexandra Haußmann, Schulleiterin der Hulda-Pankok-Gesamtschule, hat vor wenigen Tagen die Gebrauchsanleitung für die neue Lernplattform erhalten. Sie erhofft sich davon einen einheitlichen Kommunikationsweg. Bisher nutzt die Schule drei Kanäle, um Schülern das digitale Lernen zu ermöglichen. „In der Sekundarstufe 1 werden alle Aufgaben aus den verschiedenen Fächern über die Klassenlehrer per E-Mail an die Eltern übermittelt“, sagt sie. Die älteren Schüler nutzen sowohl Moodle als auch eine schulinterne Cloud, um an ihr Material zu kommen. Die Schulleiterin weiß, dass das geforderte Maß an Selbstständigkeit dabei deutlich größer ist als beim normalen Unterricht. „Wir wissen von den Eltern, dass es gar nicht so leicht ist, die Schüler davon zu überzeugen, in der unterrichtsfreien Zeit weiterzulernen“, sagt sie. Und auch sie selbst habe einigen Schüler ins Gewissen reden müssen. „Es ist mir klar, dass niemand um 8 Uhr morgens mit gespitztem Bleistift dasitzt. Das muss ja auch gar nicht sein, aber die Aufgaben müssen schon erledigt werden.“

Gleichzeitig betont Haußmann, dass die unterrichtsfreie Zeit laut Schulministerium nicht in die Bewertung einfließen darf. „Denn das Lernen von zu Hause ersetzt nicht den Unterricht“, sagt sie. Schließlich seien die Bedingungen, unter denen das Lernen zu Hause stattfindet, zu unterschiedlich. Nicht jedes Kind habe uneingeschränkt Zugriff auf einen Computer oder erfahre zu Hause die gleiche Unterstützung durch seine Eltern.

Für Lena sind die „Corona-Ferien“ keine Ausrede, die Schule schleifen zu lassen. „Ich gehe es zwar auch etwas ruhiger an. Aber ich erledige alle meine Aufgaben fristgerecht“, sagt sie. Druck der Eltern sei bei ihr gar nicht nötig. „Ich denke mir: Irgendwann gehen wir alle wieder zur Schule und es geht weiter. Bis dahin will ich nicht den Anschluss verloren haben.“

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