Düsseldorf Schneit es wirklich immer seltener?

Früher waren die Winter weißer als heute, lautet eine weit verbreitete, aber doch eher gefühlte Wahrheit. Aber ganz so einfach ist das nicht, wie ein Blick in die Statistiken des Deutschen Wetterdienstes für Düsseldorf zeigt.

Düsseldorf: Schneit es wirklich immer seltener?
Foto: dpa

Düsseldorf. Früher, ja früher, da waren die Winter noch weiß. Da ging’s regelmäßig zum Schlittenfahren in den Grafenberger Wald und Schneemänner standen an fast jeder Straßenecke.

So oder so ähnlich lautet zumindest eine weit verbreitete, aber doch mehr gefühlte Wahrheit. Doch was ist da eigentlich dran? Ein Blick in die Statistiken des Deutschen Wetterdienstes für Düsseldorf zeigt: so einfach ist das eben doch nicht, mit den gefühlten Wahrheiten. Aber so ganz daneben liegen sie auch nicht — und das nicht nur, weil auch in diesem Winter bislang einige wenige Zentimeter fielen und auch bis auf weiteres kein Schnee in Sicht ist.

Um die Ausgangsfrage zu beantworten, hat die WZ die gefallenen Neuschneemengen seit 1960 verglichen (von 1960 bis 1969 gemessen am Südfriedhof, ab dann an der Station am Flughafen). Und der erste Rekord passt da schon mal ins Bild. Der meiste Schnee pro Tag fiel am 16. Januar 1963. 22 Zentimeter waren das. Allerdings: Schon der zweite Spitzenwert, der ins Auge fällt, widerspricht der Ausgangsthese. Der meiste Schnee pro Jahr fiel nämlich mit 100 Zentimetern im Jahr 2010. Allerdings, war das auch ein extremer Ausreißer — mit 58 Zentimetern landet das Jahr 1969 schon mit gehörigem Abstand auf Platz zwei.

Also weg von Ausnahme-Wetterphänomenen, hin zu Durchschnittswerten. Und hier kommen wir der Sache dann tatsächlich ein wenig näher. Jeweils auf fünf Jahre hochgerechnet liegt die durchschnittliche Neuschneemenge von 1960 bis 64, von 65 bis 69 und von 70 bis 74 jeweils bei über 20 Zentimetern (siehe Grafik). Dann wird es schon etwas weniger und in den 90er Jahren liegt der Durchschnittswert noch bei 9,3 von 2000 bis 2010 bei 11,1 Zentimeter. Also, alles klar?

Leider nicht so ganz. Denn die letzten Jahre wollen dann so gar nicht mehr mitspielen, beim Versuch die These vom vielen Schnee in früheren Zeiten im Vergleich zu heute zu belegen. Los geht’s mit dem schon angesprochenen Rekord 2010. Und 2013 fielen noch mal 43 Zentimeter, Platz sechs bei den schneereichsten Jahren seit 1960. Im Schnitt kommen die jüngsten sechs Jahre so auf einen Durchschnittswert von 24,8 Zentimetern. Ein sehr hoher Wert, trotz nur einem gefallenen Zentimeter im vergangenen Jahr. Was allerdings wie gesagt vor allem an einem einzigen Jahr liegt, das völlig aus der Art schlägt.

Denn dass die gefühlte Schnee-Wahrheit doch nicht so ganz von der Hand zu weisen ist, zeigen nicht nur die langfristigen Mittelwerte. Auch ein Blick auf die besonders schneearmen Jahre liefert mehr als brauchbare Indizien: Wer sich die Jahre ansieht, in denen nur null bis drei Zentimeter gefallen sind, stellt fest: nur drei davon gab es von 1960 bis 1985, seit dem kamen jedoch elf hinzu.

Dazu passt auch der langjährige Mittelwert bei der Wintertemperatur. Von 1961 bis 1990 hat der Wetterdienst 3,1 Grad ermittelt, seit 2005 sind es 3,4 Grad.

Fazit: Der Klimawandel geht offensichtlich auch an Düsseldorf nicht spurlos vorbei. Und gefühlte Wahrheiten müssen nicht immer falsch sein.

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