Schülerzahlen steigen: Braucht die Stadt noch ein Gymnasium?

Die Politiker diskutierten am Dienstag den Ansturm auf Gymnasien und Gesamtschulen.

Düsseldorf. In Nordrhein-Westfalen wird die Zahl der Schüler in den nächsten Jahren insgesamt sinken. Doch die Prognose des statistischen Landesamtes nennt auch drei Gegenbeispiele: Bonn, Köln und Düsseldorf.

Wobei die Landeshauptstadt in den Statistiken der größte Sprung prophezeit wird — zwischen 2009 und 2019 geht die Schülerzahl um über neun Prozent nach oben — von gut 53 000 auf fast 58 000, aktuell werden 55 000 registriert. Zum Vergleich: Noch 2009 hatten Duisburg und Essen mehr Schüler, doch Düsseldorf überholt beide.

Das ist nicht nur ein langfristiger Trend, wie sich am Dienstag im Schulausschuss zeigte. Vor allem die steigenden Zahlen der Anmeldungen an den Gymnasien bereiten Verwaltung und Politik Kopfzerbrechen (siehe Kasten). Wie die WZ berichtete, haben sich wieder deutlich mehr Kinder an den Gymnasien angemeldet als im Vorjahr. Das hat Folgen: Erstmals eröffnen fünf weiterführende Schulen einen zusätzlichen fünften Zug, in vielen Klassen werden 31 Schüler zur Regel.

Alle Fraktionen bedauerten das, Sylvia Pantel (CDU) sprach von „unzumutbaren Zuständen“. Der Ausschussvorsitzende Wolfgang Scheffler (Grüne) erinnerte daran, dass die Schulen in Düsseldorf keine unüberschaubaren Riesenapparate werden sollten. Theodor Bremer vom Schulverwaltungsamt verteidigte dagegen das Vorgehen: „Die Alternative wäre gewesen, Schüler abzulehnen.“

Die Frage ist nun, wie die Stadt langfristig mit dem Problem umgeht. Im kommenden Jahr drängt ein Jahrgang an die weiterführenden Schulen, der noch einmal deutlich größer ist als der der jetzigen Viertklässler. Allerdings scheiden mit dem Doppelabiturjahrgang auch mehr Schüler aus als sonst. Schuldezernent Burkhard Hintzsche begnügte sich am Dienstag mit allgemeinen Aussagen: „Wir werden weitere schulorganisatorische Maßnahmen vorschlagen, die Gymnasien brauchen zusätzliche Kapazitäten.“

Weniger einig waren sich die Fraktionen bei den Gesamtschulen — wie gehabt. Pavle Madzirov (CDU) hält die Forderung der Opposition nach einer weiteren Gesamtschule für überholt, weil in diesem Jahr rund 15 Schüler weniger abgelehnt wurden als in den Vorjahren. Darüber erregte sich SPD-Mann Rudolf Voller: „Das sind aber immer noch 240 Schüler, also genug für acht Klassen.“ Die Grünen versuchten, das zu veranschaulichen, indem sie vor der Sitzung 250 Stühle auf dem Marktplatz aufbauten.

Während SPD und Grüne auf den Elternwillen verweisen, argumentieren CDU und FDP: Die große Mehrheit der betroffenen Kinder habe eine Hauptschulempfehlung. Eine neue Gesamtschule wäre daher nur eine verkappte neue Hauptschule. Die SPD dagegen sagte, die Mischung an den Gesamtschulen stimme. Fakt ist, dass es bei den vier städtischen diesbezüglich deutliche Unterschiede gibt. Allerdings erreicht auch eine nicht unerhebliche Zahl von Schülern ohne Gymnasialempfehlung dort jedes Jahr das Abitur.

Damit ist ein weiteres Thema angesprochen, das auf der Tagesordnung stand: der Doppeljahrgang, der in rund einem Jahr die Gymnasien verlässt. „Damit steigt 2013 die Zahl der Abgänger mit Hochschulreife in Düsseldorf auf weit über 4000, was einen enormen Druck nicht nur auf die Universitäten, sondern auch auf die Ausbildungsplätze erzeugen wird“, warnt Markus Weske, der SPD-Landtagskandidat. Denn weil ein Teil der Abiturienten zunächst eine Ausbildung macht, dürfte es für Haupt- und Realschüler in vielen Branchen schwierig bis unmöglich werden, eine Lehrstelle zu bekommen.

Die Stadt stellte dazu am Dienstageinen Bericht zum Doppeljahrgang im Schulausschuss vor. Demnach sind allerdings keine Probleme zu erwarten. Die Aussichten für die Abiturienten seien trotzdem gut, sowohl was Ausbildungs- als auch was Studienplätze anbetrifft. Die Stadt rechnet bei den Lehrstellen zudem mit einem Rückgang von Bewerbern ohne Abitur.

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