Rauchverbot: Kein Qualm = mehr Umsatz?

Der Altstadt droht kein großes Kneipensterben, meinen Experten. Die Einnahmen könnten sogar steigen.

Düsseldorf. Seit Dienstag ist es für die Landesregierung eine beschlossene Sache: Das Rauchverbot in der Gastronomie kommt. Wie die WZ berichtete, fürchten nun vor allem Wirte traditioneller Eckkneipen um ihre Existenz - gerade in der Altstadt, wo es besonders viele kleine Pinten gibt.

Insgesamt gibt es in Düsseldorf rund 3500 Gastro-Betriebe, droht jetzt ein massives Kneipensterben? "Das bezweifele ich", sagt IHK-Geschäftsführer Ulrich Biedendorf. "Ich denke, die Kunden sind wandlungsfähig. Wer abends gern Bier in der Kneipe trinkt, wird das auch künftig tun." Möglich sei aber, dass die Verweildauer der Raucher kürzer werde, was sich auch auf den Umsatz auswirken könne. "Der eine oder andere Betrieb wird wohl schließen müssen." Der IHK wäre es deshalb lieber gewesen, wenn die Wirte selbst hätten entscheiden können, ob die Gäste qualmen dürfen.

Manche Gastronomen begrüßen das Rauchverbot auch, sie glauben nicht, dass es in ihrer Kasse weniger klingelt. "Die Raucher werden ja nicht einfach zu Hause bleiben", sagt Alex Bark, von der Geissel an der Aachener Straße. In Kneipenrestaurants wie seinem wird viel Umsatz über das Essen gemacht - und selbst Raucher essen nicht so gern im Zigarettenqualm. Trotz allem will Bark auf rauchende Gäste nicht verzichten. Er überlegt, einen Raum abzutrennen.

Wobei der Blick ins europäische Ausland sogar beweist, dass Rauchverbot nicht zwangsläufig Kneipentod bedeutet: "Untersuchungen zeigen, dass Lokale, in denen ausschließlich getrunken wird, zwar kurzfristig weniger Umsatz machen. Das normalisiert sich aber schnell wieder", sagt Toxikologe Friedrich Wiebel. Speiselokale könnten sogar mit steigenden Umsätzen rechnen.

Auch manch Angestellter freut sich über das Rauchverbot: Im Mengwasser an der Friedrichstraße atmet vor allem Kellnerin Brunhilda Unruh auf. "Gerade im Winter, wenn die Fenster zu sind, geht es mir nach einer Schicht schlecht - durch den Qualm", sagt die Nichtraucherin. "Ich freue mich, dass es endlich ein Verbot gibt."

Umfrage Die gestrige Umfrage der WZ bei Kneipengästen hatte ein erstaunliches Ergebnis: Die meisten befragten Raucher - selbst wenn sie jahrelang zum Glimmstängel greifen - haben wenig gegen das geplante Rauchverbot einzuwänden. Die Frage ist, warum?

Antwort Einfach zu erklären sei ein solches Verhalten nicht, sagt Dr. Petra Franke, Chefärztin der Abteilung für Abhängigkeitserkrankungen an den Rheinischen Kliniken. Möglicherweise liege es daran, dass viele Raucher das Verbot hinnähmen, weil sie es nicht verhindern könnten und es akzeptierten. Denkbar sei aber auch, dass sie den Druck von außen sogar begrüßten, um so einfacher von ihrer Nikotinsucht los zu kommen. Mit dem Rauchen aufzuhören bedeute schließlich, gesundheitliche Schäden zu vermeiden.

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