Lesung Ulrich Tukur: „Ich bin halt ein Fluchttier“

Düsseldorf · Der Schauspieler, Musiker und Buchautor sprach mit Schriftsteller-Kollegin Elke Heidenreich über sein Leben – und sein neues Buch.

 Geduldig signierte Schauspieler, Musiker und Autor Ulrich Tukur nach seiner kurzweiligen Lesung im Robert-Schumann-Saal noch Bücher.

Geduldig signierte Schauspieler, Musiker und Autor Ulrich Tukur nach seiner kurzweiligen Lesung im Robert-Schumann-Saal noch Bücher.

Foto: Claudia Hötzendorfer

„Du redest ja noch schneller als ich. Da komme ich kaum dazwischen“, stellt Elke Heidenreich überrascht fest. „Ich bin halt ein Fluchttier“, kontert Ulrich Tukur. Die beiden sitzen am Freitagabend zusammen auf einer Couch im ausverkauften Robert-Schumann-Saal. Der Schauspieler und Musiker ist auch Autor. Drei Bücher, darunter eine Novelle, hat der 62-Jährige schon geschrieben. Aus dem aktuellen Roman „Der Ursprung der Welt“, wird er noch Auszüge lesen. Doch zuvor plaudert er eine gute halbe Stunde mit Elke Heidenreich über seine Jugend „in einem eher unmusikalischen Haushalt“ und Teenagerjahre mit einem längeren Aufenthalt während der 1970er in „einem sehr viel liberaleren Amerika als heute“.

Die Chemie zwischen den beiden stimmt. Dabei haben sie sich erst einmal zuvor in einer Talk-Show getroffen. Dennoch wirkt es so, als würden sich Tukur und Heidenreich schon Jahre kennen. Der Schauspieler schaut auf seine Strümpfe, die unter seinen übergeschlagenen Hosenbeinen hervorlugen. „Oh, ich habe einen falsch herum angezogen“, sagt er. „Egal, sieht doch sowieso keiner“, kontert Heidenreich.

Beiden gemeinsam ist die Liebe zur Musik, Literatur und Venedig. Tukurs Wahlheimat für rund 20 Jahre. Inzwischen lebt der Schauspieler in Berlin, einer Stadt, von der Heidenreich sagt: „Die ist mir viel zu groß.“ Besser gefalle ihr da schon Venedig und so tauschen sie sich über die Lagunenstadt aus. „Es ist eine Schande, dass dort so viele Kunstschätze derzeit unter Wasser stehen und wenn das jetzt nicht zu böse klingt: Ich bin froh, dort keine Wohnung mehr zu haben“, bilanziert Tukur. Heidenreich hat auch schon die Schuldigen ausgemacht: „Das ist nicht der Klimawandel allein, da ist vor allem die Korruption ein Mitverursacher.“

Dann geht es um Tukurs neues Buch, einer Mischung aus Krimi, Science Fiction und historischem Roman, die bei manchen Kritikern durchfiel. Der Autor nimmt’s gelassen. Auch dafür, dass er sich in die Riege der Schauspieler einreihe, die nun noch schreiben müssten, findet Tukur kein Argument. „In Frankreich wird es geschätzt, wenn sich Künstler in verschiedenen Bereichen ausdrücken, nur wir Deutsche tun uns da mal wieder schwer.“

Dem Publikum jedenfalls gefällt, was Ulrich Tukur aus „Der Ursprung der Welt“ vorträgt. Eine zugegeben etwas verzwickte Erzählung mit einigen Zeitsprüngen, in der auch historische Personen wie Walter Benjamin – oder besser seine bis heute verschwundene Aktentasche – und ein sehr bekanntes Gemälde wichtige Rollen spielen.

Man müsse sich eben etwas in den Roman hineinfuchsen, rät Heidenreich. Als Zugabe erzählt der Autor noch die kurze Geschichte „Wolke“ aus seinem Buch „Die Seerose im Speisesaal“, über seinen alten Hund Benni und eine schwere Entscheidung, die er an einem verregneten Abend in Venedig treffen musste.

Geduldig signiert Ulrich Tukur im Anschluss an die kurzweilige Lesung Bücher und nimmt sich Zeit für Gespräche mit dem Publikum.

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