Polizei In diesem Jahr wurden schon mehr als 100 Motorräder gestohlen

Düsseldorf · Banden aus den Niederlanden haben es auf hochwertige Maschinen abgesehen. Viele verschwinden einfach vor der Haustür. Der kriminelle Grenzverkehr fließt allerdings auch in Gegenrichtung.

 Motorräder müssen gut gesichert werden, zum Beispiel wie hier mit einer Kette.

Motorräder müssen gut gesichert werden, zum Beispiel wie hier mit einer Kette.

Foto: dpa-tmn/Florian Schuh

Mitte August gab es eine spektakuläre Verfolgungsjagd. An der Rethelstraße hatten drei Täter ein Motorrad in einen Transporter geladen und waren damit geflüchtet. Die Polizei konnte die Diebe samt Beute schließlich stellen. Kein Einzelfall. Wie Polizeisprecher Kim Freigang erklärte, sind in Düsseldorf bis Ende August schon 104 Motorräder gestohlen worden. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres wurden 92 Diebstähle gemeldet.

Dass die Täter gefasst werden können, kommt nicht oft vor. In dem Fall hatte ein 22-Jähriger gegen 23 Uhr zufällig aus dem Fenster gesehen und beobachtet, dass ein Mann sein vor dem Haus abgestelltes Motorrad in den weißen Transporter verschwinden ließ. Die Polizei konnte den Mercedes Sprinter wenig später an der Brehmstraße aufspüren. Nach einer Verfolgungsjagd wurde der Wagen schließlich an der Heinrich-Ehrhardt-Straße gestoppt.

Die drei Täter, eine 30 Jahre alte Frau und zwei Männer im Alter von 25 und 30 Jahren, konnten festgenommen werden. Die Ermittler gehen davon aus, dass sie zu einer Bande gehören, die gezielt aus den Niederlanden einreist, um hochwertige Motorräder zu stehlen. In dem Fall konnte das Motorrad an den 22-Jährigen mit leichten Einbruchsspuren zurückgegeben werden. Das ist nicht immer so. Einem Anwohner der Elisabethstraße sind in diesem Jahr bereits zwei Maschinen gestohlen worden, die vor dem Haus abgestellt waren.

Wie der Polizeisprecher erklärt, suchen die Täter gezielt nach Motorrädern der oberen Preisklasse, Harley Davidsons, BMWs, aber auch italienische Modelle. Bei den Harleys sind die Täter allerdings offenbar vorsichtig. Denn die könnten auch Besitzern gehören, deren Besuch deutlich unangenehmer wird als der Kontakt mit der Polizei,

Nach den bisherigen Ermittlungen gehen die Banden mit zwei verschiedenen Methoden vor. So reisen sie teilweise mit mehreren Pkws an. Einer der Täter hat einen Motorradhelm dabei. Wenn die Maschinen draußen abgestellt sind, dauert es nur wenige Augenblicke, bis die Profis das Schloss geknackt haben. Danach versuchen die Diebe, mit ihrer Beute so schnell wie möglich in Richtung niederländischer Grenze zu verschwinden. Die zweite Masche ist die mit dem Transporter. Auch schwere Maschinen sind innerhalb von wenigen Sekunden eingeladen und abtransportiert.

Wie Freigang erklärte, gehen aber nicht alle der 104 Diebstähle auf das Konto von Profis. Ein Teil der Diebstähle seien „Dumme-Jungen-Streiche“. Die Täter lassen die Motorräder dann nach einer Spritztour einfach irgendwo stehen. Was mit den verschwundenen Luxus-Motorrädern geschieht, kann man nur vermuten. Möglicherweise werden sie in ihre Einzelteile zerlegt, die dann gewinnbringend verkauft werden.

Auch andere Tätergruppen
kommen aus den Niederlanden

Es ist nicht die einzige Tätergruppe, die von den Niederlanden aus arbeitet. Auch die so genannte „Audi-Bande“, die seit Jahren immer wieder Geldautomaten in die Luft sprengt, arbeitet von dem Nachbarland aus. Zwar konnten einige der Täter gefasst werden und sind auch schon verurteilt. Trotzdem reißen die Taten nicht ab. Zuletzt wurde in Düsseldorf Anfang August an der Universität ein Geldautomat in die Luft gejagt. Dabei war das Gebäude der Mensa erheblich beschädigt worden.

Eine weitere Gruppe hat sich auf den Diebstahl von Porsche-Oldtimern des Typs 911 spezialisiert. Die Fahrzeuge werden sogar aus Tiefgaragen gestohlen. Offenbar sucht sich die Bande ihre Beute ganz genau aus und bereitet die Diebstähle vor. Zuletzt wurden im Juli in Stockum zwei der teuren Oldtimer gestohlen. Einer blieb auf der Flucht mit einem Defekt liegen. Die Kripo hat inzwischen eine „EK Oldie“ eingerichtet.

Wie Frank Scheulen, Sprecher des Landeskriminalamtes, erklärt, hat sich die Taktik der Banden verändert: „Früher wurden die Fahrzeuge meist in Richtung Osteuropa gebracht. Täter, die heute in der Rheinschiene operieren, setzen sich in Richtung Niederlande ab, um schnell  ins Ausland zu kommen.“ Die Wahrscheinlichkeit, dass die Täter an der Grenze kontrolliert werden, sei sehr gering.

Der grenzüberschreitende „Verkehr“ funktioniert übrigens auch in Gegenrichtung. Im Oktober vergangenen Jahres nahm die Polizei einen mindestens 15 Mitglieder starken libanesischen Clan hoch, der von einem Düsseldorfer Hinterhof aus gearbeitet hat. Dort wurden Teile von 100 gestohlenen Fahrzeugen gefunden. Der größte Teil stammte aus Belgien, den Niederlanden und Großbritannien.

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