Rheinische Kliniken: 34 Attacken in einem Jahr

Betriebsversammlung: Schwere Vorwürfe gegen Klinikleitung – Vorfälle würden vertuscht und heruntergespielt.

Düsseldorf. Bisher wiegelte die Leitung der Rheinischen Kliniken ab, wenn es um Übergriffe von Patienten auf Mitarbeiter ging. Sie seien selten, es werde hervorragend vorgebeugt. Am Mittwoch bei einer Betriebsversammlung im Hörsaal der Kliniken konnte der Kaufmännische Direktor Joachim Heinlein die Situation nicht weiter verharmlosen. Dort saßen diejenigen, die zu spüren bekommen, was Heinlein einräumte: "Es gibt eine Zunahme dieser Übergriffe."

Maas selbst gerät in die Kritik der Mitarbeiter. "Auf mögliche Angriffe werden wir nicht hinreichend vorbereitet", sagt ein Pfleger. Seminare zur Deeskalation würden nur sporadisch und längst nicht für alle Mitarbeiter angeboten.

Auch die Nachsorge nach Übergriffen lasse schwer zu wünschen übrig. Lediglich in zwei Fällen habe es überhaupt ein Gespräch gegeben - übrigens auch nur zweimal mit den gewalttätigen Patienten. "Wir werden allein gelassen."

Harter Tobak: Schriftliche Meldungen über Übergriffe, im Klinik-Jargon "Besondere Vorkommnisse" (BVK) genannt, müssten von den Mitarbeitern auf Anweisung gezielt beschönigt und die Vorfälle heruntergespielt werden. "Da wird gezielt vertuscht."

Ob ihm ein Kollege im Fall der Fälle helfen könnte, sei fraglich. Das Problem seien Pendeldienste, bei denen nachts Personal von anderen Stationen eingesetzt wird. Die Mitarbeiterin einer geschützten Abteilung schilderte gestern, auf ihrer Station seien in sechs Nächten fünf unterschiedliche Pendler eingesetzt gewesen, die weder mit den Patienten, noch mit Techniken zur Fixierung vertraut gewesen seien. Eine Kollegin: "Selbst wenn ich den Alarmpiepser benutze, was nützt mir das, wenn die Kollegen mir nicht helfen können."

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