Bahngeschichte Der „schwarze Pitter“ ist wieder bunt

Düsseldorf · Der Oldie-Fuhrpark der Rheinbahn ist um ein Glanzstück reicher. Fahrzeuglackiererinnen haben die fast 100 Jahre alte E-Lok von Rost befreit und neu lackiert. Zu sehen ist die Lok nun in der Ausstellung „125 Jahre Rheinbahn“.

 Die Auszubildende Chiara Sieburg und die Fahrzeuglackiererin Marina Paciorek haben mit ihrem Team den „Schwarzer Pitter“ restauriert.

Die Auszubildende Chiara Sieburg und die Fahrzeuglackiererin Marina Paciorek haben mit ihrem Team den „Schwarzer Pitter“ restauriert.

Foto: Holger Lodahl

Fast 100 Jahre ist sie alt, aber sie sieht aus, als wäre sie eben erst im Werk gebaut worden: die E-Lok mit dem Spitznamen „schwarzer Pitter“. So wurde die Lok genannt, weil sie über Jahrzehnte einen schnöden schwarzen Anstrich hatte. Das ist nun vorbei, die Lok hat ihre ursprünglichen Farben zurück und kann nun im Betriebshof der Rheinbahn besichtig werden.

Die Restaurierung hat die Fahrzeuglackiererin Marina Paciorek zusammen mit den Auszubildenden Julia Keulig und Chiara Sieburg geleistet. „Wir haben uns bei der Arbeit an alten Fotos orientiert“, sagt Marina Paciorik. Bevor das dunkle Grün und das helle Rot die alte Lok wieder schick aussehen ließen, waren viele Handwerksarbeiten nötig. Begonnen wurde schon im Dezember 2020. Es galt, mehrere alte Farbschichten und viel Rost zu entfernen. Weil sich diese Schichten mit den Jahrzehnten zu einer zähen Masse verbunden hatten, nahm das Lackiererinnen-Team statt eines Sandstrahlers eine Nagelpistole, mit der in vielen einzelnen Schritten der tief liegende Stahl wieder zum Vorschein gebracht wurde. Den Stahl haben die Spezialistinnen dann noch glatt geflext und wegen mancher Beulen plan gespachtelt. 13 Kilogramm Spachtelmasse waren nötig, zudem zehn Liter Rostschutzgrundierung, 20 Liter Schleiffüller und 80 Liter Lack in verschiedenen Farben. „So haben wir in fast 600 Arbeitsstunden eine schöne Oberfläche geschaffen“, sagt Paciorek.

Zu Hilfe kamen auch einige Kollegen aus der Schreinerei, denn Dach und Fußboden der Lok waren aus Holz. Einige wenige Einzelteile konnten von der Lok zudem abmontiert werden, die ehemals hölzernen, aber verrotteten Scheinwerferabdeckungen etwa wurden durch jene aus Metall ersetzt. Ausgetauscht wurde auch das Frontfenster, dessen Scheibe nun wie früher aus einem großen Teil besteht statt aus zwei kleineren. Die finale Lackierung mit schwarzer, roter und weißer Farbe macht aus der einstigen Lok-Rostlaube ein schmuckes Glanzstück wie in alten Zeiten.

Gebaut wurde die Lok im Jahr 1924 bei der AEG. Als sie dann zu ihrem ersten Einsatz bei den Kreis Mettmannner Straßenbahnen kam, soll sie 20 334,52 Reichsmark gekostet haben. Seit 1937 gehört die Lok zur Rheinbahn, die den Betrieb der Kreis Mettmanner Straßenbahnen übernommen hatte und das Netz der Düsseldorfer Nachbarstadt bis 1952 betrieb. Mit der Einstellung der letzten Mettmanner Linie kam die Lok ins Düsseldorfer Netz und war bis in die 1970er-Jahre als Rangierfahrzeug im Dienst. Da bekam die Lok auf ihren schwarzen Lack eine neue Schicht aus dem Rheinbahn-typischen Orange, „eine Farbe, die mir fast in den Augen wehtut“, sagt Marina Paciorek mit einem Zwinkern.

Im Jahr 1991 wurde die Lok erstmals restauriert und als technisches Denkmal im Betriebshof Lierenfeld aufgestellt. 2001 wurde die Lok noch einmal aufgehübscht, war dann aber der Witterung ausgesetzt. In 2019 dann wurde die Lok im Betriebshof Am Steinberg untergestellt, Ende 2020 begannen die Fahrzeuglackiereinnen mit ihren Restaurierungsarbeiten, die nun abgeschlossen sind.

Auf eine letzte Fahrt wird die Lok wohl nicht mehr gehen. „Der Zahn der Zeit hat sehr an der Elektrik genagt“, sagt Heike Schuster, Sprecherin der Rheinbahn. Der „schwarze Pitter“ ist nun das Prachttück in der Ausstellung „125 Jahre Rheinbahn – Einfach. Immer. Da.“.

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