„Rote Karte“ für den Rassismus

Tobias Witte und Tim Praviza haben Musiker dazu gebracht, dem Rassismus die Karte zu zeigen. Am Freitag wird die Aktion vorgestellt.

„Rote Karte“ für den Rassismus
Foto: Tobias Witt

Düsseldorf. Die Düsseldorfer Tobias Witte und Tim Praviza haben ihre Leidenschaft für die Fotografie und den Rock’n’Roll mit sozialem Engagement verknüpft - und Musiker aus der Stadt dabei abgelichtet, wie sie dem Rassismus die „Roten Karte“ zeigen. Die ersten Bilder des Projektes, das noch weiter ausgebaut werden soll, präsentieren sie jetzt. Tobias Witte erklärt beim Interview, wie alles begann.

„Rote Karte“ für den Rassismus
Foto: Tobias Witte

Tobias Witte, am Freitag präsentieren Sie gemeinsam mit Ihrem Kollegen Tim Praviza ihre Fotoaktion „Zeigt Rassismus die Rote Karte“. Was steckt dahinter?

Tobias Witte: Die Idee kam uns Ende 2015. Ich wollte damals im Rahmen meiner nebenberuflichen Tätigkeit als Konzertfotograf gerne noch ein anderes, ein eigenes Projekt beginnen. Eines, an dem mein Herzblut hängt. Und da lag dieses Thema nahe, denn die so genannte Flüchtlingskrise war in aller Munde. Überall hieß es: „Wir werden überflutet“. Und ich wollte ein Zeichen gegen diese Hysterie setzen. Wo die einen anfingen, gegen Flüchtlinge zu wettern, wollte ich den anderen Weg gehen. Schnell war die Flüchtlingsinitiative „Stay!“ mit an Bord, deren Mitarbeiter Flüchtlingen im Alltag helfen und an die sämtliche Erlöse aus unserer Aktion gehen. Tim war sofort Feuer und Flamme. Also setzten wir uns zusammen, sprachen alles durch, legten los . . .

. . . und trommelten Rockmusiker zusammen.

Witte: Genau.

Warum ausgerechnet Musiker?

Witte: Das passte einfach. Erstens weil Tim und ich uns 2015 bei einem Konzert, genauer gesagt dem Flingern-Open-Air — welches am 1. und 2. September 2017 erneut stattfindet — kennen und schätzen gelernt hatten. Und weil ich zweitens ja ohnehin viel in dieser Richtung tätig bin und zahlreiche Musiker kenne. Wir entschieden uns dann dafür, anfangs erst einmal Bands und Künstler aus Düsseldorf anzusprechen, da wir selbst auch beide Düsseldorfer Jungs sind.

Gab es irgendwelche Voraussetzungen, die diese erfüllen mussten?

Witte: Nein. Die Bands mussten nur zum Shooting in ein von uns angemietetes Studio in Ratingen kommen und sich dazu bereit erklären, später jeweils mindestens zehn Plakate der Aktion zum Stückpreis von fünf Euro abzunehmen, um diese dann über die eigene Internetseite oder bei Konzerten zu verkaufen.

Vor der Kamera standen Bands wie 4 Promille, Rogers, Kopfecho, Cashbar Club oder die Porters. Indes: Sie sind auch mit noch populäreren Künstlern wie etwa den Broilers befreundet. Warum haben Sie die nicht angefragt?

Witte: Um bei den Broilers zu bleiben: Die würden zwar, genau wie die Label-Kollegen von den Toten Hosen oder der Antilopen Gang, sicherlich sofort mitmachen — zumindest sofern sie nicht gerade im Tour-Stress stecken. Aber: Wir wären nun bestimmt nicht die Einzigen, die bei ihnen mit solchen Anfragen um die Ecke kommen. Und vor allem: Tim und ich waren uns einig, dass Bands dieses Kalibers die anderen Künstler überschatten würden. Und das wollten wir nicht. Das ist allerdings eine Option für die Zukunft. Die Aktion geht ja erstmal bis zum 31. Dezember. Und danach kann es sein, dass wir mehr Künstler ansprechen. Oder dass wir das Projekt auf ganz Deutschland ausweiten. Ich könnte mir beispielsweise gut vorstellen, speziell Künstler im Osten des Landes zu kontaktieren. In Dresden oder Rostock, wo dieses Thema — siehe Pegida und Co. — ja noch einmal besonders wichtig ist.

Gab es auch Kritik an Ihrer Aktion?

Witte: Nein. Ich hatte zwar durchaus die Sorge, dass etwas von Rechts kommen könnte. Denn ich erinnere mich, dass ich einmal mit Freunden ein „Fußballturnier gegen Rechts“ organisierte — und da hatte es im Vorfeld etliche Drohungen von entsprechenden Personen gegeben. Aber dieses Mal war da gar nichts. Und was die Künstler angeht: Die waren alle begeistert und halfen, wo es nur ging. Wir bekamen sogar Mails von Bands, die ein wenig beleidigt waren, dass wir sie nicht persönlich angeschrieben hatten. Aber auch wenn ich viel rumkomme, musikbegeistert bin und entsprechende Kontakte habe: Ich kenne beim besten Willen nicht jeden Musiker aus Düsseldorf und Umgebung.

Im „Pitcher“ gibt es nun das Live-Fotoshooting. Wie sieht es mit einer Ausstellung der Fotos aus?

Witte: Die wird kommen. Sie soll in der „Brause“ an der Bilker Allee 233 stattfinden. Wir brauchen jetzt nur noch einen Termin.

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