Regisseur Andres Veiel wehrt sich gegen Vorwürfe zu seinem Beuys-Film

Beuys-Biograph Riegel sagt, in Veiels Beuys-Doku wimmele es von Propaganda und Zensur. Der Filmregisseur nimmt Stellung.

Regisseur Andres Veiel wehrt sich gegen Vorwürfe zu seinem Beuys-Film
Foto: Carsten Kampf

Düsseldorf. Beuys-Biograph Hans Peter Riegel hält es für einen Skandal, dass „Beuys“ von Andres Veiel als bester Dokumentarfilm mit der Lola ausgezeichnet worden ist. Veiel verschweige in seinem Film, dass Beuys reaktionäres Gedankengut vertreten, sich mit Altnazis umgeben und seinen Militarismus romantisiert habe. Im Gespräch mit der WZ nennt Veiel diesen Vorwurf abstrus.

Beuys sei einer der ersten Künstler gewesen, die sich mit Auschwitz auseinandergesetzt hätten. So habe Beuys 1957, nach einer langen Krise, an einer Bewerbung für ein Mahnmal für Auschwitz teilgenommen. Außerdem habe er Anfang der 1960er Jahre mit seiner „Auschwitz Demonstration“ eine der interessantesten Arbeiten zu der NS-Todesfabrik gemacht. „Wenn man sich mit Beuys’ Kernsatz ,Jeder Mensch ist ein Künstler’ beschäftigt, schließt das ,Jeder’ jegliche Überlegenheitsideologie aus. Da ist niemand bevorzugt, sondern jeder ist ein Künstler, egal welchem Geschlecht, welcher Rasse, welcher Religion er angehört“, sagt Veiel.

Verleihung des Deutschen Filmpreises Lola: Die Preisträger
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Riegel argumentiere wie ein Hütchenspieler, der die Quellen so lange hin- und herschiebe, bis sie seine kruden Thesen belegen: „Es ist richtig, dass der Kunstsammler Karl Ströher ein Mäzen von Beuys und zuvor bei der SS war. Das muss aber nicht bedeuten, dass er diese Ideologie weiter vertreten und im Hinterzimmer heimlich mit Beuys zusammen Adolf Hitler angebetet hat“, so Veiel weiter.

Außerdem hält Riegel dem Lola-Gewinner vor, er habe seinen Film in völliger Abhängigkeit von Beuys-Witwe Eva gedreht. Veiel widerspricht: „Wenn ich einen Film über Beuys mache, dann ist es mein Film. Eva Beuys hat unterschrieben, dass sie sich weder inhaltlich noch künstlerisch in die Produktion einmischen wird. Der Film ist so entstanden, wie ich ihn machen wollte“.

In diesem Zusammenhang kommt auch der Kunsthistoriker Benjamin Buchloh ins Spiel, mit dem Veiel für seinen Film ein Interview führte. Buchloh unterstellt Veiel, er habe ihn aufgrund Beuys-kritischer Aussagen nicht berücksichtigt. Dazu Veiel: „Die Kernpassagen des Interviews mit Buchloh kann jeder auf der DVD im Bonus-Material einsehen. Wenn ich in irgendeiner Weise Buchloh hätte zensieren wollen, dann wäre das Bonus-Material nicht auf der DVD.“

Weiterer Vorwurf von Riegel: Veiel würde Propaganda für die „zweifelhaften Lehren der Anthroposophie“ machen, auf deren Grundlage Beuys sein reaktionäres Gedankengut entwickelte, auch die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens. Nicht von ungefähr würde er mit anthroposophischen Weggefährten von Beuys, wie Kunstkritikerin Rhea Thönges-Stringaris, für seinen Film werben. „Ich war nie Anthroposoph, bin auch nicht Mitglied der anthroposophischen Gesellschaft“, entgegnet Veiel. Natürlich sei es richtig, dass sich Beuys immer auf die Lehren von Rudolf Steiner bezogen habe, aber: „Riegel hat nie verstanden, dass Beuys ein Künstler war, der die Gedanken von Steiner weiterentwickelt hat und nicht dessen Sprachrohr war.“

Veiel wollte in seinem Film vor allem zeigen, dass Beuys die Widersprüche einer von der Logik des Kapitals getriebenen Welt bereits vor 40 Jahren benannt und damit weit ins 21. Jahrhundert gedacht hat.

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