Schachklub vor Aufstieg in die Bundesliga

Der ehemalige Deutsche Mannschaftsmeister steht vor dem morgigen letzten Wettkampftag in Aachen auf Rang zwei der 2. Liga.

Schach boomt wie seit Jahren nicht mehr. Ob die Weltmeisterschaft mit dem norwegischen Superstar Magnus Carlsen oder jüngst das WM-Kandidatenturnier in Berlin mit dem US-Amerikaner Fabiano Caruana — die Medien sind voll von dem alten Königsspiel, das im 13. Jahrhundert von Asien aus nach Europa kam.

Auch Düsseldorf hat eine besondere Beziehung zu dem alten Brettspiel. Schließlich soll hier im September 1862 das erste offizielle Schachturnier in Deutschland stattgefunden haben. Heute gibt es neben den Zehntausenden, die privat spielen, auch eine rege Vereinsszene. Der Schachbezirk Düsseldorf kennt derzeit 20 Vereine und um die 1000 aktiven Spieler, sagte Bezirks-Spielleiter Frank Hammes vergangenes im WZ-Interview.

1955 und 1960 wurde die Düsseldorfer Schachgesellschaft 1925 — ein Vorgängerverein des heutigen Düsseldorfer Schachklubs 1914/25 (DSK) — sogar jeweils Deutscher Mannschaftsmeister. Doch die Glanzzeiten sind lange vorbei, seit Jahren gibt es nicht mal mehr einen Erstligisten aus der NRW-Landeshauptstadt.

Morgen nun könnte sich das ändern. Dann steht der letzte Wettkampf-Tag der Saison in der 2. Bundesliga-West an. Und der DSK hat beste Chancen, in die Bundesliga aufzusteigen. Nach acht von neun Runden steht Düsseldorfs größter Schachverein (siehe Kasten) auf dem zweiten Platz. Zum Saisonabschluss geht es morgen zum Aachener SV.

Der Kern der Mannschaft, die ihre Heimspiele in der Kaiserswerther Straße in Pempelfort austrägt, bilden Spieler aus Düsseldorf und Umgebung, die in den vergangenen Jahren mit dem Verein groß geworden sind. Hinzu kommen einige Großmeister und Internationale Meister, die dem DSK nahestehen. Allen voran zwei Spieler, die in den 1980er-Jahren zu den besten Spielern der Welt zählten und wahre Stars der Szene sind.

Der erste ist Jan Timman, Großmeister und neunfacher Niederländischer Meister. Timman war zwischenzeitlich sogar Zweiter der Weltrangliste, 1993 spielte er gegen Anatoli Karpov einen WM-Kampf. Der zweite außergewöhnliche DSK-Spieler ist Ulf Andersson. Der schwedische Großmeister hatte es einst bis auf Platz vier der Weltrangliste geschafft. Hinzu kommen weitere Groß- oder Internationale Meister im Düsseldorfer Kader wie Alexander Berelovitsch, Dirk Schuh, Lars Stark, Bernd Kohlweyer, Michael Coenen, David Miedema oder Francesco de Gleria.

Sie alle sollen morgen dafür sorgen, dass Düsseldorf auf der Schach-Landkarte wieder einen prominenteren Platz einnimmt. Klappt es wirklich mit dem Aufstieg, ist der allerdings auch mit mehr Aufwand verbunden. Allein finanziell: Rund 30 000 Euro koste eine Saison in der Bundesliga, heißt es vom DSK. Das meiste geht für Reisen drauf, die Spiele müssen aber beispielsweise auch live übertragen werden. Auf der Online-Plattform chess24.com werden sämtliche Bundesliga-Spiele gezeigt. Vielleicht bald auch die aus Düsseldorf.

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