Rennwagen-Sponsoring war Luftnummer

Henkel sollte von dem 90-Millionen-Vertrag offenbar nichts erfahren.

Düsseldorf. Um 90 Millionen Euro Sponsoren-Gelder für die Formel 1 streiten sich Henkel und Daimler, vor dem Düsseldorfer Landgericht wurde bereits eine Klage eingereicht. Wie die WZ berichtete, hatte der ehemalige Henkel-PR-Chef Kai von Bargen den Deal hinter dem Rücken der Konzern-Chefs abgeschlossen. Er darf sich nach wie vor frei bewegen, ebenso wie sein mutmaßlicher Komplize Willy L., der angeblich todkrank ist, aber mit einem Sportwagen durch die Stadt fährt.

Warum gegen beide kein Haftbefehl erlassen wurde, erklärte Staatsanwalt Johannes Mocken: "Willy L. hat Geld aus dem Ausland transferiert und damit erheblich dazu beigetragen, dass ein Teil des Schadens ersetzt werden konnte. Außerdem hat er seinen Ferrari und eine Eigentumswohnung in Zürich verkauft." Das wäre erheblich komplizierter gewesen, wenn der Mann in Untersuchungshaft gesessen hätte. L. habe außerdem durch ärztliche Atteste nachgewiesen, dass er schwer krank sei.

Anders sehe es im Fall Kai von Bargen aus. Der habe durch seine Selbstanzeige die Ermittlungen selbst eingeleitet. Mocken: "Wir gehen nach wie vor davon aus, dass keine Fluchtgefahr besteht." In Haft sitzt lediglich ein 47-jähriger mutmaßlicher Komplize des Duos. "Der hatte sich allerdings auch schon ins Ausland abgemeldet", begründet der Sprecher der Staatsanwaltschaft die Entscheidung.

Inzwischen wurden auch weitere Einzelheiten über den 90 Millionen-Vertrag mit dem Formel 1-Rennstall Brawn GP bekannt. Offenbar sind Kai von Bargen und Willy L. davon ausgegangen, dass Henkel überhaupt nichts von dem Deal erfährt. Vielmehr hatten die beiden vor, Werbeflächen auf den Rennwagen zu verkaufen. Sie hatten gehofft, dadurch so viel Geld einzunehmen, dass Henkel erst gar nicht in Anspruch genommen werde. Eine entsprechende Erklärung hat Willy L. zu den Akten der Staatsanwaltschaft gegeben.

Die Geschäftsidee habe sich als wenig erfolgreich erwiesen. Mocken: "Möglicherweise kam die Übernahme von Brawn GP durch Mercedes dazwischen." Bei den Verhandlungen mit dem Rennstall soll von Bargen erneut das Schreiben vorgelegt haben, auf dem die Unterschrift von Henkel-Chef Kasper Rorsted gefälscht ist. Das bescheinigte ihm praktisch volle Handlungsvollmacht...

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