Rückblick 2009: Die Altstadt – unsicheres Pflaster

Alkoholverbot ja oder nein? Sperrstunde ja oder nein? Die Debatte um Gewalt in der Altstadt beherrschte das Jahr.

Düsseldorf. Es sollte ein großes Freudenfest werden. Über 50 000 Fans jubelten am 23. Mai 2009 in der Arena die Fortuna zum Sieg und zum Aufstieg. Danach ging die Party nahtlos weiter in der Altstadt.

Doch am Abend kippte die Stimmung: Es kam zu Prügeleien, dann zu Gewalt gegen eingreifende Polizisten. Auf einmal brannten Straßensperren aus Kanthölzern und Kartons in den Altstadtgassen, Flaschen flogen auf Mitarbeiter der Feuerwehr und des Rettungsdienstes, der Bus einer Hundertschaft wurde mit Brandsätzen abgefackelt.

Augenzeugen berichteten: "Es sah aus wie im Bürgerkrieg." Polizeisprecher Wolfgang Rodax äußerte sich bestürzt: "Das sind Dimensionen, die wir in Düsseldorf nicht kennen." 47 Altstadtbesucher und 25 Polizisten wurden verletzt.

Die Nacht war ein Ausdruck des gespannten Verhältnisses zwischen Polizei und Fußballfans - der Polizeipräsident reagierte, zog personelle und strukturelle Konsequenzen. Diese Nacht zeigte aber auch: Die Unsicherheitslage in Düsseldorfs Partyviertel drohte aus dem Ruder zu laufen.

Politik und Stadt hatten sich zuvor in der Sicherheitsdebatte, die der Brandbrief eines Altstadtpolizisten schon Ende 2008 ausgelöst hatte, weitgehend herausgehalten. Eine Eskalation zu verhindern sei Sache der Polizei, hieß es. Aber in jener Mainacht waren auch 200 Polizisten dazu nicht in der Lage.

Widerwillig ließ sich die Stadtspitze auf die Debatte um ein Alkoholverbot in der Altstadt ein. Der Polizeipräsident hatte es bereits vor diesem 23. Mai gefordert. Doch im Juli setzte ein Gericht in Baden-Württemberg der Diskussion ein jähes Ende: Es kippte eine ähnliche Regelung in Freiburg. Das Verbot in Düsseldorf dennoch durchzusetzen, wäre ein rechtliches Wagnis - die Verwaltung winkte ab.

Immerhin: Im November kippte der Rat die Sperrstunde. Kneipen müssen nicht mehr um 5 Uhr schließen und ihre Gäste geballt auf die Straße entlassen. So soll die Lage entzerrt werden.

Auf den großen Wurf für die Sicherheit indes wartet die Altstadt noch. Vielleicht wird es damit was im neuen Jahr: Die SPD will im Ordnungsausschuss im Januar ein Glasflaschenverbot für die Altstadt fordern und so das Verletzungsrisiko senken. Auch die anderen Parteien sind für diese Idee aufgeschlossen.

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