Salzburger Studenten zaubern mit Thomas Mann

Junge Schauspieler vom Mozarteum Salzburg sind am Schauspielhaus zu Gast. Ihre erste Performance widmete sich der Novelle „Mario und der Zauberer“.

Am Mozarteum Salzburg gibt es ein Studiomodell, bei dem die Schauspielstudenten am Ende ihres Studiums sich an einem Theater ausprobieren können. Schon zum dritten mal verbringen — diesmal acht — Studenten ihr letztes Ausbildungsjahr am Schauspielhaus Düsseldorf. Seit Juni haben sechs von ihnen ein Stück erarbeitet, das nun im Central aufgeführt wurde. Wobei es sich bei dem Konzept der Performance weniger um ein bis ins kleinste Detail ausgearbeitete Schauspiel handelt als vielmehr um eine besondere Art einer szenischen Lesung, wie Felicitas Zürcher vom Düsseldorfer Schauspielhaus im Vorfeld der Premiere erklärte.

Doch die Adaption von Thomas Manns Novelle „Mario und der Zauberer“ unter der Leitung von David Schnaegelberger und Zürcher zog den Betrachter vom ersten Moment an in die mit feinster Sprache komponierte Welt der Erzählung.

Die Kostüme, die anmuten, wie in das 20. Jahrhundert gezauberte Klischee-Bilder aus den Bilderwelten Manns, evozierten sogleich eine bestimmte Stimmung. Man denkt vielleicht an Tadzio aus Tod in Venedig oder vielleicht auch an das eine oder andere berühmte Foto Thomas Manns am Strand.

Auf der Oberfläche dreht sich das Sujet auch tatsächlich um Beschreibungen einer Urlaubserinnerung. Aber einer misslungenen, gestörten und hochgradig ambivalenten Reise nach Italien. Dem faschistischen Vorkriegs-Italien. Doch Ungastlichkeiten jeglicher Art, die mit saftiger Diktion und wohl akzentuierter szenischer Pointierung von den jungen Schauspielern zum Leben erweckt werden, sind nur der Anfang einer Geschichte, die ihren tragischen Höhepunkt im Rahmen einer Hypnose-Show nehmen wird. Mario, ein junger Mann - ein Kellner — durch den Hypnotiseur Cipolla gedemütigt, wird jene so vieles stehende Figur des verführenden Gauklers erschießen. Die jungen Schauspieler Rudi Grieser, Ron Iyamu, Naima Laube, Niklas Mitteregger, Vincent Sauer, Genet Zegay, erzeugen mit fokussiertem Spiel und gekonnter Reduzierung ein vor den Augen des Publikums entstehendes Bild, das Manns Novelle mehr als gerecht wird.

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