Hassels Nord Sanierung: Massive Kritik am Luxemburger Investor

Nach der angekündigten Mieterhöhung ärgern sich Bewohner nun über den Ablauf der Bauarbeiten.

Hassels Nord: Sanierung: Massive Kritik am Luxemburger Investor
Foto: Arend

Düsseldorf. Jussef Belaoun zuckt nur noch mit den Achseln. Zu viele schlechte Nachrichten. Der arbeitslose Vater von neun Kindern hat drei Wohnungen in der Siedlung an der Fürstenberger und Potsdamer Straße für seine Frau und die Kinder gemietet. Wie er sind dort rund 5000 Mieter vom neuen Eigentümer — einer Immobiliengesellschaft aus Luxemburg — mit Mieterhöhungen um drei bis vier Euro pro Quadratmeter für Modernisierungsarbeiten konfrontiert worden.

Bei Belaoun mache das bei einer Wohnung mit einer Größe von 95 Quadratmetern einen Sprung von 1100 auf 1480 Euro warm aus. Ähnlich sehe das bei einer vergleichbaren sowie einer kleineren Wohnung aus. „Das werde ich nicht mehr zahlen können“, sagt der 44-Jährige, der kein Foto von sich in der Zeitung sehen will.

Jetzt hat Belaoun neue Probleme. Die Bauarbeiten in den Wohnungen dauerten mit 20 Tagen schon eine Woche länger als angekündigt. Außerdem hätten die Arbeiter Schäden verursacht. Die neue Balkontür lasse sich zudem nur noch nach innen öffnen, wodurch kein Platz mehr für das neue Sofa sei. Er wolle nun einen Anwalt einschalten.

Wie Belaoun geht es derzeit vielen Mietern in Hassels, was am Montag im Wohnungsausschuss deutlich wurde, der ins Ernst-Lange-Haus an die Fürstenberger Straße verlegt worden war.

Belaoun hat in gewisser Hinsicht sogar Glück, da er bereits neue Badezimmer hat und nicht auf die Dusch- und Toiletten-Container vor dem Haus angewiesen ist. Barbara Dully von der Diakonie berichtete im Ausschuss von den massiven Problemen, die andere Mieter damit hätten. „Wie sollen das Familien mit Kindern, alte Menschen oder Behinderte machen?“ Hinzu kommt, dass die Duschkabinen nicht abschließbar und nur durch einen Vorhang getrennt sind.

Auch Dully berichtet von Verzögerungen bei den Arbeiten, bei einigen Mietern dauerten sie schon vier Wochen. Grund seien mangelnde Absprachen zwischen Verwaltung, Bauleitung und Bauarbeitern. So seien auch Heizungen falsch eingebaut worden. Rohre würden zudem auf und nicht in der Wand verlegt. Und wie Belaoun berichtet sie von beschädigten Möbeln und Böden.

Laut Dully habe man nun immerhin Kontakt zum Verwalter — der In-west Grundstücksverwaltung GmbH — aufnehmen können. „Ich habe den Eindruck, dass man die Anliegen der Mieter ernst nimmt.“

Den Fragen der Politiker stellte sich am Montag im Ausschuss jedoch kein Vertreter. „Das ist natürlich sehr bedauerlich“, sagt Sozialdezernent Burkhard Hintzsche. Dully konnte immerhin eine kurze Erklärung der Gebäude-Verwaltung weitergeben. „Die Verzögerungen erklärt man sich mit der Startphase der Arbeiten. Außerdem habe es Probleme bei Fenster-Lieferungen gegeben.

Michaelo Damerow vom Mieterverein erklärte, warum die Bewohner keinen Anspruch auf eine Ersatzwohnung oder Mietminderungen hätten: „Bei Energetischen Modernisierungen haben die Mieter nach neuer Gesetzgebung kaum Chancen.“ Gerade deshalb müsse genau geprüft werden, was wirklich Modernisierung und was bloße Instandhaltung ist. Und nur energetische Modernisierung rechtfertige eine Mieterhöhung.

Die wiederum liege oftmals so hoch, dass sich Geringverdiener die Miete nicht mehr leisten könnten oder sie nicht mehr vom Staat gefördert würde. Deshalb sucht auch Jussef Belaoun verzweifelt neue Wohnungen.

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