Rauchverbot: Die letzte Kippe in der Kneipe

Ab dem 1. Mai gilt in NRW das neue, strengere Rauchverbot. Wir haben uns in den Raucherkneipen der Altstadt umgehört.

Düsseldorf. Die Zeiten von verrauchten Kneipen sind ab Mittwoch endgültig vorbei. Dann greift der neue Nichtraucherschutz der Landesregierung. Am letzten Wochenende vor dem Verbot wagten wir uns in die Raucherkneipen der Altstadt und sprachen mit Wirten und Gästen.

Wir beginnen im Knoten am Anfang der Kurzen Straße. Hier wird getrunken, gequatscht, getanzt und geraucht. Trotz der Terrasse vor der Tür findet sich hier zumindest zu späterer Stunde kaum ein Gast, während es drinnen brechend voll ist. Doch das wird sich bald ändern: „Die Raucher werden dann kurz vor die Tür gehen müssen“, sagt Knoten-Chefin Isa Fiedler. Sie denkt, dass sich die Rauchgewohnheiten schnell ändern werden: „Man wird dann nicht mehr alle drei Minuten rauchen, dafür dann aber zwei Zigaretten nacheinander.“ Auch wenn sie jedes Rauchverbot ablehnt, findet Fiedler: „So ist es dann die fairste Lösung.“

Einige Meter weiter im Schaukelstühlchen treffen sich die Raucher unter den „Kürzer Alt“-Liebhabern. Während es nebenan in der ehemaligen Quetsche Essen zum Bier gibt, sind es hier die Zigaretten. Das Schaukelstühlchen ist gewissermaßen der Raucherraum der Brauerei Kürzer. Die Gäste hatten sich mit dieser Regelung angefreundet: „Für mich war die Lösung optimal. So konnte jeder selbst entscheiden, in welchen Laden er geht“, sagt Jonathan Steltzer. Doch auch Raucherräume haben keine Zukunft. Steltzers Freund Patrick Reck ergänzt: „Im Sommer kann man ja noch gut draußen rauchen, da stört mich das eher weniger.“ Für die beiden Raucher bringt die Zigarette auch ein Stück Gemütlichkeit, auf das sie auf keinen Fall verzichten wollen.

Direkt gegenüber liegt die Siam Cocktailbar. Dort werden Raucher schon länger vor die Tür geschickt. So auch Kathrin Kuhn, die gerade genüsslich an einer Zigarette zieht: „Ich bin zwar nur Gelegenheitsraucherin, aber ich finde es schade, dass es jetzt verboten wird.“ Für sie ist noch ein anderer Punkt entscheidend: „Wenn in Diskotheken nicht mehr geraucht werden darf, stinkt es nur noch nach Schweiß.“ Auch ihre Freundin Christina Stock kann sich als Nichtraucherin mit dem Verbot nicht anfreunden: „Mich stört es nicht wirklich und es gibt doch wichtigere Sachen, um die man sich kümmern sollte.“

Auch in der Zwiebel in der Mertensgasse wurde am Wochenende noch einmal eifrig geraucht. Mindestens jeder zweite Gast hat hier eine Zigarette zwischen den Fingern. Für die meisten gehört sie zum Feiern einfach dazu. So auch für Peter Stammelter: „Wenn ich essen gehe, habe ich ja Verständnis, aber in einer Kneipe sollte man doch rauchen dürfen.“ Jörg Lunger widerspricht ihm: „Ich habe es bisher akzeptiert, aber nur weil ich keine Alternative hatte.“ Klaus Schliesky, Wirt der Zwiebel, ist der gleichen Meinung wie seine Kollegin aus dem Knoten: „Wenn das Rauchen schon verboten wird, dann für alle.“

Am Mittwoch Mittag werden die Aschenbecher von den Tischen der Altstadt verschwunden sein. Sonst drohen Strafen (siehe Info-Kasten). Doch bis es soweit ist, wird am Montag noch ein letztes Mal kräftig in den Mai geraucht — und zwar bis in die frühen Morgenstunden. Kontrollen ab Mitternacht soll es laut Stadt nämlich nicht geben.

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