Schneller fit nach Hüft- und Knie-OP im Vinzenz-Krankenhaus

Klinik wirbt für neues „Rapid Recovery Projekt“: Oft können Patienten nach drei oder fünf Tagen entlassen werden.

Schneller fit nach Hüft- und Knie-OP im Vinzenz-Krankenhaus
Foto: Sergej Lepke

Als ihm der 90-jährige Patient nur einen Tag nach seiner Knie-OP an Krücken auf Station 4a fröhlich entgegenkommt, staunt sogar Chefarzt Christoph Schnurr: „Das wirkt ja fast wie extra für die Presse gestellt“, sagt er, „das ist es aber nicht“. Denn der Chefarzt der Orthopädie am Vinzenz-Krankenhaus erklärt der WZ an diesem Tag, was es mit dem „Rapid Recovery Programm“ nach Hüft- und Knie-Operationen auf sich hat: „Damit werden Patienten schneller wieder gesund.“

Ausgesucht hatte das einzige Endoprothetik-Zentrum Düsseldorfs eigentlich zwei jüngere „Vorzeige-Patienten“, aber natürlich sei dieses Programm auch und gerade für alte Menschen segensreich. Die schnelle Mobilisierung, das erste Aufstehen schon am Tag der Operation und das dann folgende konsequente Gehen mit Krücken plus Physiotherapie ab dem nächsten Tag, das alles bewahre alte Patienten am besten vor der gefürchteten Lungenentzündung, einer Thrombose oder Embolie.

Etwa 400 künstliche Hüft- und Kniegelenke wurden am Vinzenz seit dem Start der „Schnellgenesung“ im Oktober 2017 eingesetzt: „Am Anfang war es viel Überzeugungsarbeit, auch bei unseren Orthopäden und Anästhesisten, aber wir sind längst alle überzeugt und sehr zufrieden mit den Ergebnissen“, sagt Schnurr. Wichtig ist ihm die Klarstellung, dass es nicht in erster Linie darum geht, die Patienten schnell aus der Klinik zu kriegen, um Geld zu sparen, sondern um eine optimierte Behandlung von Anfang an. Das Programm basiert auf mehreren Säulen: Es beginnt mit der umfassenden, halbtägigen Aufklärung der Patienten mit allen Beteiligten: Ärzten, Schwestern und Physiotherapeuten, die einem schon vor der OP zeigen, wie man zum Beispiel mit Krücken die Treppe hoch und wieder runterkommt. Schnurr: „Dann arbeiten wir in den Operationen mit kleineren Schnitten möglichst blutsparend, so dass fast nie mehr Blutkonserven oder Drainagen nötig sind.“ Blasenkatheter sowieso nicht. Hinzu kommt eine „renovierte“ Schmerztherapie, und schließlich startet am Tag nach der OP die Krankengymnastik im Krankenhaus und das auch am Wochenende. Manchmal schon nach drei, oft nach fünf Tagen können die Patienten dann — ohne jedes Risiko, wie Schnurr versichert — nach Hause. Beziehungsweise in die vom Vinzenz vorab reservierte Anschluss-Reha (in der Regel drei Wochen, je nach Wunsch ambulant oder stationär). Wer mehr Tage in der Klinik benötige, weil er etwa noch Schmerzen habe, könne natürlich länger bleiben. Erst rund 20 Orthopädien in Deutschland arbeiten mit dem Konzept, Schnurr ist sicher, dass es bald viel mehr sein werden.

Sebastian Perck konnte schon nach drei Tagen das Vinzenz verlassen mit einer neuen Hüfte links: „Ich war tatsächlich so rasch wieder fit, hatte fast keine Schmerzen mehr“, berichtet der 38-Jährige, der an einer angeborenen Gelenkkrankheit litt. Euphorisch begegnet einem Heike Karsch auf dem Flur in der 4. Etage: Sie ist schon flott mit ihren Krücken unterwegs und bester Dinge, „dabei habe ich erst vor einem Tag eine Teilprothese im Knie („Schlitten“) eingesetzt bekommen.“ Dabei ist „Knie“ eigentlich viel schmerzhafter als „Hüfte“, sagen die Experten.

Schnurr: „Auch wir haben früher die Patienten oft kränker gemacht, als sie waren, sie verunsichert, wenn wir sie erst mal zu zwei Tagen Bettruhe verdonnert haben“.

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