Karneval Rekord in der Nachtresidenz: So viele Tunten gab es noch nie

Düsseldorf · Schräg, laut und lustig ging es zu. Am Ende triumphierte Gina Gelato, die das Publikum zum Toben brachte.

 Um die höchsten Absätze und die schrägste Performance ging es bei „Tunte lauf“ in der Nachtresidenz.

Um die höchsten Absätze und die schrägste Performance ging es bei „Tunte lauf“ in der Nachtresidenz.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Wie immer bombastische Stimmung in der Nachtresidenz: Dicht an dicht drängte sich die Menge vor der Bühne, auf den Treppen, nutzte jede Lücke. Gejohle und Gekreische bis zum Anschlag, den gesamten Samstagabend. Die Tunten waren wieder los, diesmal so viele wie noch nie – 18 zählte die KG Regenbogen. 18 Männer, die groß aufgebrezelt mit blinkenden Flügeln oder ganz schlicht in schwarzem Leder auf Highheels um die beste Show buhlten - und um den Hauptgewinn: eine Reise zum Karneval in Teneriffa.

Die höchsten Absätze in Zentimetern, die schrägste und überzeugendste Performance – und das lauteste Gekreische im Publikum, gemessen in Dezibel, damit punkten die Tunten. Viel brauchte es dafür nicht. Der Saal kochte mit dem ersten Schritt. Allein die Kostüme erregten begeistertes Pfeifen. Frau Olympia, „Lady Eurogames“ war dabei, im grün-bunten Mantel und Krone, eine füllige Marilyn Monroe, orientalische Tänzer mit lasziv schwingenden Umhängen und Schleiern, die gewagte Outfits enthüllen, da gab es bewusst haarige Beine unter wallenden Röcken, oder einen knall-pinken Schmetterling mit riesigen blinkenden Flügeln.

Und bei den Absätzen können die Mädel von Germanys next Topmodel einpacken. Ohne Plateau wagte sich kaum jemand auf die Bühne, 15 Zentimeter Absatz waren an dem Abend schon richtig wenig. Die Tunten erreichten selbst die mehrdeutigen 20 Zentimeter eines nicht jugendfreien Karnevalshits. Kein Problem für „Miss Rosie Poisson“, die in ihrem pinken Kleidchen elegant die Show rockte. Sie sprang problemlos, raste und hin und her, baute später einen Mann in knappen Höschen samt Plastikpenis mit ein und sicherte sich damit einen der ersten drei Plätze. Nicht bei allen klappte es immer unfallfrei – doch umknicken, stolpern, wieder aufrappeln – das war egal auf dem Laufsteg. Wohlwohlendes Gegröle weit über 100 Dezibel standen jeweils auf der Skala von Vereinspräsident Andreas Mauska. Ein Zuschauer, der sich den Termin nie entgehen lässt, ist restlos begeistert: „Diesmal legen sie sich sogar noch mehr ins Zeug.“

Eierlaufen in Highheels über eine Reihe von Männern

Ein Höhepunkt wurde das etwas andere Eierlaufen. In einer Reihe legten sich die Mitglieder der KG den Laufsteg entlang. Mit Löffel und Ei in der Hand galt es nun für die Tunten, über sie hinweg zuschreiten, und dabei natürlich die beste Show hinzulegen. „Mort A Della“, in Anlehnung an Conchita Wurst, glitt über sie hinweg. Am Ende wurde es knapp zwischen ihr, Pink Rosie und Gina Gelato. Letztere brachte das Publikum dann doch am stärksten zum Toben. 115 Dezibel konnte niemand mehr überbieten. Klassisch in schwarzer Lederoptik mit kurzem Höschen und Bustier, wallendes braunes Haar bis zur Taille tanzte sie geschmeidig und mit laszivem Blick über die Bühne, Körperbeherrschung pur. Eine Woche Sommerkarneval in Teneriffa gab es dafür als Gewinn – an dem Ort, an dem der Tuntenlauf erfunden wurde.

 Die OB-Kandidaten Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Stefan Engstfeld mit Andreas Mauska, dem Präsidenten der KG Regenbogen.

Die OB-Kandidaten Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Stefan Engstfeld mit Andreas Mauska, dem Präsidenten der KG Regenbogen.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Doch auch das Rahmenprogramm konnte sich sehen lassen. OB Geisel ließ es sich nicht nehmen, sich in ein enges Glitzerkleid zu schmeißen und als Tunte Susanne außer Konkurrenz das Publikum zum Johlen zu bringen. Die Bands waren gut ausgewählt, Stimmung mit Karnevalssongs vorprogrammiert. Sängerin Evelyn Werner begeisterte mit einem Kontrastprogramm, mit Liedern vom Musical bis Tina Turner. Und die treuen Stammgäste, die Fidelen Sandhasen aus Köln, zeigten auf engstem Raum wieder höchste Tanzcorps-Kunst mit geworfenen Salti bis unter die Decke, fantasievollen dreistöckigen Pyramiden, rasanten, perfekt sitzenden Tanzschritten. Klar, dass der Verein ebenfalls Mitglied der KG Regenbogen ist – samt Tunte aus den eigenen Reihen. Nach mehreren Stunden ging dann aber nur noch eines: Schunkeln zum KG-Lied „Farben des Lebens“ - das zugleich zeigt, dass die Veranstaltung doch etwas mehr ist als nur Show, nämlich ein Aufruf zu Toleranz.

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