Düsseldorfer Gymnasium Schüler mobben Lehrer - Schule sagt Klassenfahrten ab

Düsseldorf · Mehrere Lehrer haben nun Strafanzeigen erstattet. Die Polizei ist mit einem Präventionsteam im Max-Planck-Gymnasium.

 Am Max-Planck-Gymnasium in Stockum rumort es. Einige Lehrer haben auch schon Strafanzeigen erstattet.

Am Max-Planck-Gymnasium in Stockum rumort es. Einige Lehrer haben auch schon Strafanzeigen erstattet.

Foto: Judith Michaelis/Michaelis, Judith (JM)

Der Schulfrieden am Stockumer Max-Planck-Gymnasium ist nachhaltig gestört. Nachdem immer wieder Lehrer in den sozialen Netzwerken beleidigt und beschimpft wurden, hat sich Schulleiterin Corinna Lowin dazu entschlossen, alle anstehenden Klassenfahrten abzusagen. Mehrere Pädagogen haben inzwischen Strafanzeigen erstattet. Die Polizei ist mit einem Präventionsteam bei den achten und neunten Jahrgängen unterwegs, um deren Umgang mit Medien zu schulen. Nicht allen Eltern gefällt das. Ein Vater, dessen Sohn in eine der unteren Klassen des Gymnasiums geht, beschwert sich über die „Kollektivstrafen“, unter denen auch völlig unschuldige Schüler leiden müssen.

Zuerst hatte die „Rheinische Post“ über den Brief berichtet, den Corinna Lowin an alle Eltern geschrieben hatte. „In den vergangenen Wochen sind uns zahlreiche Einträge in den sozialen Medien (Instagram. Whatsapp u.a.) bekannt geworden, die sich in beleidigender, diffamierender und rufschädigender Art gegen eine große Zahl der Lehrkräfte richten“ heißt es darin. Weitere Details zu den Inhalten wollte Corinna Lowin nicht mitteilen. Es seien aber auch Fotos aus dem Unterricht im Internet aufgetaucht: „Da wurde das Recht am eigenen Bild an meinen Kollegen verletzt.“ Mehrere Lehrer der Schule haben inzwischen Strafanzeigen bei der Polizei erstattet. Zum Teil konnten die Verfasser der beleidigenden Einträge bereits ermittelt werden.

Für das Miteinander an dem Gymnasium hat die Angelegenheit gravierende Folgen. „Wir empfinden die Vorfälle als zutiefst kränkend und bedauern es, dass das gesamte Schulleben zurzeit sehr darunter leidet“, heißt es in dem Brief an die Eltern und Schüler. Das Vertrauensverhältnis sei erheblich gestört. Darum hat sich Corinna Lowin entschlossen, zu drastischen Maßnahmen zu greifen. Die Klassenfahrten der Fachschaften Französisch und Latein nach Frankreich und Trier werden abgesagt, ebenso wie alle schulischen Aktivitäten, die nicht innerhalb des Unterrichts stattfinden. Die Schulleiterin betont, dass es erst einmal nur um diese beiden Klassenfahrten geht: „Das Kollegium hat sich solidarisiert. Es gibt im Moment keine Lehrer, die diese Klassenfahrten begleiten wollen.“ Sie hoffe, dass sich das Klima an der Schule bald wieder normalisieren werde. Helfen soll dabei das Präventionsteam der Polizei, dass in den achten und neunten Jahrgängen Medienschulungen durchführt.

„Wir sehen das kritisch, dass jetzt alle Klassen bestraft werden sollen“, sagt ein Vater, dessen Sohn das Gymnasium besucht und der der Redaktion namentlich bekannt ist. Andere Eltern haben einen Brief geschrieben, der auch an das NRW-Schulministerium gegangen ist. Darin beschweren sie sich darüber, dass hier mit „pädagogischen Fähigkeiten aus den 70er Jahren“ agiert werde und fordern sogar den Rücktritt der Schulleiterin. Das Schreiben wurde anonym verfasst, da die Eltern offenbar Repressalien gegen ihre Kinder befürchten.

Wolfgang Scheffler, Vorsitzender des Schulausschusses, erklärte, dass er das erste Mal von einem solchen Mobbing-Fall höre: „Wir haben darauf keinen Einfluss. Es ist jetzt Aufgabe der Bezirksregierung, den Fall zu prüfen.“ Der Schulausschuss habe aber sehr wohl das Recht, sich anschließend über das Ergebnis informieren zu lassen.

Wie es in einer Stellungnahme aus dem NRW-Schulministerium hieß, liegen dort im Moment keine konkreten Zahlen zum Thema Mobbing vor: „Mobbing ist ein vielschichtiger, systemischer Prozess, bei dem nicht die einzelnen Straftaten die ‚Schwere’ eines Mobbingprozesses ausmachen, sondern die zusätzliche, gruppendynamische Komponente. Darunter fallen dann zum Beispiel auch Ausgrenzungsprozesse innerhalb von Klassengemeinschaften.“ Daher sei eine pädagogische Einflussnahme auf die Kinder und Jugendlichen notwendig, die an Mobbingprozessen mittelbar und unmittelbar beteiligt sind. Auch um zukünftigen Mobbingprozessen vorzubeugen.

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