Rekord: Zahl der Raser steigt deutlich

Die Stadtspitze von Düsseldorf fordert von Berlin höhere Bußgelder. Ein Verkehrspsychologe sieht weiter sinkende Verkehrsmoral.

Rekord: Zahl der Raser steigt deutlich
Foto: Schaller

Düsseldorf. Neues Jahr, neuer Rekord. Zum wiederholten Mal verzeichnet das Ordnungsamt bei seiner Verkehrsbilanz so viele Raser wie nie. Allein in den Jahren von 2015 bis 2017 stieg die Zahl der Verstöße von 184 401 auf 233 620. Das ist ein Plus von 27 Prozent. Sowohl an den Starenkästen der A 44 als auch im Rheinufertunnel wurden mehr Verkehrsteilnehmer geblitzt. Erschreckender Höhepunkt an letztgenannter Stelle: Ein Autofahrer fuhr im Februar 2017 mit 183 statt der erlaubten 70 Stundenkilometer durch die Röhre. Auf der A 44 war ein Verkehrsrowdy mit 199 statt der erlaubten 100 Stundenkilometer unterwegs.

Auch bei der Überwachung des ruhenden Verkehrs ahndete das Ordnungsamt eine viel höhere Zahl von Verstößen, von 415 052 im Vorjahr stieg sie auf 460 967. Es wurde mehr abgeschleppt (10 043) und es standen mehr Autos im Halteverbot (113 652). Gesamteinnahmen durch Verkehrsverstöße: 17,1 Millionen Euro.

Ordnungsdezernent Christian Zaum leitet aus dieser Entwicklung eine klare Forderung ab: „Die Bundesregierung hat es jahrelang versäumt, die Bußgelder so anzupassen, dass sie eine abschreckende Wirkung auf Verkehrsteilnehmer entfalten.“ Wie die Stadt mitteilt, hat nun Oberbürgermeister Thomas Geisel die Düsseldorfer Bundestagsabgeordneten angeschrieben, um auf eine Anpassung hinzuwirken.

Dass höhere Bußgelder wirken, zeigt laut Zaum, dass deutlich weniger Menschen über Rot fahren — 6752 waren es 2017 (Vorjahr: 6638). „Der Anteil der Rotlichtverstöße an der Gesamtzahl gemessener Fahrzeuge ist erheblich kleiner als der Anteil der Geschwindigkeitsverstöße.“ Einen Beleg dafür liefern die beiden ersten Blitzer, die seit einem halben Jahr Geschwindigkeit und Rotlicht gleichzeitig überwachen. Von Beginn der Messungen im Oktober bis zum Jahresende waren am Mörsenbroicher Ei 4705 Fahrzeuge zu schnell - während nur 169 bei Rot fuhren. An der Münchener Straße kommen mehr als 4000 Geschwindigkeits- auf 15 Rotlichtverstöße.

Von höheren Strafen hält Verkehrspsychologe Kai Lenßen allerdings nur bedingt etwas. „Die Strafen müssten schon sehr viel höher sein, so wie oft im Ausland.“ Am besten sollten sie sogar nach Einkommen gestaffelt sein, denn laut Lenßen fällt auf, dass teure und große Autos häufiger negativ auffallen. Effektiver fände er, verpflichtende psychologische Beratungen, sobald die Fünf-Punkte-Marke in Flensburg erreicht sei.

Dass immer mehr gerast wird, erklärt sich Lenßen mit einem scheinbaren Widerspruch. Der Experte glaubt, dass es an zunehmender Verkehrsdichte liegt. „Die verlorene Zeit wollen viele wieder aufholen. Da macht sich jeder seine eigene Moral.“ Hinzu komme, dass Staus für Frust sorgten. Viele nutzten das Auto um ihre Wut, auch über andere Lebensbereiche, rauszulassen.

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