Rheinbahn: Werbe-Folien verhindern den Durchblick

Mit der Werbung wird Geld verdient. Aber viele Kunden wollen lieber freie Sicht.

Düsseldorf. Mit der Bahn die Stadt erkunden, problemlos von A nach B kommen und sich eine Menge Stress ersparen: Die Rheinbahn verspricht ihren Kunden einen guten Service, um sich innerhalb des Stadtgebietes fortzubewegen - und auch noch etwas davon zu sehen. Doch bei vielen Rheinbahnkunden sorgen mit Werbefolien beklebte Straßenbahnen für Ärger.

"Teilweise sieht man nicht einmal die Haltestelle", sagt Kathrin Stahl. Für Carlos Severien ist das alles "halb so wild", doch auch Rheinbahn-Kundin Marlene Becker kann den "Werbe-Bahnen" nichts Gutes abgewinnen: "Gerade für Menschen, die sich in Düsseldorf nicht auskennen, sind die Folien störend. Da sieht man ja gar nichts von der Stadt."

Kritik ernten die Bahnen auch wegen ihrer Unübersichtlichkeit. Oftmals erkenne man bei den "zugepflasterten Bahnen" die Türen zu spät, ein Problem gerade für Senioren und behinderte Menschen.

Je nach Länge der Straßenbahn kostet die Werbung an einem Fahrzeug fast 20.000 Euro. "Dieses Geld nutzen wir, um den Service für die Kunden zu verbessern, beispielsweise für Anzeigetafeln und Haltestelleninfos für Blinde", sagt Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher.

"Wir haben die Kritik an den Folien schon aufgegriffen. Im Vergleich zu früher sind nur noch maximal ein Drittel der Fensterflächen mit Werbemitteln und Rasterfolie beklebt", sagt er.

In den Fahrzeugen würden die Haltestellen zusätzlich angesagt und eingeblendet, so Schumacher. "Außerdem sind die Eingangsbereiche an der Gummierung und an den Leuchtknöpfen sehr gut erkennbar, auch nachts."

Irmgard Scheinemann, bis vor kurzem stellvertretende Vorsitzende des Seniorenbeirats (inzwischen hat sie ihren Abschied genommen), will sich dennoch weiterhin für besseren Service bei der Rheinbahn einsetzen. "Wenigstens ein Sichtfenster sollte doch freigelassen werden, sonst sind Haltestellen gerade für ältere Menschen kaum zu erkennen."

Das findet auch die Linksfraktion. Im Ordnungs- und Verkehrsausschuss stellte sie den Antrag, die Rheinbahn um den Verzicht auf Fensterflächenwerbung zu bitten. Der "exzessive Werbevandalismus" sei in jeder Hinsicht eine Zumutung für die Fahrgäste. Jedoch beeindruckte das den Rest des Gremiums gar nicht: Der Antrag wurde schlicht abgelehnt.

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