Düsseldorf Riesenbetrug mit Bundesliga-Abos

Computer-Freak überlistete Bezahlsender und prellte ihn um 100 000 Euro. Erst nach fünf Jahren flog der 36-Jährige durch Zufall auf.

Düsseldorf: Riesenbetrug mit Bundesliga-Abos
Foto: Jochen Lübke/dpa

Düsseldorf. Wer die Bundesliga live im Fernsehen verfolgen will, muss beim Bezahlsender „Sky“ tief in die Tasche greifen. 56,90 Euro kostet das Abo. Wer bei Jens C. im Internet bestellte, war schon mit zehn Euro dabei, das Jahres-Abo war für 100 Euro zu haben. Fünf Jahre lang betrieb der 36-Jährige einen illegalen „Card-Sharing-Dienst“, mit dem er einen Schaden von mindestens 100 000 Euro angerichtet haben soll. Am Donnerstag muste sich der gelernte Handwerker wegen Computerbetrugs und Steuerhinterziehung vor dem Amtsgericht verantworten.

Im April 2009 kam Jens C. auf die Idee: „Meine Ehe lief damals nicht gut. Wegen einer Magen-Darm-Krankheit konnte ich auf keine Feier gehen.“ Um seiner italienischen Frau eine Freude zu machen, schaffte er sich zunächst „Sky Italia“ an. Er sei dann neugierig geworden und habe ausprobiert, ob man das Programm auch auf andere Receiver übertragen könne. Dazu habe er sich weitere Tipps aus einem Forum im Internet besorgt.

Daraus wurde für den 36-Jährigen bald ein lukratives Geschäft. Er bestellte sich bei Sky und etlichen anderen Bezahl-Sendern die Decoder-Karten mit dem Zugangsschlüssel. Diese Daten übermittelte er seinen Kunden per E-Mail. Die konnten dann zu Dumping-Preisen Sport, Kino-Filme oder Erotik-Kanäle verfolgen. Als die Polizei die Wohnung des 36-Jährigen durchsuchte, wurden 45 aktive Karten für verschiedene Sender gefunden. 350 Kunden hatten das Angebot genutzt.

Möglicherweise wäre der Angeklagte bis heute nicht aufgefallen. Doch sein Geldinstitut wunderte sich, dass auf dem Konto über den Bezahldienst Paypal im Jahr mehrfach über 50 000 Euro flossen. Als Jens C. auf Anfrage erklärte, das seien alles Privatverkäufe über Ebay, erstattete die Bank Anzeige wegen des Verdachts der Geldwäsche.

Wie der 36-Jährige erklärte, habe er das Geld ausgegeben. Unter anderem finanzierte er daraus seinen Audi A6, außerdem sei viel für die drei Kinder angeschafft worden. Hinzu kamen die monatlichen Ausgaben für Originalkarten, die bis zu 1500 Euro betragen haben.

„Ich habe mich selbst erschreckt“, erklärte Jens C. zu den Summen, die von der Staatsanwaltschaft ermittelt wurden. Zusammen mit den Steuerschulden und weiteren Internet-Verkäufen von gestohlenen Elektronik-Bauteilen sei ein Gesamtschaden von mehr als 220 000 Euro entstanden.

Einen Teil davon hat der Familienvater mit Unterstützung von Eltern und Schwiegereltern inzwischen ersetzt. Da er nicht vorbestraft ist, kam Jens C. mit zwei Jahren Haft auf Bewährung davon.

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