Rauchverbot: Wirte fürchten um Existenz und Umsätze

Nach der neuerlichen Initiative der Landesregierung fürchten Betreiber von Gaststätten oder Veranstaltungen, dass die Gäste wegbleiben.

Düsseldorf. Jetzt kommt das Rauchverbot für die kleine Eckkneipe, in Festzelten und auf Schulhöfen. Schon Mitte kommender Woche soll die Verschärfung des Nichtraucherschutzes ohne Ausnahmen und Schlupflöcher im NRW-Parlament eingebracht werden. Eine erste Initiative der rot-grünen Landesregierung war im Frühjahr wegen der Auflösung des Landtags gescheitert.

Die Gewerkschaft NGG und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) hatten schon damals gegen die Verschärfung gewettert: Viele Betreiber der 500 bis 600 Eckkneipen in Düsseldorf stünden vor dem Aus, wenn dort nicht mehr geraucht werden dürfe. Bislang profitierten diese Ein-Raum-Kneipen noch von einer Ausnahmeregelung. Jetzt ist von einem uneingeschränkten Rauchverbot die Rede.

Michael Nübold, Chef des Café Lindenhof an der Urdenbacher Allee in Benrath, sieht hinter der Gesetzesinitiative ein „Kesseltreiben gegen Raucher“. Seiner Meinung nach gebe es ein gut funktionierendes Gesetz. Auch Dehoga-Sprecher Thorsten Hellwig sagt: „Wir haben ausreichende Nichtraucherangebote.“ 82 Prozent der Betriebe in der Region Düsseldorf hätten sie.

Statt Wirte ihrer Existenz zu berauben oder ihnen Umsatzeinbußen zu bescheren, sollten die Vertreter der Ordnungsbehörden besser den „Wildwuchs“ ausmerzen, fordert Nübold: „Wenn einer bei Rot fährt, kann man doch auch nicht allen den Führerschein abnehmen.“

Besonders ärgert er sich über fehlende „Rechtssicherheit“. Nübold investierte nach eigenen Angaben vor drei Jahren bei der ersten Gesetzesinitiative 7000 Euro, um Raucher von Nichtrauchern räumlich trennen zu können. „Damit sind hier alle Gäste zufrieden, das Nebeneinander funktioniert sehr gut.“ Doch das Geld ist offenbar umsonst investiert worden.

Nübold, der auch Vorsitzender der Dehoga-Fachgruppe Gaststätten ist, schließt rechtliche Schritte gegen die Gesetzesinitiative nicht aus. Darüber müsse aber erst noch hinter geschlossenen Türen des Verbands gesprochen werden. Vorerst sorge er sich aber um seine Existenz. Durch den verregneten Sommer habe das Geschäft im Biergarten mit 160 Plätzen bisher überhaupt nicht stattgefunden. Jetzt komme auch noch das Rauchverbot.

Bei Düsseldorfs feinstem Lackschuhkarneval wurde ein Rauchverbot bereits diskutiert. Vor drei Jahren ging es darum, ob beim Prinzenball noch weiter gequarzt werden darf. „Es gab eine klare Entscheidung“, erinnert sich Christian Feldbinder vom Prinzenclub. Wie die ausfiel, war beim jüngsten Ball deutlich zu beobachten.

Allein am Tisch mit Ex-Air-Berlin-Chef Achim Hunold schmauchten vier Herren dicke Havannas. „Das gehört für viele Gäste dazu“, sagt Feldbinder, „Smoking, ein Glas Champagner, eine Zigarre. Würde der Club von sich aus das Rauchen verbieten, „würde das Gäste kosten“.

Kompliziert ist es an Schulen wie dem Comenius-Gymnasium. Dort liegt die Aula, der Festort fürs Brauchtum, zwar auf dem Schulgelände, aber nicht auf dem Schulhof. Karl-Hans Danzeglocke, Schulpädagoge und Präsident der Tonnengarde, sieht die Gäste generell vor der Aula rauchen.

Claus Faßbeck, stellvertretender Schulleiter am Comenius, erinnert sich, wie Oberbürgermeister Joachim Erwin in seinem ersten Amtsjahr ein striktes Rauchverbot auf dem Schulgelände erteilte. Die Gäste der Oberkasseler Aula verdrückten sich daraufhin mit dem Glimmstengel auf den benachbarten Parkplatz, der öffentlich ist — zumindest zeitweilig.

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