Personenbeförderung Der Kampf um den Taximarkt in Düsseldorf

Düsseldorf · Wegen der Bedrohung durch Uber arbeitet Rheintaxi jetzt mit Mytaxi zusammen — was die Taxi-Genossenschaft sehr kritisch sieht.

Das Taxigewerbe gerät immer mehr in Bedrängnis, durch Carsharing, Apps wie Mytaxi und vor allem durch Mietwagenvermittler Uber.

Das Taxigewerbe gerät immer mehr in Bedrängnis, durch Carsharing, Apps wie Mytaxi und vor allem durch Mietwagenvermittler Uber.

Foto: dpa/Daniel Bockwoldt

Das Taxigewerbe gerät immer stärker unter Druck. In die Zange genommen wird es etwa von Car-Sharing-Modellen oder dem nach Düsseldorf zurückkehrenden Mietwagenvermittler Uber. Auch für die Taxizentralen wird die Luft dünner, Apps wie Mytaxi mit Daimler im Rücken dienen als komfortable Kontaktbörsen zwischen Fahrern und Kunden. Das Konkurrenzangebot der Genossenschaften „Taxi Deutschland“ tut sich aufgrund deutlich geringerer Mittel schwer dagegen. Gegen die Rabattaktionen von Mytaxi war man zudem erfolglos vor Gericht gezogen. In dieser Gemengelage schlägt Rheintaxi nun die entgegengesetzte Richtung ein. Das Unternehmen hat eine Kooperation mit Mytaxi verkündet.

Während Dennis Klusmeier, Vorsitzender der Taxi Düsseldorf eG, weiter warnt, Mytaxi wolle die klassischen Zentralen aus dem Markt drängen, beschreibt Hans Becker, Geschäftsführer von Rheintaxi, diese Einschätzung als „rätselhaft“. Auch wenn er zugibt, vor Jahren selbst skeptisch gewesen zu sein. Er sehe ein Unternehmen, das sich mittlerweile für das Taxigewerbe stark mache. Alexander Mönch, General Manager für Deutschland und Österreich bei Mytaxi, bestätigt das. „Wir haben uns sicher anfangs 2011 und 2012 an den Taxizentralen abgearbeitet. Das hat sich gravierend geändert.“ Zum Beispiel gebe man viel Geld für Gewerbepolitik aus, auch in den Kommunen vor Ort. Der Grund ist klar. Ein gemeinsamer Feind schweißt die ehemaligen Konkurrenten zusammen. Und der heißt Uber.

Das Vorgehen des US-amerikanischen Konzerns in Düsseldorf ist laut Becker, Mönch und Klusmeier absehbar: Der Konzern will mit subventionierten Dumpingpreisen unterhalb der geltenden Taxitarife den Markt zerstören, um später selbst die Preise diktieren zu können, wie das in anderen Städten schon passiert ist. Mönch: „Wir suchen deshalb den Schulterschluss in der Taxibranche, um mit einem breiten und qualitativ sehr guten Angebot dagegen halten zu können.“

Auch Becker wolle einen finanzstarken Partner an seiner Seite wissen. Konkret profitiert Rheintaxi mit seinen rund 150 Fahrzeugen künftig von einer möglichen Voreinstellung in der Mytaxi-App. Nutzer können sich die Stammgruppe „Rheintaxi“ einrichten und bekommen dann bevorzugt entsprechenden Fahrer angezeigt. Eine solche Stammgruppe kann jeder Unternehmer bei Mytaxi einrichten lassen. Um die Bestandsfahrer zu beruhigen, die nun eine Bevorzugung von Rheintaxi fürchten, kündigt Mönch mehr Werbung für Mytaxi in Düsseldorf an.

Ob das reicht, den Ärger einiger Bestandsfahrer zu beschwichtigen, wagt Klusmeier von der Genossenschaft zu bezweifeln. Er kritisiert zudem, dass Mytaxi ähnlich wie Uber versuche, Marktanteile an sich zu reißen: mit niedrigeren Fahrpreisen durch Subventionen. Mönch hält dagegen, dass es sich bei den Rabattaktionen von Mytaxi nur um zeitlich beschränkte Werbemaßnahmen halte, bei denen der Fahrer das volle Geld erhalte. Auch Becker sagt, dass das Vorgehen von Uber eine „andere Dimension“ habe. Hier litten Fahrer und Unternehmer unter den sehr niedrigen Tarifen, wobei zudem 25 Prozent als Vermittlungsgebühr an Uber abführt werden müsse. Bei Mytaxi sind es hingegen sieben Prozent. Zudem könne Mytaxi nicht die Taxitarifstruktur aushebeln, im Gegensatz zu Uber als Vermittler für Mietwagen.

Das sieht auch Klusmeier, der deshalb hofft, dass die Ordnungsbehörden konsequent durchgreifen werden. Vor allem bei Verstößen gegen die Rückkehrpflicht zur Betriebsstätte, wie sie für Mietwagen gilt. Auch an die Nutzer appelliert Klusmeier, genau zu überlegen, ob man Uber unterstütze. Er erinnert daran, dass die Preise bei hoher Nachfrage in der Vergangenheit selbst bei einem Terroranschlag (London) oder Schneesturm (New York) stiegen. Auch für Silvesternächte zum Beispiel sei das dann regelmäßig zu erwarten.

Um jedoch selber etwas gegen Uber zu tun, dafür fehlten der nicht gewinnorientierten Genossenschaft schlichtweg die Mittel. Ob Rheintaxi aus ähnlichen Gründen mit seiner neuen Partnerschaft richtig liege, kann laut Klusmeier nur der Blick in die Glaskugel verraten. Und darin erscheint bereits die nächste Taxi-Bedrohung: das selbstfahrende Auto. Klusmeier: „Wer sagt, dass Mytaxi nicht jetzt schon möglichst viele Kunden gewinnen will, die künftig in das selbstfahrende Taxi steigen, für die es keine Fahrer mehr braucht?“ Becker sieht das anders: „Guter Service wird immer nachgefragt.“ Genau das sei das Erfolgskonzept von Rheintaxi, wo Fahrzeuge sechs Mal öfter gebucht würden als bei der Genossenschaft.

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