Düsseldorf Rotlicht: Turbo-Justiz zeigt Wirkung

Straßenstrich an der Charlottenstraße ist im Visier von Justiz, Ordnungsamt und Polizei. Prostituierte haben Angst vor dem Gefängnis.

Düsseldorf: Rotlicht: Turbo-Justiz zeigt Wirkung
Foto: M. Zanin

Düsseldorf. Viele Jahre lang waren die Behörden praktisch machtlos gegen den Straßenstrich im Sperrbezirk rund um die Charlottenstraße. Zwar wurden vom Ordnungsamt verstärkt Freier kontrolliert. Doch eingedämmt werden konnte das Geschäft mit dem billigen Sex kaum. Seit Juli vergangenen Jahres gehen Stadt, Justiz und Polizei gemeinsam gegen den Straßenstrich vor. In der vergangenen Woche trafen sich die Beteiligten, darunter auch die Frauenberatungsstelle, der Knackpunkt und Streetworker, bei einem Runden Tisch, um Bilanz zu ziehen.

Druck gemacht wird den Liebesdamen mit dem sogenannten beschleunigten Verfahren. Prostituierte, die regelmäßig im Sperrbezirk erwischt werden, gehen für mehrere Tage in Untersuchungshaft und werden innerhalb einer Woche verurteilt. „Das hat Wirkung gezeigt“, stellte Amtsanwältin Vera Schwarzenecker fest, die zusammen mit einem Kollegen für die beschleunigten Verfahren zuständig ist.

Das Problem in der Vergangenheit war, dass die Bordsteinschwalben praktisch keine Folgen befürchten mussten, wenn sie vom Ordnungsamt ertappt wurden. Bei der Mehrzahl der Prostituierten handelt es sich um Frauen aus Bulgarien und Rumänien, die in Deutschland keine feste Adresse haben. Schwarzenecker: „Die Bescheide mit den Bußgeldern konnten nicht zugestellt werden. Am Ende wurden viele der Verfahren eingestellt.“

Das hat sich seit dem vergangenen Jahr geändert. Die Prostituierten müssen damit rechnen, für mehrere Tage in Untersuchungshaft zu landen. „Wir haben zwar bisher nur vier solche Verfahren eingeleitet. Es hat sich aber sehr schnell herumgesprochen,“ sagt die Amtsanwältin. Eine Reihe von „Stamm-Kundinnen“ des Ordnungsamtes ist seitdem spurlos verschwunden: „Wohin, das können wir nicht sagen.“

Andere haben sich inzwischen Adressen zugelegt. Teilweise wird den Frauen dabei von Streetworkern oder der Frauenberatungsstelle geholfen. Wichtig für die Justiz sei, dass die Prostituierten erreichbar sind. Die Notschlafstelle Knackpunkt und Streetworker hatten befürchtet, dass sich die Frauen in Wohnungen zurückziehen könnten und man den Kontakt verlieren würde,

Trotz der regelmäßigen Präsenz im Rotlicht-Bezirk gelang es bisher nicht, die Strukturen hinter dem Sex-Business auszumachen. Schwarzenecker: „Manche der Frauen haben Freunde, aber ob das Zuhälter sind, wissen wir nicht.“ Auch die Frage, warum es gerade so viele Prostituierte aus osteuropäischen Ländern nach Düsseldorf zieht, konnte bislang nicht geklärt werden.

Und was für Männer sind das, die billigen Sex an der Charlottenstraße suchen? „Die kommen aus ganz verschiedenen Schichten. Aber es ist keineswegs so, dass es sich nur um Männer handelt, die wenig Geld haben“, hat Vera Schwarzenecker festgestellt. Auch sie selbst wurde bei einem ihrer Einsätze schon von einem Freier angesprochen. Der war allerdings völlig abgebrannt und kam später mit einem kleinen Bußgeld davon.

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