„Schnelle Eingreiftruppe“ gegen häusliche Gewalt vor dem Aus

Die vor einem Jahr eingerichtete Interventionsstelle braucht Geld.

Düsseldorf. Ein Schatten ruht auf dem kleinen Jubiläum der Fachgruppe „Häusliche Gewalt“ des Kriminalpräventiven Rates der Stadt.

Am Dienstag wurde das zehnjährige Bestehen gefeiert, verbunden damit auch zehn Jahre Gewaltschutzgesetz. Doch das Projekt der Opferhilfe nach einem entsprechenden Polizeieinsatz steht vor dem finanziellen Aus — die Entscheidung darüber fällt am Donnerstag im Stadtrat.

1311 Anzeigen wegen häuslicher Gewalt hat die Düsseldorfer Polizei im vergangenen Jahr aufgenommen. In 479 Fällen sprach sie Wohnungsverweise gegen die Täter aus, wie der Leitende Kriminaldirektor Frank Kubicki berichtet: „Die Zahlen haben sich in den vergangenen zehn Jahren vervierfacht.“

In 367 Fällen wurden 2011 die Kontaktdaten der Opfer an die Beratungsstelle weitergeleitet, unter den Opfern sind mittlerweile auch rund 15 Prozent Männer. Diese Beratungsstelle heißt Interventionsstelle gegen Häusliche Gewalt und ist ein Projekt der Frauenberatungsstelle.

Opfer bekommen hier zeitnah psycho-soziale Hilfe und Beratung in finanziellen und rechtlichen Fragen. Jahrelang hatte die Frauenberatungsstelle diesen Service über ihre Hotline geleistet. „Als wir aber merkten, dass diese Notfälle alle anderen Beratungswünsche verdrängten, entschieden wir, im April 2011 die Interventionsstelle speziell für Opfer einzurichten“, erklärt Luzia Kleene von der Frauenberatungsstelle.

Ohne öffentliche Förderung wurde das Projekt jetzt ein Jahr lang aus Spenden finanziert, das sind 75 000 Euro für die Personalkosten einer Sozialpädagogin samt Mietkosten. „Nun ist Schluss. Wenn uns die Politik keine Unterstützung zusichert und sich auch sonst kein Sponsor findet, werden wir das Projekt definitiv stoppen“, sagt Kleene entschlossen, denn: „Alle anderen Projekte mussten dafür zurückstehen.“

Dezernent Stephan Keller, Vorsitzender des Kriminalpräventiven Rates, lässt an der Notwendigkeit dieser Interventionsstelle keinen Zweifel: „Es muss auch in Zukunft sichergestellt sein, dass die Polizei nach ihren Einsätzen einen Ansprechpartner für die Opfer hat.“ Wenn sich der Rat am Donnerstag nicht für das bestehende Projekt entscheide, müsse nach Alternativen gesucht werden.

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