Rückenwind fürs Capitol

Maik Klokow ist seit Dezember Chef des Musicaltheaters. Er plant Musicals über eine TV-Show und über die Deutsche Einheit.

Düsseldorf. Es weht ein neuer Wind im Capitol. Mit der Übergabe des Staffelstabes von Thomas Krauth an Maik Klokow soll das Düsseldorfer Musicalhaus an Format gewinnen: Stücke sollen länger gespielt und besser vermarktet werden, aufwändige Eigenproduktionen sind in Arbeit. "Ja, Düsseldorf soll wieder stärker als Musicalstadt wahrgenommen werden", bestätigt Maik Klokow, der von Krauth die Mehrheitsanteile an den Musical-Standorten Düsseldorf, Köln ("We will rock you", "Spamelot"), und Bochum ("Starlight Express") übernommen hat.

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) wird der Elan freuen, mit dem Klokow zu Werke geht. Am Dienstag trifft sich der Tourismusausschuss der Kammer mit Klokow. Das Treffen ist arrangiert worden, nachdem die WZ über die Idee von Holiday-Inn-Direktor Alarik Graf Wachtmeister berichtet hatte, den Cirque du Soleil mit einem Theater in die Landeshauptstadt zu locken.

Wachtmeister ist Vorsitzender des IHK-Ausschusses und hat das Ziel, den Besucherstrom in die Landeshauptstadt zu verstetigen - Kongresse und das Auf und Ab des Messe-Zyklus’ lasten viele Betriebe nicht zufriedenstellend aus. Dafür sind neue Attraktionen nötig.

Klokow glaubt nicht, dass die Idee mit dem Cirque du Soleil funktioniert. "Es kommt auf den Inhalt an, nicht auf die Hülle. Das Theater für den Cirque du Soleil würde zudem 35 bis 45 Millionen Euro kosten, die Show zwischen 30 und 50Millionen Euro. Würde die Idee in Europa funktionieren, hätte der Cirque das Geld längst selbst investiert."

Der neue Musical-Herr versteht den Markt anders. "NRW hat mit seinen Musical-Häusern ebenso viele Besucher wie die angebliche deutsche Musical-Hauptstadt Hamburg - 1,5 bis zwei Millionen im Jahr." Nicht alles jedoch funktioniere an jedem Standort, Beispiele gebe es immer wieder. "Der ,Tanz der Vampire’ war in Stuttgart über drei Jahre ein Erfolg, in Hamburg kam er nicht an." Die Prägung des Standortes sei ein wichtiger Faktor. "Düsseldorf ist mit Tanzstücken wie ,Grease’ groß geworden und dafür auch international bekannt."

Klokow entwickelt mit seinem Team gerade mehrere Musicals. Dieser Prozess verschlingt pro Stück sechsstellige Summen und bedeutet somit ein hohes Risiko - kann aber auch durch Weiterverkäufe gute Erträge bringen. Dabei arbeiten die Kreativen sogar mit Zukunftsforschern zusammen. "Man muss den Herzschlag der Zeit berühren", sagt Klokow. Dieser Herzschlag belebt sich zurzeit dann, wenn es um das Abenteuer Leben, Authentizität und Wahrheit geht.

"Wir haben die Rechte an einer erfolgreichen TV-Serie und an einem Buch erworben", sagt der 44-Jährige im WZ-Gespräch. Zudem plant er, das Leben einer Persönlichkeit des öffentlichen Lebens auf der Bühne zu erzählen - in Hamburg hat er dies bereits mit Udo Jürgens exerziert ("Ich war noch niemals in New York"). Als historisches Thema ist eine Geschichte zur Deutschen Einheit im Blick.

Klokow will in Düsseldorf etwas erreichen. Dass ihm dies zuzutrauen ist, zeigt seine Karriere. Er war der erste Mitarbeiter der Stage Holding in Hamburg und hat das Unternehmen verlassen, als es mit elf Theatern 340 Millionen Euro Umsatz schrieb und 2000 Mitarbeiter zählte. "Ich hätte jetzt nochmal als Manager gut verdienen können - aber ich will meine besten zehn Jahre anders nutzen." Klokow, der mit Musicalstar Anna Montanaro liiert ist und gerade Nachwuchs erwartet, reizt das Unternehmertum. "Ich sehe hier Wachstumsmöglichkeiten."

Dabei geht es auch um Investitionsentscheidungen: Der Vertrag mit der Stadt Köln zum Musical-Dome läuft aus, Verhandlungen stehen an. Klokow kann sich auch vorstellen, große Stücke in Düsseldorf herauszubringen. "Dazu müsste man das Capitol aber von 1160 auf 1400 Plätze erweitern."

15 Millionen Euro würde das kosten, Klokow würde bauen. Aber schon Krauth hat sich mit solchen Plänen bei den Denkmalschützern die Zähne ausgebissen. Es ist also fraglich, ob es für die neue Musicalstadt Düsseldorf zum ganz großen Wurf reicht.

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